Kirchhundem. Die Sekundarschule in Kirchhundem macht einen großen Schritt in Richtung Barrierefreiheit. Dies ist keine Selbstverständlichkeit.

Wenn die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Hundem-Lenne in Kirchhundem nach den Ferien in ihre Schule zurückkehren, werden sie sich wundern. In den beiden Treppenhäusern wurden Gleitschienen und massive Gestänge eingebaut, die auf den ersten Blick an eine Achterbahn erinnern. So ganz falsch ist die Vermutung auch nicht. Eine Fachfirma hat in den letzten zwei Wochen in beide Treppenhäuser so genannte Treppenlifte eingebaut. Damit wird das Gebäude wesentlich barrierefreundlicher und mobilitätseingeschränkte Personen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, können nun leicht alle Ebenen des Gebäudes erreichen.

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Der Aufwand für die Installation der Lifte der Firma Niro aus Bielefeld ist immens. Zunächst mussten die vorhandenen Treppengeländer entfernt werden. Dann wurden stabile Rundmasten montiert, an denen neue Geländer und das Schienensystem aus Edelstahl für die Lifte angeschraubt wurden. „Wir brauchten eine Lösung, bei der sich Schülerinnen und Schüler selbstständig bewegen können“, sagt Michael Kolo, Fachbereich Bauen der Gemeinde Kirchhundem. Bisher habe sich Hausmeister Norbert Wenglarsch zusammen mit dem Lehrerkollegium darum gekümmert, dass eine Schülerin, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, zwischen den drei bzw. vier Stockwerken wechseln kann.

Sicher und einfach zu bedienen

Mit einer Fernbedienung kann künftig eine stählerne Plattform punktgenau an einen Treppenabsatz gefahren werden. Dann klappt eine kleine Rampe herunter, so dass der Rollstuhl problemlos auf die Plattform rollen kann. Zwei stabile Sicherungsbügelklappen klappen herunter und sichern den Rollstuhl gegen unbeabsichtigtes Wegrollen, ebenso wie die hochklappenden Rampen. Dann kann die Fahrt nach oben oder unten starten. Aber nicht im Achterbahntempo, sondern sehr gemächlich. „Um Gegenstände zu transportieren ist man zu Fuß viel schneller“, erklärt Aufzugsmonteur Michael Schnüll. Die Plattform rollt dabei an den Laufschienen entlang. Das patentierte Niro-System mit Rollenantrieb habe den Vorteil, dass es nicht gefettet werden muss wie zum Beispiel Systeme mit Zahnradantrieb, erklärt der Fachmann.

Jede Menge Stahlrohre wurden in die Treppenhäuser eingebaut.  
Jede Menge Stahlrohre wurden in die Treppenhäuser eingebaut.   © WP | Volker Eberts

Grundsätzlich sei es möglich, dass Rollstuhlfahrer den Lift über eine Fernbedienung mit Spiralkabel selbstständig bedienen. Zu Anfang wird Hausmeister Norbert Wenglarsch bei der Bedienung helfen. „Wir freuen uns alle, dass es jetzt diese Möglichkeit gibt“, berichtet Wenglarsch. Derzeit kommt eine Schülerin in den Genuss dieser neuen Technik.

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Eigentlich sollte die Installation bereits in den Osterferien erfolgen. Aufgrund der Demontage der alten Geländer hätte die Aktion jedoch zu viel Zeit beansprucht. Deshalb wurden die Arbeiten in die längeren Sommerferien verlegt. Am Donnerstag soll alles fertig sein. Die soliden Treppenlifte, die zu fast 100 Prozent aus Stahlteilen besteht, gelten als sehr wartungsarm und dürften bei sachgerechter Bedienung eine lange Lebensdauer haben.

90.000 Euro Investition

Rund 90.000 Euro lässt sich die Gemeinde die beiden Treppenlifte kosten. Es ist eine freiwillige Investition der Gemeinde. Nur bei größeren Umbauten in öffentlichen Gebäuden schreibt die Landesbauordnung vor, im gleichen Zuge Barrierefreiheit herzustellen. „Das kommt hier nicht zum Tragen, aber wir wollten dafür sorgen, dass Schülerinnen und Schüler, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, nicht an einen anderen Schulstandort wechseln müssen, sondern dort lernen können, wo sie sich wohlfühlen“, erklärt Verena Gräbener, zuständige Fachbereichsleiterin für Schulen. Der Hauptstandort der Sekundarschule in Meggen ist bereits barrierefrei.