Attendorn. Die Kattfiller-Sage gehört zur historischen DNA der Hansestadt Attendorn. Und der stadtbekannte Dieter Auert hat sie neu interpretiert.

Die Kattfiller-Sage gehört zur historischen DNA der Hansestadt Attendorn. Nach dem berühmt-berüchtigten Fehlschuss bei der Belagerung der Burg Bilstein im Jahre 1583 sollen die Einheimischen den Attendornern spöttisch hinterhergerufen haben: „Dort ziehen sie hin, die Kattfiller (Katzenmörder)!” Seit dieser Zeit heißen die Attendorner mit Beinamen „Kattfiller”, nennen sich auch selbstironisch so und rufen auf Karneval: „Ein dreifaches Kattfiller, Kattfiller, Kattfiller!”

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Aber war die arme Katze wirklich tot, die ein Attendorner Armbrustschütze für den vermeintlich schlafenden Kölner Erzbischof und Kurfürsten Gebhard Truchseß von Waldburg gehalten haben soll? „Nein“, sagt das Attendorner Original Dieter Auert mit einem Augenzwinkern. „Die Katze hat den Schuss überlebt, wurde nur waidwund geschossen, von den herabziehenden Kattfillern mit nach Hause getragen und hat noch lange Jahre in Attendorn Mäuse gejagt“, hat der 87-Jährige die Geschichte von anno dazumal weitergesponnen. Die Katze als Symbol der Stadt Attendorn hat Dieter Auert unzählige Male gemalt, auch für die Karnevalsgesellschaft.

Den Pfeil, der das arme Tier nach dem Fehlschuss an der Burg Bilstein durchbohrt haben soll, hat der Hansestädter aber immer weggelassen. „Das habe ich nie gemocht.“ Dabei fühlt sich Auert in guter Gesellschaft. Denn auf der Wetterfahne des 1955 erbauten Rathauses ist die Katze quietschfidel, der Pfeil auf der anderen Seite neben dem Stadtwappen abgebildet. Die Szene hat Dieter Auert nachgezeichnet, mit dem Armbrustschützen auf der rechten Seite und links unten das Baustellen-Maskottchen „Attendix“ – ebenfalls ein Kater.

Lustige Karikatur

„Wir sollten den Katzenschuss nicht so tragisch nehmen. Das war kein Trauermarsch“, sagt der Karnevalsprinz von 1972 und bekannte Stadtführer. Den Abmarsch der Kattfiller von der Burg Bilstein stellt sich Dieter Auert in einer weiteren Zeichnung, einer lustigen Karikatur, so vor. An einer Stange mit einem Sauerstoff-Zeichen wird das „schocksteife“ Tier von zwei Landsknechten mir Rot-Kreuz-Armbinden gen Attendorn getragen. Ein Kamerad hält einen Wasserbehälter für den geschwächten Vierbeiner bereit. Zwar kann auch Dieter Auert seine Version der Kattfiller-Sage nicht beweisen. Aber er interpretiert den aus der Gerberei stammenden Ausdruck „Fillen“ so: „Das bedeutet ans Fell gehen. Man ist der Katze also nur ans Fell gegangen. Die Katze hat noch lange in Attendorn gelebt.“

Die Sage

Der Kölner Erzbischof und Kurfürst Gebhard Truchseß von Waldburg wollte 1583 sein katholisches Erzbistum Köln zur Annahme des protestantischen Glaubens zwingen. Nachdem er mit einer List in die Stadt Attendorn eingedrungen war und sämtliche Kunstgegenstände in der Pfarrkirche zerstört hatte, verfolgten die wütenden Attendorner die Streitmacht bis zur Burg Bilstein. Hier setzt die Sage ein: Bei der Belagerung der Burg soll ein Armbrustschütze aus der Hansestadt den vermeintlich schlafenden Erzbischof im Fenster gesehen haben, getroffen und tödlich verwundet wurde aber nur eine schlohweiße Mauerkatze.

Mit dieser Neufassung der Kattfiller-Sage könnte auch ein junges Mädchen besser leben, dem Dieter Auert bei einer Stadtführung vom traurigen Schicksal nach dem Fehlschuss an der Burg Bilstein erzählt hat. „Nach der Geschichte mit dem Katzenschuss hat das tierliebe Kind angefangen zu weinen“, erinnert sich der 87-Jährige noch gut. Spätestens da hat der Mitgründer der Plattdeutschen Runde über die Sage gründlich nachgedacht.

Historischer Catwalk

Weil Katzen sieben Leben nachgesagt werden, schließt er nicht aus, dass das Tier den Schuss mit der Armbrust überlebt hat. „So könnte es doch gewesen sein“, sagt Auert dem Reporter und zeigt auf seine beiden Zeichnungen. Ob in der alten, oder der neuen Version von Dieter Auert: Die Kattfiller-Sage lebt weiter. Mit einer Wanderung von Bilstein nach Attendorn erinnern die Schützen- und Karnevalsgesellschaft anlässlich des Stadtjubiläums „800 Jahre“ Attendorn am 11. Juni an diesen historischen Catwalk.

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Der unvergessene Manfred Sangermann hat zur 750-Jahrfeier der Stadt Attendorn ein Lied geschrieben, in dem es heißt: „Die Katze auf dem Rathausturm, die weiß genau Bescheid. Sie dreht sich stolz im Kreis herum, denn es ist Kattfillerzeit.“ Seine lustigen Figuren zeichnet der gelernte Anstreicher und Maler Dieter Auert nach den Vorlagen seines Vorbildes Ludwig Flusche. „Das war ein hervorragender Maler. Ich verfälsche seine Figuren nicht, verändere sie aber und setzte sie in eine andere Reihenfolge“, betont Auert.