Stade. Die größte Einrichtung ihrer Art in der Region hat Jubiläum. Warum trotzdem nicht gefeiert wird
Jahrelang war sie kaum zu sehen: Hohe Bäume hatten die Jugendherberge Biggesee auf dem Mühlenberg bei Stade fast komplett in ihren Schutz genommen. Seit Borkenkäfer die umgebenden Fichten zerstört haben und die trockenen Bäume gefällt werden mussten, ist das streng geometrisch entworfene Gebäude wieder weithin sichtbar - fast so wie vor 50 Jahren, als die inzwischen 252 Betten große Beherbergungseinrichtung eröffnet wurde.
+++Lesen Sie auch: Katholiken aus dem Kreis Olpe sprechen über Zukunft der Kirche+++
Das zweite Jubiläum der größten Jugendherberge der Region - sowohl die Jugendburg Bilstein als auch die Freusburg liegen in der Bettenzahl leicht dahinter zurück - geht allerdings still über die Bühne: Herbergsleiter Peter Schär sah sich angesichts der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Auflagen nicht in der Lage, verlässlich ein Jubiläum zu planen. Mit den Lockerungen kamen allerdings auch die Buchungen, und nun ist das Haus bis weit in den Herbst belegt, anschließend folgt eine umbaubedingte Schließung bis ins neue Jahr hinein, weil weitere Zimmer mit eigenen Nasszellen ausgestattet werden. Schär hofft, dass im nächsten Jahr, möglicherweise zum Abschluss der Umbauarbeiten, ein Tag der offenen Tür oder eine Feier nachgeholt werden kann.
4,7 Millionen DM hatte das Herbergswerk Westfalen-Lippe investiert, als 1972 die Jugendherberge Biggesee mit damals 244 Betten feierlich eröffnet wurde. Damals war es die fünfte im Kreis - außer Bilstein gab es Herbergen in Oberhundem, Attendorn und die privat geführte in Bamenohl. Attendorn wurde als erste geschlossen, im Gegenzug das alte Krankenhaus in Heggen als Jugendherberge neu eröffnet. Inzwischen sind die Jugendherbergen Oberhundem und Heggen gleichfalls Geschichte. Auch in Olpe gab es einmal eine Jugendherberge: im Dohm, am alten Freibad, doch diese wurde lange vor der Eröffnung von Stade geschlossen.
Aus Münster kamen die Architekten Kösters und Balke, die die Jugendherberge entwarfen und dabei schon die Neuausrichtung des Herbergswerks im Blick hatten, wurde doch ein Flügel des Baus eigens für Familien vorgesehen, die inzwischen neben Schulklassen und Vereinen zu den stärksten Nutzern von Jugendherbergen gehören, während die klassischen Wandergruppen oder Einzelwanderer zwar weiterhin willkommen, aber rar geworden sind.
In den Anfangsjahren fungierte die Jugendherberge Biggesee auch als Landschulheim für die Stadt Hamburg; zügeweise kamen Schülerinnen und Schüler von der Elbe an die Bigge. Das brachte enorme Übernachtungszahlen von über 40.000 pro Jahr. Mit dem Ende dieser Phase ging die Belegung zurück und hat sich in den vergangenen Jahren bei rund 25.000 pro Jahr stabilisiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Beherbergung musischer Gruppen; Chöre und Orchester buchen die Herberge gern für Probenwochenenden.