Olpe/Altenhundem/Attendorn. Am 1. September gibt es erste Details. Die Konsequenzen könnten Patientinnen und Patienten über den Kreis Olpe hinaus spüren.
Drei Krankenhäuser gibt es im Kreis Olpe. Zwei davon, das in Olpe und das in Altenhundem, bilden einen Verbund und gehören demselben Träger, der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, seit kurzem Teil der GFO. Das dritte, die Helios-Klinik in Attendorn, war bis 1999 ein städtisches Krankenhaus, damals unter dem Namen „St.-Barbara-Krankenhaus“, und wurde dann privatisiert. Alle drei stehen vor einer Umwälzung, die die gesamte nordrhein-westfälische Krankenhauslandschaft betrifft, und in knapp zwei Wochen geht es los: Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat den Start des neuen Krankenhausplans auf den 1. September gelegt. Die „bestmögliche Versorgung für alle Patientinnen und Patienten“ hat er vollmundig angekündigt, die der neue Plan sichern soll, verbunden mit einer „deutlichen“ Stärkung der stationären Versorgung. Zentraler Punkt der Reform: Darin soll entschieden werden, welches Krankenhaus künftig welches Leistungsspektrum anbietet, und um dies zu dürfen, müssen deutlich strengere Vorgaben als bisher erfüllt werden. An besagtem 1. September werden die Krankenhäuser laut Land „umfangreiche Informationen und Unterlagen für das Verfahren“ erhalten, „damit sie sich sorgfältig vorbereiten können“.
Jeder kann Schließung testen
Dabei laufen die Vorbereitungen schon länger. Dr. Gereon Blum ist in doppelter Funktion im Spiel: als Geschäftsführer der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, die die beiden Krankenhäuser in Olpe und Altenhundem betreibt, und als Arzt, der die Reformen mit fachlichem Interesse begleitet. Auch wenn noch keine konkreten Vorgaben bekannt sind, steht für ihn schon jetzt fest: „Im Vorfeld wurde stets betont, dass abgesehen von reinen Zahlen auch Sonderbedingungen die Grundlage für die Planungen sein werden. Und insbesondere für Altenhundem werden Ausnahmeregelungen nötig sein.“ Warum, das macht ein Blick auf eine Homepage im Internet deutlich. Unter www.gkv-kliniksimulator.de kann jedermann per Mausklick jedes einzelne der nordrhein-westfälischen Krankenhäuser virtuell schließen und sich anzeigen lassen, welche Auswirkungen dieser Schritt auf das Umfeld hätte. Und hier wird schnell klar: Würde das Altenhundemer Krankenhaus fehlen, dann sähe es für große Teile des Kreises Olpe und insbesondere für Teile des Hochsauerlandkreises dunkel aus. Denn eine Vorgabe des Krankenhausplans ist auch, dass „ein Krankenhaus mit internistischer und chirurgischer Versorgung für 90 Prozent der Bevölkerung von Nordrhein-Westfalen innerhalb von 20 Autominuten erreichbar sein muss“. Der Simulator zieht einen Radius von 30 Auto-Fahrzeitminuten um jeden Standort und zeigt dabei, dass rund um das Altenhundemer Krankenhaus knapp 95.000 Menschen leben. Derzeit beträgt für sie die durchschnittliche Fahrt mit dem Pkw zum nächsten Grundversorger-Krankenhaus 15,1 Minuten - ohne das St.-Josef-Hospital wären es 24,1 Minuten. Und für rund 35.000 Menschen würde die Fahrt zum Krankenhaus dann länger als 30 Minuten dauern. Dr. Blum hat viel Verständnis für die Planungen des Landes und betont, dass die Stoßrichtung absolut richtig sei. Aber er betont auch: „Das, was die Reform anpacken will, sind Probleme, die zu 90 Prozent in den Ballungsgebieten auftreten.“ Derzeit wird die Krankenhausplanung noch mit einer Rechenweise aus den 1940er-Jahren betrieben, mit virtuellen Betten, die seit den 1960er-Jahren als Grundlage der Planung dienen. „Das entspricht aber schon lange überhaupt nicht mehr der Realität.“
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Er fasst die Pläne des Ministers so zusammen: „Es soll nicht mehr jeder alles anbieten, sondern das, was gebraucht wird und was man gut kann. Der Ansatz ist richtig, aber da muss noch vieles nachgebessert werden.“ So werde nach derzeitigem Planungsstand die Beurteilung pro Standort erfolgen, und das bedeute, dass Olpe und Altenhundem, die zusammen ein Klinikum bilden, von Härten getroffen werden könnten, weil beispielsweise für bestimmte Leistungsbereiche eine Mindestzahl von Fachärzten vorhanden sein muss, „und da ist der Markt schlicht leer“.Ein wichtiger Aspekt für die Zukunft ist für Dr. Blum die gerade erfolgte Eingliederung der Katholischen Hospitalgesellschaft in die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO), denn durch diesen großen Verbund könne ein kleines Krankenhaus wie Olpe oder Altenhundem mit den eigenen Fach- oder Spezialkrankenhäusern kooperieren, ohne dass die Patientinnen und Patienten komplett wechseln müssen. So sei vorstellbar, bei bestimmten Eingriffen die Voruntersuchungen und die Nachbehandlung in Olpe oder Altenhundem zu erledigen und nur den Eingriff in der jeweiligen Spezialklinik vorzunehmen. Eine große Chance für den Standort Lennestadt berge ein Gutachten des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) aus Berlin, das dringend den Ausbau der ambulanten Medizin empfehle. Hier sei die Katholische Hospitalgesellschaft schon gut unterwegs, wobei dieser Wandel neben einem organisatorischen Kraftakt vor allem viel vom Personal verlange, das diesen neuen Weg mitgehen müsse.
Auch in Attendorn warten die Verantwortlichen gespannt auf die Post aus Düsseldorf. „Uns liegen noch keine vollständigen Unterlagen und Bedingungen zum neu ausgerichteten regionalen Planungsverfahren für das Versorgungsgebiet 16 (Kreis Olpe, Kreis Siegen-Wittgenstein) vor“, schreibt Dr. Oksana Prajzel, Geschäftsführerin der Helios-Klinik, auf Anfrage unserer Zeitung. Wesentliches Kriterium werde die Kooperation von Krankenhäusern untereinander sein. „Attendorn ist bereits Teil eines Helios-Clusters. Dieser Netzwerkgedanke ist für uns hier in Attendorn also bereits geübte Praxis. Wenn alle Anforderungen und Bedingungen für unser Versorgungsgebiet seitens des Ministeriums vorliegen, werden wir unsere Vorstellungen in die regionale Planungskonferenz-Serie einbringen“, so Dr. Prajzel.