Olpe. Ehemalige Schützenmajestät springt als Aushilfe ein und hilft dem Verein aus der Not: Er hat den derzeit besonders begehrten Lkw-Führerschein.

Das Schützenfest 2022 wird, das steht schon jetzt fest, in die Annalen des Olper St.-Sebastianus-Schützenvereins eingehen. Die Tatsache, dass es das erste Fest nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause ist, sorgt für eine ganze Reihe an Besonderheiten. Eine davon: Erstmals wird es bei diesem Fest wahrhaft königliches Bier geben. Dafür sorgte ein Zufall.

Begehrten Führerschein CE in der Tasche

96 Hektoliter Bier sind an Bier des Lkw, nochmal so viel in einem zweiten. Die Fässer sind für die Eck- und die Haupttheke vorgesehen.
96 Hektoliter Bier sind an Bier des Lkw, nochmal so viel in einem zweiten. Die Fässer sind für die Eck- und die Haupttheke vorgesehen. © Jörg Winkel

Thomas Rullich, Gebietsrepräsentant der Krombacher Brauerei, plante kürzlich mit Christian Thöne, Oberleutnant im Olper Schützenvorstand und Chef der Wirtschaftskommission, Details zur Belieferung des diesjährigen Fests. Und Rullich berichtete von Personalengpässen. Der Getränkevertrieb Südwestfalen, Tochterfirma der Brauerei, sucht wie wohl alle Logistikfirmen derzeit deutschlandweit Fachpersonal. Insbesondere potenzielle Fahrer mit dem für die schweren Lkw nötigen Führerschein der Klasse CE sind rar gesät. Wenn dann noch Krankheitswellen dazukommen, wird es eng. Christian Thöne hatte daraufhin einen Geistesblitz: Sein Bruder Dirk hat besagten Führerschein und gerade Urlaub und ist im Hinblick auf das nahende Schützenfest verfügbar. Rullich griff zum Telefon, fragte die Majestät von 2012 und hatte Minuten später eine Zusage.

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Und so rollten am Mittwoch zwei schwere Lkw der Brauerei auf den Imberg, um die Kühllager unter der Eck- und der Haupttheke zu füllen. Paletten voller 50-Liter-KEGs, wie die genormten Fässer kurz genannt werden, pro Lastwagen 96 Hektoliter, wurden mit Gabelstapler und Hubwagen ausgeladen und in die Bierkeller gerollt. 25 Tonnen mit 430 PS den Berg hinauf - für den brandneuen Mercedes „Actros“ kein Problem. Dirk Thöne machte sich einen Spaß daraus, die Fahrt mit Schützenkappe zurückzulegen - „hier, die neue Mitgliedermarke ist schon drauf“. Er hatte Anfang des Jahres die nötigen Untersuchungen abgelegt, um die Gültigkeit des Führerscheins zu verlängern: „Man weiß nie, wozu.“ Dass er so schnell in die Lage versetzt wurde, diese Kompetenz umzusetzen, hatte er dabei nicht bedacht.

„Ununterbrochen Bier fahren“

Mitten im Abladen stieß Rainer Brüser dazu, ebenfalls Gebietsrepräsentant der Brauerei, ebenfalls alter König (2017) und bekannt für sein „Muloppen“. Mit ernster Miene ging er auf Dirk Thöne zu, runzelte die Stirn und verkündete den Helfern: „Der Dirk wird dieses Jahr leider nicht mitfeiern können beim Schützenfest.“ Betretene Gesichter, lebende Fragezeichen: „Er muss ab sofort leider ununterbrochen Bier ausfahren, wir können nicht auf ihn verzichten.“ Die Helfer blickten verblüfft, erst als Dirk Thöne lauthals lachte und Brüser freundschaftlich auf die Schulter schlug, begriffen sie, dass Rainer Brüser einen seiner üblichen Scherze losgelassen hatte und dass Dirk Thöne ab Samstag mit Sicherheit auf keinem Fahrersitz mehr anzutreffen sein wird, sondern auf dem „Ümmerich“. Um mit Freunden mit dem selbst übers Heck gefahrenen Bier anzustoßen und die Rückkehr des Olper Schützenfests zu feiern.