Gerlingen/Saßmicke. Der Rat soll bisherige Beschlüsse aufheben, allerdings wird weiter eine Ortsumgehung für Gerlingen geplant.

Es ist eine Kehrtwende, mit der kaum jemand gerechnet hatte: Die Gemeindeverwaltung von Wenden will die Pläne für das interkommunale Gewerbegebiet „Ruttenberg“ ad acta legen. Zwar ist das noch nicht beschlossen – dazu muss der Gemeinderat erst ein entsprechendes Votum fassen –, die Vorlage der Verwaltung für die nächste Ratssitzung allerdings spricht Klartext.

„Aufgrund der hohen Kosten und der hierdurch nicht vorhandenen Wettbewerbsfähigkeit“ solle der Ruttenberg zwischen Gerlingen und Saßmicke nicht mehr länger als möglicher Gewerbestandort in den Blick genommen werden; die Anregung der Gemeinde, hier ein interkommunales Gewerbegebiet in den Regionalplan aufzunehmen, soll damit korrespondierend zurückgezogen werden.

Ortskernentlastung weiter ein Thema

Allerdings will die Gemeindeverwaltung weiter eine Ortskernentlastungsstraße bauen. Bislang war als Ideallösung vorgesehen, das Gewerbegebiet zu schaffen und gleichzeitig mit der Erschließung eine Umgehung für die extrem belastete Ortsdurchfahrt zu erlangen.

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Der Wendener Rat hatte Bürgermeister Bernd Clemens im vergangenen April beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zur Anbindung des geplanten Gewerbegebiets „Ruttenberg“ vorzunehmen. Ergebnis dieser Untersuchungen: Eine vollständige Entwicklung des Bereichs sei nur bei zweiseitiger Erschließung verkehrlich machbar, also über die geplante Ortsumgehung und zusätzlich einen nördlichen Anschluss in Höhe der Autobahnauffahrt 4. Überschlägige Rechnungen führten zu dem Ergebnis, dass eine Ortsumgehung nach aktuellen Gesichtspunkten rund 23 Millionen Euro brutto kosten wird. Hinzu kämen für die zusätzliche Anbindung weitere 32 Millionen Euro brutto. Das würde laut Bürgermeister Clemens dazu führen, dass zuzüglich aller weiterer Kosten wie innerer Erschließung, Grunderwerb, Planung oder ökologischem Ausgleich bei einer Netto-Gewerbefläche von 70 Hektar ein Grundstückskaufpreis von mindestens 135 Euro pro Quadratmeter entstehen würde, der sich „im Rahmen von Kostensteigerungen bis auf 200 Euro pro Quadratmeter belaufen könnte“, so die Beschlussvorlage der Gemeinde. Zeitlich bedingte Kostensteigerungen seien dabei nicht einmal berücksichtigt. „Unter diesen Umständen besteht für das interkommunale Gewerbegebiet keine Wettbewerbsfähigkeit“, heißt es von der Gemeindeverwaltung. Dieses Ergebnis sei den Städten Olpe und Kreuztal bereits mitgeteilt worden, die das Gewerbegebiet gemeinsam mit der Gemeinde Wenden entwickeln wollten.

Gespräche unmittelbar nach Entscheidung

„Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten schlägt der Bürgermeister vor, die Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebietes Ruttenberg nicht weiterzuführen“, lautet daher das Fazit der Gemeinde Wenden. Unabhängig davon soll aber die Ortskernentlastungsstraße weiterverfolgt werden. Bürgermeister Clemens soll daher unmittelbar nach der Ratssitzung erneut mit der Autobahngesellschaft und dem Land als Zuschussgeber in Gespräche eintreten.