Olpe. Als der Hatzenberg zum neuen Wohngebiet wurde, beschloss der Schützenverein, eine weitere Korporalschaft eigens für dessen Bewohner zu gründen.

Neun Korporalschaften bilden den St.-Sebastianus-Schützenverein Olpe, das Stadtgebiet ist aufgeteilt in neun Gebiete, um den riesigen Verein mit seinen weit über 5000 Mitgliedern in überschaubaren Einheiten führen zu können. Doch das war nicht immer so: Bis 1972 waren es derer acht. Im Zuge der Bebauung des Hatzenbergs, auf dem ein Haus nach dem anderen aus dem Boden wuchs, war der Bedarf entstanden, das neue Wohngebiet in eine eigene, neunte Korporalschaft zu fassen. Dieser Tag jährt sich beim diesjährigen Schützenfest zum 50. Mal, sodass „die Neunte“ ihr zweites Jubiläum feiert.

Derzeit gehören der 9. Korporalschaft rund 500 Mitglieder an, entweder wohnen sie am Hatzenberg oder stammen von dort. Eine gesonderte Feier gibt es nicht, indes würdigt der Verein seine jüngste Gliederung im Rahmen des Schützenfests: Am Schützenfestsonntag wird vormittags beim Konzert auf dem Marktplatz vom Heeresmusikkorps Kassel unter der Leitung von Oberstleutnant Tobias Terhardt unter anderem das Musikstück „Für unsere neun“ angestimmt. Damit wird nicht nur der 9. Korporalschaft zum 50. „Geburtstag“ gratuliert, sondern auch den übrigen acht zu deren 110-jährigem Bestehen. Denn erst im Jahr 1912 wurde beschlossen, den Verein zu untergliedern. Dieses Potpourri wurde von Alexander Reuber arrangiert.

Große Sprünge mit leerem Beutel

Bis heute hat die „Neunte“ den Spitznamen „Känguru-Korporalschaft“, denn die muloppenden Ölper hatten schnell für sich festgelegt, dass die Bauherren auf dem Hatzenberg dank großzügiger Baukredite und vergleichsweise üppigen Neubauten etwas mit Kängurus gemein hätten: mit leerem Beutel große Sprünge zu machen.

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Wie das Sauerländische Volksblatt einst von der ersten Korporalschaftsversammlung berichtete, ging es seinerzeit heiß her: Der Hatzenberg liegt außerhalb des Bezirks, in dem der Verein seinen König abholt und wegbringt. Sogar das seinerzeitige Vereinslokal, das Hotel am Hatzenberg, lag zu weit außerhalb der Innenstadt. So hatten die Mitglieder der „Neunten“ stets das Problem, im Fall eines Königsschusses ein Haus in der Stadt als Königsresidenz finden zu müssen. Am Ende stand ein Kompromiss: Wenigstens am Mittag nach dem Königsschuss wird der König auf jeden Fall nach Haus gebracht. Dies allerdings wurde in 50 Jahren erst ein einziges Mal nötig, denn außer Walter Ohly, Ehemann der damaligen Bürgermeisterin Wilma Ohly, im Jahr 1984 entstammt noch kein weiterer Schützenkönig aus Reihen der „Neunten“. Ob das im Jubiläumsjahr Anstoß für Mitglieder sein wird, besonders intensiv um die Königswürde zu kämpfen?

Drittes Wachlokal

Bewegt ist die Geschichte der Wachlokale. Bis 1995 stand das Hotel am Hatzenberg zur Verfügung. Doch wurde dieses geschlossen und umgebaut, heute hat hier ein Pflegedienst seinen Sitz. 1996 fand die Korporalschaftsversammlung ausnahmsweise im Speisesaal auf dem Schützenplatz statt. Dann fand die „Neunte“ ein Zuhause außerhalb ihres eigentlichen Zuständigkeitsbereichs: Der Gasthof „Am Kump”, später „Mythos“, wurde für 23 Jahre das Zuhause der Schützen vom Hatzenberg. Auch diese Kneipe schloss für immer die Pforten, im Mai 2020 hieß es erneut, eine Bleibe für die „Neunte“ zu finden. Es wurde die Gaststätte “Anno 1831” n der Winterbergstraße.

Erkennungsmarsch der Jubiläumskorporalschaft ist der Marsch „Waidmannsheil”, freilich mit anderem Text: „Waidmannsheil, Gewitterdonnerkeil. Jetzt kommt die Neunte anmarschiert, sie will zum Schützenplatz. Sie hat auch schon das Bier probiert, im Arm den liebsten Schatz. Vom Hatzenberg hoch komm‘ wir her, das fällt uns gar nicht schwer. In Olpe ist heut‘ Schützenfest, keiner bleibt in seinem Nest...“

Jeder Korporalschaft hat ihre eigene Blume, die als Schmuck im Holzgewehr getragen wird. Die der „Neunten“ ist die Chrysantheme, auch „Weiße Spinne“ genannt.