Kreis Olpe. Mit Wenden schreiben zwei weitere Kommunen aus dem Kreis Olpe neue Gasverträge aus. Sie rechnen mit einer Preissteigerung in nie dagewesener Höhe.

In den Rathäusern im Kreis Olpe schrillen die Alarmglocken. Die explodierenden Kosten für Erdgas sorgen für Aufregung. Besonders hart trifft es die Gemeinden Wenden und Kirchhundem sowie die Stadt Drolshagen. Ihre Verträge laufen aus. Gemeinsam versuchen sie, ab kommendem Jahr einen neuen Anbieter zu finden. Doch das wird teuer.

„Das ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Es wird sicher sehr viel teurer werden. Ich gehe davon aus, dass es finanziell wehtun wird“, sagt Wendens Kämmerer Thomas Munschek. Das Vergabeverfahren laufe noch bis Ende nächster Woche. „Wenige Anbieter sind geneigt, ein Angebot abzugeben“, so Munschek. Zwar liegt ein Angebot vor, doch das ist offenbar wenig attraktiv. Im Gegenteil.

Doch Wenden, Drolshagen und Kirchhundem wird nichts anderes übrigbleiben, als in den sauren Apfel zu beißen. „Versorgungssicherheit ist oberstes Gebot“, betont Thomas Munschek. Zunächst soll ein neuer Vertrag für 2023 abgeschlossen werden mit einjähriger Option zur Verlängerung. Laut Sitzungsvorlage für die Wendener Ratssitzung am 7. September geht Bürgermeister Bernd Clemens von einer Preissteigerung für Gas um das Sechsfache aus. Ähnliches ist aus Drolshagen zu vernehmen, wo Bürgermeister Uli Berghof den zuständigen Ausschuss am Dienstag im nichtöffentlichen Sitzungsteil über die prekäre Lage aufklärte.

„Das wird auch Einfluss auf unsere Haushaltsplanung im kommenden Jahr haben. Wir müssen gezwungenermaßen über Einsparpotenziale nachdenken, die weh tun können“, sagt Munschek. So ist die Wassertemperatur im Wendener Hallenbad bereits abgesenkt worden. Statt 29 beträgt sie nur noch 26 Grad. Auch die Raumtemperatur wurde um 3 Grad gesenkt. Beide Sofortmaßnahmen bringen ein Einsparpotenzial von jeweils 18 Prozent.

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Frank Vollmer vom Gebäudemanagement der Gemeinde Kirchhundem: „Das sind schon verrückte Zeiten. Wir drei Kommunen haben uns zusammengetan, um mit einem Fachbüro eine Ausschreibung hinzubekommen, weil wir die allein gar nicht mehr hinbekommen hätten. Einfach so ausschreiben, das würde schlicht zu keinem einzigen Angebot führen.“ Und wie in Wenden, werden auch in Kirchhundem schon konkrete Sparpläne geschmiedet. „Dass die Raumtemperatur in den Schulen und im Rathaus abgesenkt werden muss, daran geht kein Weg vorbei“, so Vollmer. „Weiterhin wird überlegt, Brückentage zur Schließung zu nutzen, einfach um die Heizzeiten zu verringern.“ Ähnlich auch in Drolshagen. Kämmerer Rainer Lange: „Zum einen gibt es ja die Verordnung, die sogar umgesetzt werden muss, da haben wir gar keine Wahl, was die Raumtemperaturen angeht.“ Anders beim Stadtbad, denn dieses wird nicht von der Kommune selbst betrieben, sondern ist an die Firma Lenne-Therme aus Meggen verpachtet. „Wir werden uns nächste Woche zusammensetzen und durchsprechen, welche Wege hinsichtlich möglicher Einsparungen gangbar sind“, so Lange. Und auch mit dem Gebäudemanagement stünden Gespräche an, um abzuklären, ob es noch Einsparmöglichkeiten gibt, die über die Anforderungen der Verordnung hinausgehen.

Deutlich besser da steht die Stadt Olpe, die ihren Gasliefervertrag unmittelbar vor der Krise bis Ende 2023 „zu guten Konditionen“, so Kämmerer Thomas Bär, verlängert hat. Aber auch hier schlagen die Preissteigerungen zu Buche. Die Stadtverwaltung hat im Vorfeld des bevorstehenden Sitzungsblocks durchgerechnet, was die steigenden Energiepreise für die Kommune schon mit den alten, deutlich günstigeren Verträgen bedeuten werden. Allein die Gasumlage würde nach Stand der Dinge die Kreisstadt Olpe mit rund 250.000 Euro an Mehrkosten belasten. Für einige städtische Gebäude, die mit Holzpellets, Öl oder Flüssiggas beheizt werden, rechnet die Stadt mit Mehrkosten von rund 50.000 Euro.

Dies käme zu einer zuvor errechneten Prognose zur allgemeinen Energiekostensteigerung in Höhe von 600.000 Euro hinzu, sodass „zusammen mit den Umlagen und den Steigerungen bei anderen Energieträgern nun insgesamt 900.000 Euro an Mehrkosten“ in die aktuelle Prognose des Ergebnisplans 2023 einfließen. Nur hinsichtlich der Strompreise kann die Stadt zunächst noch durchatmen: „Die aktuellen Stromlieferverträge der Kreisstadt Olpe laufen ganz überwiegend zu unveränderten Preisen bis Ende 2023. Hier muss erst ab 2024 mit vermutlich deutlichen Preisaufschlägen gerechnet werden“, heißt es in der Vorlage zum bevorstehenden Rat.

Auch die Gemeinde Finnentrop musste in diesem Jahr neu ausschreiben, nachdem ein Gas-Anbieter laut Bürgermeister Achim Henkel insolvent gegangen war. „Wir haben einen neuen Vertrag zu deutlich höheren Konditionen abgeschlossen“, erklärt Henkel. „Aber müssten wir jetzt ganz aktuell ausschreiben, hätten wir vermutlich noch mehr bezahlen müssen.“