Drolshagen. Uli Berghof, Bürgermeister von Drolshagen, hat am Samstag zum ersten Mal Paare getraut. Einige wussten vorher nichts von dem prominenten Ersatz.

„Ich fühl’ mich wie vom Promi getraut.“ So rief Carolin Büdenbender, nun Kolloch, lachend aus, nachdem sie am Samstag um 10 Uhr im Gewölbekeller in Drolshagen standesamtlich getraut wurde. Und zwar von Bürgermeister Ulrich Berghof höchstpersönlich.

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Berghof hat gerade erst ein dreitägiges Trauungsseminar in Bad Salzschlirf in Hessen auf der „Akademie für Personenstandswesen“ vom „Bundesverband der Deutschen Standesbeamtinnen und Standesbeamten e.V.“ (BDS) abgeschlossen. Seine erste Trauung habe er eigentlich für eine befreundete Familie im Oktober geplant. Da alle anderen Standesbeamten am Wochenende jedoch verhindert waren, habe es für ihn „Sinn gemacht, jetzt einzuspringen“ und an einem Tag gleich drei Paare in den Hafen der Ehe zu geleiten. Diese zusätzliche Befähigung ist jeder Person im Bürgermeisteramt zugänglich durch einen besonderen Kurs und diese Option wollte Berghof nun gerne anbieten. „Die eigentliche Zeremonie ist aber nur ein kleiner Teil der Ausbildung“, verriet er. „Der Großteil besteht aus rechtlichen Dingen wie ausländisches Personenstandsrecht.“

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Paare waren dankbar, dass sie Hochzeit nicht verschieben mussten

Die einzige Vorbereitung bei so einer kurzfristigen Entscheidung war das einmalige Durchspielen der Zeremonie mit einer Standesbeamtin und mit sich selbst. Beim ersten Mal sei er auch etwas angespannt gewesen. „Aber der Umgang mit ständigen sich verändernden Situationen ist Teil meiner Arbeit“, so Bürgermeister Berghof. Bei allen Paaren waren nur lobende Worte für Berghof und seine Trauungsfähigkeiten zu hören: Man habe sich „gut aufgehoben gefühlt“ und es sei „was anderes, vom Bürgermeister getraut zu werden“. Außerdem war es „überraschend gut“, denn die Liebenden hatten teilweise vorher nicht von ihrem hochrangigen Ersatz erfahren. Vor allem aber waren die Paare dankbar und erleichtert, dass ihre Heirat nicht verschoben werden musste.

Für drei Paare erfüllte sich in Drolshagen am 3. September ein großer Wunsch: Sie haben sich das Ja-Wort gegeben.
Für drei Paare erfüllte sich in Drolshagen am 3. September ein großer Wunsch: Sie haben sich das Ja-Wort gegeben. © Laura Gipperich

Die 30-jährige Carolin Kolloch und ihr gleichaltriger Mann Jonas-Georg Kolloch aus Schreibershof nannten die ganze Situation „eine total witzige Geschichte“. Die Grundschullehrerin mit einer Klasse im 1. Schuljahr und der Qualitätsingenieur haben sich kennengelernt „wie es heutzutage üblich ist“: über eine Dating-App. Die zwei sind seit 2018 ein Paar und wussten schon lange, dass sie heiraten wollen. Die Entscheidung zu einem Antrag im Dezember 2021 sei aber spontan gewesen. Eine große und freudige Überraschung erhielt Carolin Kolloch, als Kinder ihrer Klasse nach der Trauung zu ihr kamen, um ihr einzeln mit je einer Blume zu gratulieren. Letztlich vollzogen sie gleich nach der standesamtlichen Hochzeit auch ihre kirchliche Zeremonie.

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Das zweite Paar, das um 11 Uhr getraut wurde, waren Jennyfer Roll, nun Rath, 30 Jahre alt und Altenpflegerin aus Neu-Listernohl, sowie Philipp Rath, 34 Jahre und aus Drolshagen, der in der Forschung tätig ist. Mit dabei waren ihre Kinder Franziska (6), Johanna (3) und Clemens, gerade mal sechs Wochen alt. Clemens gab letztendlich auch den Impuls, nach dem Bau eines eigenen Hauses nach jahrelangen Heiratsabsichten die Zeremonie endlich zu vollziehen. „Der Bürgermeister hat es schön gemacht“, so ihre Meinung nach der Trauung. Das Paar lernte sich durch eine von Jennyfers Arbeitskolleginnen kennen und lieben. Mittlerweile sind sie schon sieben Jahre zusammen. Was sie am meisten an ihrem Mann liebt, fällt Jennyfer Rath leicht ein: „Er hält mir immer den Rücken frei, egal was ist.“ Ihr Mann dagegen sieht nur „positive Sachen“ an seiner Frau, denn die „negativen sind schon wieder die positiven Dinge“. Kirchlich heiraten werden sie im August nächsten Jahres. Ihre Hochzeitsreise soll nach New York gehen; Philipp Rath wollte schon immer in die USA.

Philipp und Jennyfer Rath (geb. Roll) mit ihren Kindern Franziska, Johanna und Clemens hätten.
Philipp und Jennyfer Rath (geb. Roll) mit ihren Kindern Franziska, Johanna und Clemens hätten. © Laura Gipperich

Heirat mit hölzerner Fliege

Viele überraschende und ungewöhnliche Momente bot das dritte und letzte Paar um 12 Uhr: Die 28-jährige Olperin Johanna Scheele und der 33-jährige Lütringhauser Sebastian Ditzell, nun Scheele, trugen eher unkonventionelle Kleidung zu ihrer Eheschließung: Die Hebamme kam in Jacke und Hose, der Feuerwehrmann trug Hosenträger sowie eine Fliege aus Holz. Über die Feuerwehr haben sie sich auch vor 15 Jahren kennengelernt, als sie Teil des Musikzuges und er bei der Feuerwehr tätig war. Der Bürgermeister sei sehr offen zu ihnen gewesen und eine Trauung sei „schön, wenn man schon zehn Jahre zusammen ist.“ Für die größte Überraschung sorgten die Freundinnen der Eheleute, die „Can You Feel the Love Tonight“ von Elton John sowie „Seite an Seite“ von Christina Stürmer sangen. „Eigentlich liebt man das Gesamtpaket an einem Menschen“, war Johannas Antwort auf die Frage, was sie am meisten an ihrem Partner liebt. „Aber besonders, dass wir schon so viel zusammen geschafft haben.“ Ihr Mann schätzt die offene Art und Hilfsbereitschaft seiner Frau am meisten. Für die kirchliche Trauung warten sie bis Dezember und die Hochzeitsreise wird spontan dort hingehen, „wo es warm ist“.

Johanna und Sebastian Scheele (geb. Ditzell)
Johanna und Sebastian Scheele (geb. Ditzell) © Laura Gipperich

Berghofs Haupttätigkeit wird weiterhin sein Amt als Bürgermeister sein. Aber er wird Trauungszeremonien ab und zu durchführen, wenn sein „Amt es zulässt.“