Kreis Olpe. WP-Sommerserien: Was kann wo wie gespart werden? Heute geht es um den Urlaub. Zelten statt Hotel, was kostet wie viel?

Es muss etwa im Jahr 2005 gewesen sein. Eine der beiden Töchter war gerade zur Kommunion gegangen, als sie eine spontane Idee hatte: „Können wir nicht mal zelten?“ Ich glaube bis heute, dass der spontan vorgetragene Vorstoß strategisch vorbereitet war. Meine Gattin war jedenfalls schnell Feuer und Flamme für den Vorschlag, ich eher skeptisch. Was unterm Strich bedeutete: Drei gegen einen. Widerstand zwecklos.

Unsere erste Station war der belgische Badeort De Panne. Die Zeltplätze bestanden aus Sandboden, so dass wir die erste Lehrstunde seitens unserer Zeltplatznachbarin erhielten, einer älteren Dame aus Köln: „Met dänn Heringe kannste he nix aanfänge.“ Dicke Holzstäbe halfen dann tatsächlich. Zuvor hatten wir uns ein Aldi-Familienzelt für etwa 95 Euro geleistet, das noch einige Jahre seinen Dienst tat. Später leisteten wir uns ein semiprofessionelles Familienzelt für ca. 300 Euro.

Nur noch in freier Natur

Mit dem Kauf des luxuriöseren Zeltes und dem dazu gehörenden Überlebens-Equipment war für die nächsten Jahre allerdings festgezurrt, dass der Familienurlaub nur noch in freier Natur stattfinden würde. Die Investition musste sich ja lohnen. Und so blieben wir Zelt-Camper.

Die nächsten Touren führten unter anderem zweimal in die Bretagne, mehrere Male nach Südfrankreich, Südost-Italien, Wales und Cornwall. Gefroren habe ich nur einmal, im Frühsommer in Wales. Soll heißen: Wer in kühlere Gefilde reisen möchte, sollte beim Schlafsack nicht knausern. Die Kinder wurden älter, wir auch. Mein Schnarchen lauter, der Rücken träger. Irgendwann hatten wir das Gefühl: Diese Phase ist jetzt vorbei. Ferienwohnungen lösten das Zelt ab. Irgendwie vermisse ich diese Zeit. Mindestens zehn Jahre sind wir mit einem Passat Kombi und danach mit einem Toyota-Siebensitzer quer durch Europa getigert.

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Warum ich Ihnen das alles erzähle? Weil es in dieser Geschichte um Urlaub geht, um den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Hotelurlaub und dem zuvor beschriebenen Urlaub im Zelt. Jedem, der mit dem Gedanken an Hardcore-Camping spielt, muss klar sein: Ein Schuss Abenteuer spielt immer mit rein. Aber es ist unbestritten: Der Zelturlaub ist deutlich preiswerter.

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© Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Womit wir beim Thema sind. Es geht es um die Frage: Was kann die vierköpfige Durchschnittsfamilie tatsächlich sparen, wenn statt Flieger- und Hotelluxus zum Beispiel eine 1.200 Kilometer lange Autofahrt in Kauf genommen wird. Wenn Luftmatratze und Schlafsack für ein Stück besonderes Lebensgefühl sorgen, das von rauschenden Meereswellen begleitet und nur von einer lebensmüden Mücke gestört wird. Noch ein Wort zum Thema „Zelt aufbauen“. Wer zelten will, sollte auf eine robuste Ehe vertrauen können. Denn die Harmonie wird beim gemeinsamen Zeltaufbau auf die bis dahin härteste Existenzprobe gestellt. Schluss mit den Ratschlägen. An dieser Stelle soll es nicht um Naturempfinden und familiäre Disharmonie gehen, sondern um kühle finanztechnische Fakten: Was kostet ein 14-tägiger Hotelurlaub, was ein gleich langer Zelturlaub?

Kroatien und Griechenland

Als Ziele haben wir für unsere Familien Zeltermann und Waldorf-Astoria, die es so nicht gibt, die es aber geben könnte, Porec in Kroatien und Kreta in Griechenland ausgesucht. Nach Porec fahren die Zeltermanns, nach Griechenland fliegen die Waldorfs. Beide sind zu viert, die Kinder sind vier und acht Jahre alt. Der Urlaub ist für zwei Wochen ausgelegt. Was für Zelter eher untypisch ist. Wenn man schon mal die ganze Logistik auf sich nimmt, fährt der Zelt-Fan eher drei oder sogar vier Wochen.

Da ich über wenig Erfahrung mit Hotels und Flughäfen besitze, habe ich bei einem altgedienten Experten angefragt. Gerd Baumhoff, seit Jahrzehnten in der Branche zu Hause, hat Reisebüros in Altenhundem, Elspe, Neuenrade, Werdohl und Filderstadt. Er hat den 14-tägigen Hotel-Urlaub in Kreta herausgesucht: „Drei Wochen Hotelurlaub mit zwei Kindern ist für die Otto-Normalverbraucher-Familie eher die Ausnahme. Das wird den meisten zu teuer“, sagt er. Da unsere Angebote vergleichbar sein sollten, haben wir ein Hotel mit Frühstück gebucht. Zelten mit Halbpension oder all inclusive gibt’s nicht. Grundsätzlich sparen die Zeltermanns vermutlich an Restaurantbesuchen und lassen es auf dem Gaskocher oder dem Grill krachen. Was für einen weiteren Billig-Faktor sorgt, den wir aber nicht exakt beziffern können.

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© Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Hotelurlaub: rund 2650 Euro

Neben den Kosten ist der Hauptunterschied: Familie Waldorf hat viel, viel weniger Stress und logistischen Aufwand. Ins Flugzeug, dann ins Hotel und es sich gutgehen lassen, lautet das Motto. Die Kosten sind einfach zu bilanzieren: Zwei Wochen Kreta für die Waldorfs kosten laut Baumhoff im Drei-Sterne-Hotel (mit Frühstück) in einem Ein-Raum-Appartement 2001 Euro. Da eine Familie kaum 14 Tage an einem Ort festgenagelt bleiben möchte, rechnen wir noch einen Leihwagen hinzu. Das günstigste Angebot finden wir bei Check 24 mit einem Preis von 650 Euro für einen Kleinwagen. Somit landen wir bei einem Gesamtpreis von rund 2650 Euro. Natürlich können die Waldorfs auch nur einige Tage ein Auto mieten, die Zeltermanns haben es aber leichter, beim Essen zu sparen.

Zeltcamping: rund 1.700 Euro

Was aber müssen die Zeltermanns insgesamt kalkulieren? Das überschlägig kalkulierte Equipment inklusive Zelt, Geschirr und Mobiliar, Schlafsäcke und bei einem Kombi noch die Dachbox kostet in mittlerer Ausstattung zusammen etwa 1700 Euro. Da eine Campingfamilie ihre Ausrüstung mindestens fünf Jahre nutzt, wären das pro Urlaub also rund 340 Euro. Für den Zeltplatz in Kroatien rechnen wir für 14 Tage rund 1.000 Euro. Die Spritkosten liegen bei einem sparsamen Diesel für die rund 1.100 Kilometer hin und zurück bei rund 270 Euro. Dazu kommen laut ADAC-Tabelle rund 70 Euro Maut für Österreich, Slowenien und Kroatien. Macht unterm Strich ohne Lebensmittel und Restaurant und ohne die Dieselkosten für Fahrten am Urlaubsort rund 1.700 Euro. Kostenmäßig ist der Zelturlaub damit wie erwartet weitaus günstiger.

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Zelten und Hotel - das sind natürlich die beiden Extrembeispiele, dazwischen sorgen Wohnwagen und Wohnmobil oder die Ferienwohnung für häufig genutzte Alternativen. Und dann gibt es ja noch die Luxus-Kreuzfahrt: Schiff ahoi.