Kreis Olpe. Die Trockenheit hält an und längerer Regen ist weiterhin nicht in Sicht. Das kann der Mensch jetzt tun.

„Wo kein Wasser, da kein Leben, alle werden es nicht schaffen“. Klarer als Daniel Fey, Leiter des LANUV-Fachbereichs „Fischereiökologie und Aquakultur“ in Albaum, kann man die Lage in den Fließgewässern Bächen im Kreis Olpe wohl kaum beschreiben. Die wochenlange Trockenheit lässt kleine Bäche austrocknen, Fische verenden bereits und sogar größere Gewässer verkommen nach und nach zu Steinwüsten. Das Schlimmste: Ein Ende der Dürre ist nicht abzusehen und der Mensch ist machtlos.

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Bei der Unteren Wasserbehörde im Kreishaus läuten die Alarmglocken. Von der Veischede bei Grevenbrück wurden diese Woche bereits verendete Fische gemeldet. Weitere Fälle seien laut Kreis bisher nicht angezeigt worden, es sei aber wahrscheinlich, dass es weitere gibt, so der Kreis. Denn auch einige Bäche mittlerer Größenordnung seien trockengefallen. „Im März, Juni, Juli und bisher im August hat es kaum Niederschlag gegeben. Im Frühjahr wurde der ausbleibende Niederschlag noch durch die starken Niederschläge im Januar und Februar ausgeglichen. Inzwischen ist jedoch der Grundwasserspiegel so weit gesunken, dass nur noch wenig Zulauf in die Bachläufe erfolgt“, so der Kreis.

Auch in der Lenne  bei Saalhausen wird der „Strandanteil“ immer größer.
Auch in der Lenne  bei Saalhausen wird der „Strandanteil“ immer größer. © Volker Eberts

Im Regelfall hätten die Gewässer im Ostkreis einen stabileren Abfluss als die niederschlagsärmeren Westgebiete des Kreises Olpe, zumal hier noch streckenweise Wasserentzug durch Karsteinflüsse vorhanden sei, so der Kreis. Doch auch im Ostkreis, siehe Veischede, wird die Lage immer prekärer.

Die Albaumer Spezialisten, die die Aquakulturen in ganz NRW im Blick haben, wollen noch nicht von einer dramatischen Lage sprechen, eher von drastischen Einschnitten in einzelnen Naturlebensräumen. Allerdings seien Fische und andere Aqua-Lebewesen nicht so dumm, um zu warten, bis sie im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen schwimmen. „Die Fische kriegen das mit“, so Fey. Sollte es dann mal regnen, „folgen sie der Welle in ein Zwischenhabitat und kehren erst wieder zurück, wenn wieder mehr Wasser da ist. „Aber das schaffen nicht alle“, so Daniel Fey. Weil in der Fortpflanzungszeit in den Wintermonaten Januar und Februar in der Regel wieder genug Wasser da ist, baue sich die Population in zwei, drei Jahren wieder auf.

Viele Zuflüsse in die größeren Gewässer, hier in die Lenne bei Saalhausen, sind bereits komplett trocken.
Viele Zuflüsse in die größeren Gewässer, hier in die Lenne bei Saalhausen, sind bereits komplett trocken. © WP | Volker Eberts

Sollte es viele Jahre im Sommer so trocken bleiben, könnte dieses System aus dem Gleichgewicht geraten. „Für uns Fischliebhaber ist das alles andere als schön.“, so Fey: „2018, -19 und -20“ waren ja auch schon Dürrejahre.“ Und die Prognosen verheißen nichts Gutes. Der Kreis bewertet die Lage so: „Auch wenn sich die Jahresniederschläge mengenmäßig noch nicht so deutlich verändert haben, so erkennt man die Tendenz einer Verschiebung von Niederschlägen im Vergleich zu den früheren, recht stabilen Regenzeiten: Es kommt zu längeren Trockenzeiten und mehr Starkregenereignissen mit entsprechenden Auswirkungen. Menschliches Eingreifen in die Gewässerstruktur, Flächenversiegelungen sowie oberflächige Ableitung von Niederschlägen tragen zu dieser Entwicklung bei.“

Deshalb sollte der Mensch die Lage nicht noch weiter verschärfen: „Die Wasserentnahme aus Gewässern muss unterbleiben. Private Entnahmen für Teiche, Gartenbewässerung oder Pools sollen bei genauso unterlassen werden wie gewerbliche“, appelliert der Kreis an die Vernunft der Mitbürger. Daniel Fey sieht das genauso. Das LANUV startete schon 2019 eine Infokampagne, um über die Folgen der Wasserentnahme aus Fließgewässern aufzuklären. Die einzige Möglichkeit, lebensbedrohte Fische zu retten, sei Abfischen und Umsiedlung, aber der Aufwand sei enorm.

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Die LANUV-Außenstelle in Albaum ist von der Dürre ebenso betroffen wie alle anderen Fischereibesitzer bzw. - pächter. Denn die Teiche der Einrichtung wurden jahrzehntelang ausschließlich aus dem Albaumer Bach gespeist. Das sei heute durch technische Umrüstungen nicht mehr so. „Die Lage ist angespannt, aber unsere Fische sind nicht in Gefahr“, so Fey.

Nach dem Neubau, der im kommenden Jahr starten soll, werde man nur noch fünf bis zehn Prozent an Quellwasser benötigen. Die neue Teichtechnik sei auf Wasserkreislaufwirtschaft ausgerichtet. „Das Wasser was, wir entnehmen, das geben wir auch wieder zurück. Das ist einer der Big Points des Neubaus“, so Daniel Fey.