Olpe. Eine Pressemitteilung von Straßen NRW zur Ronnewinkler Talbrücke sorgte für Irritationen. Die Brücke ist aber okay, auch für Schwerlastverkehr.

Für Irritationen hat eine Pressemitteilung des Landesbetriebs Straßen NRW gesorgt, die eine geänderte Verkehrsführung zwischen der Talbrücke Ronnewinkel und Rhode zum Inhalt hat. Bei flüchtigem Lesen kann der Eindruck entstehen, der Verkehr auf der Brücke sei eingeschränkt worden. Formulierungen wie „Überprüfung des Brückenbauwerks...“ oder „eine Mehrstreifigkeit des Bauwerks“ sei „nicht weiter vertretbar“ lassen bei Verkehrsfachleuten und Logistikern die Alarmglocke schrillen. Hans-Peter Langer, Geschäftsführer und Verkehrsexperte der Industrie- und Handelskammer Siegen/Olpe, berichtet über die spontane Gefühlslage: „Das ist zunächst einmal nicht dramatisch und eher eine Vorsorge, dennoch zucken wir nach dem Desaster bei Lüdenscheid bei jeder Nachricht zusammen, die mit einer relevanten Brücke in unserer Region zu tun hat.“

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Julia Ollertz von der Pressestelle von Straßen NRW in Dreis-Tiefenbach kann das nachvollziehen: „Ich kann verstehen, dass in der derzeitigen Situation beim Stichwort ,Brücke’ sofort der Nachsatz ,Lüdenscheid’ gedacht wird.“ Doch die Maßnahme, über die Straßen.NRW informiert habe, sei keine Vorstufe einer möglichen Sperrung, ganz im Gegenteil.

Zum einen sei die Talbrücke Ronnewinkel selbst gar nicht betroffen, sondern nur das kleine Anschluss-Brückenbauwerk, das die Bundesstraße 54 über die Landesstraße 512 führe.

Schwerlastverkehr für viele Unternehmen wichtiger Faktor

IHK-Experte Hans-Peter Langen zum Thema Schwerlastverkehr und heimische Wirtschaft: „Rund 50 Unternehmen in unserem IHK-Bezirk mit einem Jahresumsatz von rund 3,5 Milliarden Euro sind davon regelmäßig betroffen.“

Die angesprochene alternative Schwerlastroute hat in der Vergangenheit bereits zweimal für Eingriffe in den Straßenverkehr im Kreis Olpe gesorgt.

Zum einen wurde die Talbrücke Öhringhausen komplett neu gebaut, weil die alte Brücke den Schwerlastverkehr nicht hätte aufnehmen können.

Zum anderen musste die Bundesstraße 54 von Rhode in Richtung Osterseifen aus dem Grund ertüchtigt werden.

Als kürzlich die Auffahrrampen in Richtung Olpe und Attendorn einen neuen Fahrbahnbelag erhalten hätten, sei das Bauwerk überprüft worden. Dazu gehöre auch die Berechnung, wie viel Verkehr das Bauwerk aktuell bewältigen müsse und für welche Menge Autos es ursprünglich berechnet worden sei. In der Folge hätten die zuständigen Techniker die Auflage erteilt, künftig müsse ein Überholverbot für Lkw auf den zwei Spuren in Richtung Rhode verhängt werden, weil zwei Lastwagen gleichzeitig eine enorm hohe Belastung darstellten. In diesem Zusammenhang sei dann die Überlegung entstanden, bei den ohnehin anstehenden Markierungsarbeiten könnten „zwei Fliegen mit einer Klappe“ geschlagen werden, denn genau auf diesem zweispurigen Anstieg in Richtung Rhode sei es oft zu brenzligen Situationen gekommen.“ Also sei beim Neumarkieren auf eine Fahrspur reduziert, ein Überholverbot damit überflüssig geworden.“

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Bezüglich der Talbrücke Ronnewinkel gab Ollertz Entwarnung: „Die Brücke ist weder marode noch angegriffen, sie hat laut unseren Unterlagen noch eine Restlaufzeit von 20 Jahren. Sie wird sicher irgendwann mal neu gebaut werden müssen, aber nicht heute und nicht morgen“.

Wie wichtig Schwerlastverkehr für die heimische Industrie sei, macht IHK-Experte Langer deutlich: „In unseren Kreisen Siegen und Olpe sind fast 10.000 Menschen bei Unternehmen beschäftigt, die auf den Schwerlastverkehr angewiesen sind.“ Wenn Autobahnbrücken für solchen Schwerlastverkehr gesperrt würden, seien Alternativrouten wie die B 54 und eben die Ronnewinkler Talbrücke ein existenzieller Faktor: Das betreffe den Maschinenbauer und Rohrhersteller ebenso wie den Apparate- und Walzenbau wie die Hersteller von großen Betonfertigteilen.