Kreis Olpe. Polizeioberkommissar Patrick Lauer und sein Diensthund Miles gehören auch zum Sicherheitspersonal beim Festival in Sondern.
Wenn der Titel der Krimiserie „Ein starkes Team“ im wahrsten Sinn des Wortes passt, dann wohl für das Gespann von Polizeidiensthundeführer Patrick Lauer: Der 1,97 Meter große und 110 Kilogramm schwere Hüne aus Kirchhundem kann sich nämlich auf die Unterstützung eines muskelbepackten Vierbeiners verlassen: Die Rede ist von „Miles“, seinem belgischen Schäferhund mit den stattlichen Maßen von 66 Zentimeter bei einem „Kampfgewicht“ von 45 Kilogramm.
+++Lesen Sie auch: Bernd Hesse sauer wegen Balcke-Dürr+++
Wenn Patrick Lauer die Heckklappe seines VW-Dienst-Busses öffnet, Miles seine Muskeln spielen lässt und die „Beißerchen“ zeigt, wird schnell klar, dass er für seinen Job genau der Richtige ist: „Meistens reicht es schon, wenn ein Unruhestifter oder vermeintlicher Straftäter das sieht.“ So geschehen vor einigen Wochen in Finnentrop, als nachts ein Verdächtiger in Bamenohl um die Häuser streunte und sich an parkenden Autos zu schaffen machte.
„Wir waren gerade zufällig in Bamenohl unterwegs, und ich bin mit Miles dann dort auf die Suche gegangen. Im Bereich der Uferstraße kam mir der Verdächtige entgegen. Miles stand stramm in der Leine. Der Anblick reichte schon. Der Mann fiel sofort in Schockstarre, ließ sich ohne Gegenwehr festnehmen.“
Auf den Chef fixiert
Patrick Lauer kann sich aber auch an andere Vorfälle erinnern: „Es ist auch schon vorgekommen, dass Täter nur mit einem kräftigen Biss zur Vernunft gebracht werden konnten. In einem Fall, das war noch mit Miles’ Vorgänger Vicktor, hatte ein Randalierer mit einem Messer nach mir geworfen.“ Dann habe Vicktor dann doch tun müssen, wofür er jahrelang ausgebildet worden sei: kräftig zubeißen. Aber selbst dabei ist für den Diensthund oberstes Gebot, nie die Kontrolle zu verlieren. Lauer: „Er beißt dann zu und lässt erst los, wenn ich es sage.“
Während Patrick Lauer seinen vierbeinigen Kollegen für unsere Fotos auf einer großen Wiese herumtollen lässt, wird sofort deutlich: Miles ist zu 100 Prozent auf seinen Chef fixiert. Also nicht nur ein starkes Team, sondern auch ein unzertrennliches Duo, sozusagen rund um die Uhr.
„Meine Hunde gehören immer auch zur Familie“, sagt Lauer, verheiratet und Vater von drei Kindern. Fast überflüssig zu sagen, dass alle Lauers ihren Miles schon als Welpen ins Herz geschlossen haben.
Die Einsätze des Duos sind extrem vielfältig, erklärt der 46-jährige Kirchhundemer: „Momentan sind wir zum Beispiel bei den Konzerten am Biggesee dabei, halten uns aber eher im Hintergrund.“ Aber auch Fußballspiele, der Hambacher Forst, der G 7-Gipfel, Stadtfeste oder last not least die Wendsche Kärmetze gehören zu den Einsatzorten. Die Bandbreite dürfte bald noch größer, vielfältiger werden, denn Miles absolviert momentan eine Fortbildung: „Zum Personensuchhund“, klärt Lauer auf. In der Region Kreis Olpe, Kreis Siegen, Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis und Gummersbach werde Miles dann der einzige mit dieser Zusatz-Qualifikation sein. Wenn man ihm ein Kleidungsstück von der vermissten Person unter die Nase halte, lege er los. Lauer: „Das ist für ihn dann Schwerstarbeit, auch ein Suchhund muss sich extrem konzentrieren.“
Starker Spieltrieb wichtig
Aber warum ausgerechnet ein Belgischer Schäferhund, wollen wir wissen? „Er hat genau die Eigenschaften, die ein Polizeihund braucht, beispielsweise einen starken Spieltrieb, über den er gut trainierbar ist“, erklärt der Hunde-Experte. Dass Miles zudem ein mutiger, treuer und aufmerksamer Gefährte ist, braucht nicht gesondert erwähnt zu werden.
+++Auch interessant: Wer will Maddox?+++
Er ist übrigens der zweite Hund von Patrick Lauer: „Vorher hatte ich Vicktor, auch ein Belgischer Schäferhund, den ich leider mit elf Jahren einschläfern musste.“ Die meisten Diensthunde würden mit etwa 9 bis 12 Jahren in Rente geschickt, Miles hat mit seinen vier Jahren also noch einiges vor sich.
Herrchen Patrick (46) muss da noch deutlich länger ran. Die Dienstzeit bei der Polizei endet in der Regel mit 61. Deshalb wird Miles auch nicht der letzte Vierbeiner des Kirchhundemer Hundenarren gewesen sein.
Lebenslange Ausbildung
Die nordrhein-westfälische Polizei züchtet in Schlossholte-Stukenbrock im Kreis Gütersloh selbst ihre Diensthunde heran, berichtet Patrick Lauer. Einer der dortigen Welpen war auch Miles. Als gängige Hunderassen für Polizeidiensthunde gelten neben den Belgischen u. a. auch Deutsche Schäferhunde, Rottweiler, Riesenschnauzer und Dobermänner.
Der Dienst mit dem Hund bedeutet nicht nur das Training und die Einsatzbereitschaft, auch in der Freizeit fordert der Vierbeiner Engagement des Herrchens: „Ich gehe täglich dreimal mit Miles raus“, sagt Lauer, der selbst in einer Familie mit Hunden aufgewachsen ist und sich als ausgesprochenen Hundenarr bezeichnet. Polizeidiensthunde wie Miles, so Lauer, würden frühestens mit 15 Monaten zur Prüfung vorgestellt, die alle zwei Jahre erneut abgelegt werden müsse. Die Ausbildung eines Polizeihundes erfolge über dessen gesamte Dienstzeit. Miles sei mit etwa acht Wochen zur Familie Lauer gestoßen, dann habe das Training begonnen. Wie vielfältig das ist, davon kann man sich im Trainingszentrum der Polizei ein Bild machen, das sich auf dem ehemaligen Gelände des Unternehmens Apparatebau Rothemühle befindet.
Neben lebensgroßen Puppen sind dort allerlei gepolsterte Armmanschetten und Schutzjacken zu sehen. Aber auch eine bunt flatternde Türabtrennung wird dort eingesetzt, damit Miles sich im Ernstfall weder von Farben noch von klirrenden Geräuschen ablenken lässt. Ein großer Saal mit glattem Untergrund sorgt dafür, dass der Hund lernt, die Krallen einzufahren und sich nur auf den Ballen fortzubewegen.