Olpe/Attendorn. Derzeit fließt 22-mal mehr Wasser aus der Talsperre als hineinströmt. Um Probleme zu verhindern, will der Ruhrverband die Abflussmenge reduzieren.

Auch ein Laie sieht schon mit bloßem Auge, dass die derzeitige Trockenheit und der seit Wochen registrierte Niederschlagsmangel Auswirkungen auf die Biggetalsperre hat. Täglich wachsen die Uferstreifen; täglich sinkt der Wasserspiegel im Hauptsee. Derzeit ist die Talsperre zu nicht ganz 70 Prozent gefüllt – oder anders gesagt: Fast ein Drittel des Volumens ist leer. Markus Rüdel, Pressesprecher beim Ruhrverband in Essen, erklärt die Lage: „Derzeit wird sichtbar, wofür unsere Stauseen da sind. Im Winter versuchen wir, sie komplett vollzustauen, damit sie in den trockenen Sommermonaten Wasser an die Lenne und damit an die Ruhr abgeben können, damit die Trinkwasserversorgung von 4,6 Millionen Menschen gesichert ist.“

Steinige Ufer unterhalb der Doppelstockbrücke Listertal.
Steinige Ufer unterhalb der Doppelstockbrücke Listertal. © Jörg Winkel

Allerdings sei deutlich, dass die derzeitige Trockenheit ihre Bilanz fordere. Denn gegenüber dem „langjährigen Mittel“, das seit dem Einstau der Bigge Anfang der 1960er-Jahre berechnet wird, ist der derzeitige Füllstand um 12 Prozent unter dem Schnitt. Die Ursache ist einfach auszumachen: „Wir messen zurzeit einen Zulauf von 340 Litern pro Sekunde, geben aber siebeneinhalb Kubikmeter in derselben Zeit ab.“ Mit anderen Worten: Es läuft 22-mal mehr Wasser ab, als zuströmt. Der Wasserspiegel im Hauptsee liegt um über 8 Meter tiefer als bei Vollstau.

Sorge um den „Wasserschatz“

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Noch hat das keine Auswirkungen vor Ort. Rüdel: „Im trockenen Sommer 2018 war die Staumenge noch etwas niedriger.“ Dennoch macht sich der Ruhrverband Gedanken. „Wir denken ja nicht nur an diesen Sommer, sondern auch an den nächsten. Und da muss nur ein trockener Winter mit wenig Niederschlag folgen, dann schaffen wir den Vollstau nicht.“

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Daher habe der Ruhrverband einen Ausnahmeantrag gestellt, den eigentlich vorgeschriebenen Stand am Ruhrpegel Hattingen unterschreiten zu dürfen. „Das hat das Ziel, die Mindestabflussmenge herabsetzen zu dürfen, um den Wasserschatz länger bewahren zu können“, so Rüdel.

Der Hauptsee am Staudamm Eichhagen: Der Wasserspiegel liegt rund 8 Meter tiefer als bei Vollstau.
Der Hauptsee am Staudamm Eichhagen: Der Wasserspiegel liegt rund 8 Meter tiefer als bei Vollstau. © Jörg Winkel

In diesem Jahr kommt erschwerend hinzu, dass auch der Wasserstand der dem Biggesee vorgeschalteten Listertalsperre niedrig ist, dies allerdings gezielt: Weil die nach den Plänen des Ingenieurs Otto Intze errichtete Staumauer zur Stauseite hin saniert wird, muss die Lister abgelassen werden. Das Stauziel, so Rüdel, sei nur noch wenige Zentimeter entfernt, dann werde mit der Überholung des Mauerwerks begonnen.

Schifffahrt nicht betroffen

Für die Personenschifffahrt hat das sinkende Wasser noch keine Auswirkungen – außer dass die Fahrgäste immer weiter zum Schiff gehen müssen, um an Bord zu kommen. Nicole Keseberg: „Wir hatten früher immer einen Engpass, die Anlegestelle Stade. Dort verläuft der ehemalige Bahndamm, und da konnten wir fast immer nur bis zur Zeit um das Sonderner Schützenfest anlegen. Deshalb haben wir diese Haltestelle schon seit zehn Jahren aus dem Plan herausgenommen.“ Alle anderen Ziele bleiben für die beiden Schiffe erreichbar, „sogar als der See 2015 wegen der Sanierung des Hauptdamms 15 Meter unter Vollstau war, konnten wir fahren“, so Nicole Keseberg.