Elben. Stefan Lepke aus Elben verkauft seit über 30 Jahren Kaminöfen. Warum er derzeit so vielen Kunden absagen muss wie noch nie:
Eigentlich heißt er Stefan Lepke. Doch im Wendener Land und weit darüber hinaus könnte man den Eindruck haben, sein eigentlicher Vorname sei „Ofen“. Denn „Ofen Lepke“ ist seit 1992 ein feststehender Begriff; ungezählte Kaminöfen hat Lepke in den vergangenen 30 Jahren nicht nur in Häuser, sondern auch in Hotels, Schlösser, Vereinsheime oder Jagdhütten eingebaut. Und eigentlich müsste man glauben, dass jemand, der vom Verkauf solcher Öfen lebt, sich riesig freut, wenn Anrufe von Interessenten so häufig eingehen wie noch nie.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Denn in den allermeisten Fällen ist Lepkes Beratung derzeit rasch vorbei und endet für die enttäuschten Interessenten mit der Auskunft, dass er ihnen keinen Kaminofen verkaufen kann. Die Tatsache, dass angesichts des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Energiekrise viele Menschen darauf setzen, einen Holzofen als Ergänzung zur gas- oder ölbefeuerten Zentralheizung anzuschaffen, sorgt bei Lepke wie auch vielen seiner Kollegen und den zuständigen Schornsteinfegern für viel Arbeit, die in den meisten Fällen nicht zum Erfolg führt.
Dafür gibt es zwei Ursachen. Die eine: Es ist schlicht kein passender Ofen lieferbar. Die andere: Die Nachrüstung von Kaminöfen in Bestandsgebäuden ist seit dem 1. Januar extrem erschwert worden.
Rohr muss firstnah enden
Der Grund liegt in den „Ableitungsbedingungen für Abgasanlagen“, die zum 1. Januar 2022 verabschiedet wurden. Lepke schätzt, dass seitdem 85 Prozent der Anfragen negativ beschieden werden müssen. Trotz des Namens „Kaminofen“ kann ein solcher Ofen nämlich auch an ein Abgasrohr angeschlossen werden. Beim Spaziergang durch heimische Dörfer sind derartige Anlagen inzwischen Alltag: Meist aus Edelstahl gefertigt, wird das Rohr durch die Hauswand nach außen und dann senkrecht nach oben geführt, wo es oberhalb der Dachhaut endet. Das ist nun kaum noch möglich. Lepke: „Das Rohr muss nun firstnah enden, und dadurch kommt es für die meisten Häuser nicht mehr in Frage.“
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Hinzu kommt, dass die Produzenten der Kaminöfen derzeit die Anfrage auch nicht in Ansätzen befriedigen können. Besonders die hochwertigen Gussöfen, die Lepke fast ausschließlich vertreibt, sind betroffen, denn die Verarbeitung des Metallgusses ist extrem energieaufwendig und daher unmittelbar von Gaspreissteigerungen und Materialnachschub betroffen. Ein mit Lepke befreundeter Produzent in Belgien hat ihm die Lage drastisch geschildert: Die Gießerei stehe praktisch voll mit Rohöfen, aber die zur Auskleidung nötigen Schamotte-Steine und die Türen aus feuerfestem Glas seien derzeit schlicht nicht lieferbar.
Tauschfrist endet 2024
Das hat Lepke veranlasst, im Namen seiner Branche einen Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu schreiben. Denn zu den Kunden, die sich einen Ofen als zweites Standbein kaufen möchten, kommen die hinzu, die einen vorhandenen Kaminofen austauschen müssen. Das Bundesimmissionsschutzgesetz macht dies nötig; eine ganze Reihe von Öfen, die bestimmte technische Voraussetzungen nicht mehr erfüllen, müssen bis 2024 gegen neue, staubarm verbrennende moderne Exemplare ersetzt werden. Lepke: „Deshalb stehen diese Ofenbesitzer jetzt auch alle auf der Matte, weil sie zu Recht vermuten, dass gegen Ende der Frist, also 2024, die Preise in die Höhe gehen werden.“ Lepkes Vorschlag: Habeck solle diese Frist bis 2026 verlängern. Ähnlich seien die Länder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in den von der Flut betroffenen Gebieten verfahren, um keine zusätzlichen Härten für die Betroffenen entstehen zu lassen. „Es wäre für die Bevölkerung und die betroffenen Zulieferer eine enorme Hilfe, und der Markt könnte zu normalen Preisen zurückfinden“, bittet Lepke den Grünen-Minister: „Die ,Goldgräbermethoden’ zurzeit sind durchweg nicht positiv zu werten.“ So habe ein Importeur ihm eine kräftige Preiserhöhung damit begründet, die Rohstoffe seien teurer geworden. Die Nachfrage beim Hersteller in Belgien habe ergeben, dass diese Steigerung beim Gussmaterial bei genau null Prozent liege.
Ein weiterer Hinweis vom Fachmann: Viele Kunden seien auf der Suche nach sogenannten „wasserführenden Kaminöfen“. Diese verfügen über seitliche Wassertaschen, sie heizen einerseits durch Strahlungswärme den Raum, in dem sie aufgestellt sind, andererseits unterstützen sie die Zentralheizung, indem sie wie diese den Heizkreislauf des Hauses unterstützen. Lepke: „Wer sich aus der derzeitigen Krisenstimmung heraus einen Kaminofen kauf, der will einen, der auch dann noch funktioniert, wenn alles ausfällt. Wasserführende Öfen sind aber auf Strom angewiesen. Fällt der Strom aus, kann man sie nicht benutzen.“ Und ein noch wichtigerer Tipp: „Was gar nicht geht, sind Gasheizgeräte mit Gasflaschen. Die darf man keinesfalls in einem Haus oder einer Wohung betreiben.“ Denn bei zu wenig Sauerstoffzufuhr entsteht hier hochgiftiges Kohlenmonoxid, weshalb solche Geräte nur bei garantierter Frischluftzufuhr erlaubt sind. Lepke: „Ich bin sicher, dass es diesen Winter Tote geben wird, weil sich Leute solche Geräte ins Wohnzimmer stellen.“