Schwartmecke. Nach einem Brand stand „Carpe Diem“ drei Jahre leer. Dann verhinderte die Corona-Krise den Neustart. Nun herrscht wieder Leben in der Unterkunft.
Drei Jahre lang stand das Hotel „Carpe Diem“ im Kirchhundemer Ortsteil Schwartmecke leer. Ein Dachstuhlbrand, vermutlich ausgelöst durch ein Feuerwerk anlässlich einer im Hotel gefeiert Hochzeit, hatte 2019 den Betrieb zum Erliegen gebracht. Da das Feuer im höchsten Teil des Gebäudes ausgebrochen war, hatte Löschwasser bis in den Keller für erheblichen Schaden gesorgt. Insbesondere Restaurant und Küche waren dadurch in Mitleidenschaft gezogen worden.
Doch nun herrscht wieder Leben in dem Gebäude, das aus einer Kolping-Familienferienstätte entstand. Der Verein „ADRA“ hat das Bauwerk gemietet und 90 Flüchtlingen aus der Ukraine darin ein Zuhause auf Zeit gegeben. Platz ist hier für 150 Menschen, ADRA Deutschland sorgt mit eigenem Personal für die Flüchtlinge. Neben Service und Küchenpersonal sind auch Seelsorger, eine Sozialarbeiterin und eine Deutschlehrerin für die Ukrainerinnen und Ukrainer da. In einem Beitrag für die Dorfzeitung macht ADRA-Pressesprecher Matthias Münz klar: „Trotz der hervorragenden Unterkunft ist der Aufenthalt in Kirchhundem kein Wellness-Urlaub. Frauen und Kinder sorgen sich um ihre Ehemänner, Väter, Geschwister und um ihr Zuhause. Es gibt keine Annehmlichkeiten, die den Geflüchteten den Schmerz, die Trennungsangst und die Sorgen nehmen können. Dafür müssen in der Ukraine die Waffen schweigen. Wenn es so weit ist, steht ADRA an ihrer Seite und hilft beim Wiederaufbau.“
Sommerfest geplant
Damit die Bewohnerinnen und Bewohner der Schwartmecke und der Nachbardörfer einen Eindruck vom Betrieb in dem zur Flüchtlingsunterkunft gewordenen Hotel gewinnen können, soll am 11. September ein Sommerfest stattfinden. Projektleiterin für „Carpe Diem“ ist Barbara Schoeller, die in dem Beitrag die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kirchhundem lobend hervorhebt. Inzwischen seien alle 28 dort untergebrachten Kinder an örtliche Schulen vermittelt worden. Auch hätten Spender und viele Nachbarn der Einrichtung dafür gesorgt, dass die neuen Bewohnerinnen und Bewohner mit Fahrrädern, Rollern und Spielzeug versorgt seien. Auch sei eine Kleiderkammer aufgebaut worden.
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ADRA ist die Abkürzung für „Adventist Development and Relief Agency“ (Adventistische Entwicklungs- und Hilfsorganisation) und steht nach eigener Auskunft der protestantischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten nahe. Die deutsche Zentrale befindet sich in Weiterstadt. Der Schwerpunkt liegt bei nachhaltiger Entwicklungs- und Katastrophenhilfe.
Kreis braucht Unterkunft nicht
Das Hotel „Carpe Diem“ war bisher die zweite von drei Einrichtungen, die der Kreis als Großunterkunft im Blick hatte, sollten die Flüchtlingszahlen aus der Ukraine so groß werden, dass die vorrangig angepeilte Unterbringung in Privathäusern und -wohnungen nicht mehr möglich sein sollte. Auf Platz 1 steht die ehemalige Jugendherberge Heggen, an dritter Stelle das ehemalige Internat des Jugenddorfs Eichhagen. Da aber die Kapazitäten in Heggen noch nicht in Anspruch genommen wurden, sieht der Kreis keine Probleme in der Nutzung von „Carpe Diem“ als Unterkunft. Kreis-Pressesprecherin Stefanie Gerlach: „Die beiden vorhandenen und bisher noch nicht belegten interkommunalen Herbergen im Kreis Olpe sind nach derzeitigem Kenntnisstand ausreichend. Derzeit besteht daher keine Veranlassung, eine weitere Herberge zu suchen oder vorzubereiten.“