Sondern. Beim Straßenbau riss der Bagger Wurzeln weg, sodass ein Baum in Sondern gefällt werden musste. Die Anlieger fordern Konsequenzen.
Im Dorf wird es spöttisch-liebevoll „Bermudadreieck“ genannt: eine grüne Insel, die mitten in Sondern zwischen Franz-Hitze-Straße und Hanemicker Weg einen kleinen Dorfplatz bildet. Der Spitzname rührt wohl daher, dass bei den dort stattfindenden Feierlichkeiten schon mancher Gast, der nur kurz hinwollte, spurlos verschwunden ist. Nicht ganz spurlos, aber auch verschwunden ist in der vergangenen Woche ein stolzer Baum, der bis dahin als Schattenspender auf dem Dreieck stand: eine Kastanie, die bei Bauarbeiten beschädigt worden war. Anlieger informierten unsere Zeitung und zeigten sich vor Ort ungehalten über das Vorgehen der Stadt. Denn eigentlich gibt es in Olpe die Regelung, dass der städtische Bauausschuss über jeden einzelnen Straßenbaum befindet, der entfernt werden soll.
Ortsvorsteher widerspricht
In Sondern aber war der Bauhof angerückt und hatte die Kastanie umgelegt, ohne dass das vorher im Ausschuss besprochen worden war. Bei einem Ortstermin mit unserer Zeitung machten Anwohner ihrem Ärger Luft. Die Fällung sei zwar letztlich unumgänglich gewesen, weil beim Tiefbau zum Ausbau der Franz-Hitze-Straße die Haltewurzeln zerstört worden seien. Das aber dürfe nicht sein: Wenn eine derartige Baumaßnahme geplant werde, dann müsse ein solcher Baum darin Berücksichtigung finden.
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Einzelne Stimmen wurden laut, die erklärten, sie könnten sich sogar vorstellen, dass hier absichtlich so vorgegangen worden sei. Dem widersprach Ortsvorsteher Winfried Freitag aber energisch. Zudem sei ihm berichtet worden, dass sich nach der Fällung herausgestellt habe, dass die Kastanie krank gewesen sei, sei ohnehin in wenigen Jahren hätte gefällt werden müssen. Das aber wollten die Anlieger nicht auf sich beruhen lassen: Sie appellieren an die Stadt, dass künftig bei ähnlichen Tiefbauarbeiten gründlicher auf vorhandene Bäume geachtet wird, um eine solche Verletzung der Wurzeln zu verhindern.
Haltewurzeln weggerissen
Tiefbauamtsleiter Stupperich erklärte gegenüber unserer Redaktion: „Mitnichten war das geplant.“ Das werde auch deutlich, weil auf allen Plänen zum Straßenausbau der Baum eingezeichnet sei. „Beim Ausschachten sind heftig große Wurzeln beschädigt worden, und daraufhin haben die Experten gesagt, dass das zu gefährlich ist.“ Es sei ein bedauerlicher Fehler bei den Bauarbeiten, der darin begründet sei, dass die Lage der Wurzeln sich nicht habe erkennen lassen. „Normalerweise wird in solchen Fällen vorsichtig gearbeitet, das ist hier leider ausgeblieben.“ Wenn die Haltewurzeln eines solchen Baumes weg sind, dann müsse er gefällt werden, und da könne dann auch nicht die nächste Sitzung des Bauausschusses abgewartet werden, einerseits, weil es keine Alternative zur Fällung gebe, andererseits, weil Gefahr im Verzug sei. Fritz Klocke, Förster im Ruhestand und ehemaliges Ratsmitglied der Grünen, war von einem Anwohner als fachkundige Stimme zum Ortstermin dazugebeten worden. Anhand eines Fotos attestierte er, dass die hangseitigen Haltewurzeln des Baums durch den Tiefbauer praktisch komplett weggebaggert worden seien, in solche einem Fall. Allerdings lasse sich die Lage solcher Haltewurzeln durchaus vorher festmachen. Er zitierte Eugen Roth: „Zu fällen einen schönen Baum, braucht’s eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert.“ Zwar sei erfreudlich, dass die Stadt einen neuen Baum an die Stelle der gefällten Kastanie setzen wolle. „Aber ein Ersatz ist das nicht. Man kann einen Baum nicht durch einen neuen ersetzen.“