Attendorn. Am 24. Juni findet auf dem Alten Markt in Attendorn ein Glockenguss statt. Auch der Erzbischof von Paderborn wird bei dem Ereignis dabei sein.
Auf dem neugestalteten Alten Markt in der Hansestadt findet am Freitag, 24. Juni, ein Glockenguss statt. Anlass ist zum einen das 800-jährige Bestehen der Stadt Attendorn, aber auch die erste urkundliche Erwähnung der Kirche von Attendorn vor 950 Jahren. Und diese beiden Jubiläen nahmen die uralten Attendorner Confraternitäten St. Nicolai und St. Sebastian, die Schmiedezunft St. Agatha und die Bauzunft St. Josef zum Anlass, die noch fehlende Glocke im Geläut des Sauerländer Doms zu stiften.
Die Termine für dieses sicherlich einmalige Ereignis, das in aller Öffentlichkeit stattfindet, wurden wie folgt festgelegt: Am Mittwoch und Donnerstag (22. und 23. Juni) beginnen die Vorbereitungen auf dem Alten Markt. Der Haupt-Tag, an dem also die Glocke gegossen wird, beginnt am Freitag, 24. Juni, um 13 Uhr mit der Zerlegung der Gussform, Entnahme der „Falschen Glocke“, Vorbereitungen und Aufbau der Glockenformen, Anheizen der Bronze im Gießofen. Ab 16 Uhr moderiert Anja Geuecke das Geschehen. Das Gebet zum Glockenguss spricht um 18 Uhr Dechant Andreas Neuser, im Anschluss erfolgt der Gussvorgang. Der Tag wird mit einer kirchenmusikalischen Vesper um 19 Uhr abgeschlossen. Unter nächtlicher Bewachung erfolgt der Erkaltungsvorgang der Glocke auf dem Alten Markt.
Feierliches erstes Anschlagen
Am Samstag, 25. Juni, steht von 15 bis ca. 17 Uhr das Ausgraben und Reinigen der Glocke an. Der Sonntag, 26. Juni, beginnt anlässlich des 950-jährigen Bestehens der Pfarrei Attendorn mit einem Pontifikalamt. Hauptzelebrant ist der Erzbischof von Paderborn, Hans-Josef Becker. Danach ist das erste Anschlagen der neuen Glocke, die übrigens auf den Klang des beeindruckenden achtstimmigen Geläuts des Sauerländer Doms abgestimmt wurde. Die Moderation übernimmt dabei Sebastian Springob, der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Attendorn wird für festliche Musik sorgen. Damit die neue Glocke auch viele Bürger sehen und wahrnehmen, wird diese und die „Biekhofer Glocke“ mit einem Handkarren zum Feuerwehrfest an der St.-Ursula-Straße gefahren. „Hier kann dann ein gemeinsamer Frühschoppen das Ereignis abrunden“, sagt Michael Frey.
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Aber dann ist die Glocke noch nicht fertig für die Installation. Sie muss noch bearbeitet und poliert werden. Das erfolgt in der Glockengießerei in der Vulkaneifel. Die kirchliche Weihe durch Dechant Neuser ist am Westfälischen Hansetag, Sonntag, 11. September, wobei ab 11 Uhr zunächst ein Hochamt in der Pfarrkirche gefeiert wird. Claus Ortmann, der zusammen mit dem damaligen Attendorner Vikar Martin Hufelschulte das Glocken-Thema nach der Einweihung des Vereinshauses Biekhofen aufgegriffen und dies im Laufe der Jahre spruchreif bekam, sagt: „Die Pfarrkirche in Attendorn ist die einzige Kirche im Pastoralverbund Attendorn, die keine ‘Kleppglocke’ besitzt.“
Nach Luftangriff verlorengegangen
Aus der Historie geht hervor, dass beim Luftangriff am 28. März 1945 auf die Stadt der Dachstuhl der Pfarrkirche so stark beschädigt wurde, so dass dieser neu errichtet werden musste. Im Dachreiter über dem Chor befand sich damals eine „Kleppglocke“. Diese wurde nicht neu installiert und ging verloren. Die jetzt zu gießende Glocke wird den Schieferturm wieder vervollständigen. Die „Kleppglocke“ ist elektrisch zu bedienen und wird an das vorhandene Läutesystem der Pfarrkirche angeschlossen. Sie wird kurz vor Beginn des Gottesdienstes geläutet, kann aber auch zur Wandlung oder zu Gilde- und Zunftmessen zum Läuten gebracht werden.
Die Gestaltung der neuen Glocke nimmt Bezug auf den letzten großen Glockenguss in Attendorn im 19. Jahrhundert. Der lateinische Haupttext lautet: „Venite Attendorienses laudae dominum (Übersetzung: „Attendorner, kommt, lobet den Herren“) und „Fusa sum Attendornae in nat St Ioannis Bapt A D MMXXII“ (Übersetzung: „Ich wurde in Attendorn auf St. Johannes Baptist im Jahre des Herrn 2022 gegossen“.) Außerdem zieren die vier Embleme und Bezeichnungen der beiden Bruderschaften und beiden Zünfte die Glocke sowie die vier Weihekreuze als sogenannte Kreuzfibel des Erzbistums Paderborn aus dem 8. Jahrhundert.