Kirchhundem. Das Gesundheitscamp in Kirchhundem-Rahrbach ist betriebsbereit und peilt die Eröffnung nun für Anfang Juli an.

Alles ist fertig. Zimmer, Therapieräume und Büros sind eingerichtet. Schon Anfang April sollten im Gesundheitscamp in Rahrbach die ersten jungen Patienten einziehen. Aber die Reha-Klinik für übergewichtige Kinder und Jugendliche wartet immer noch auf ihre allgemeine Zulassung, nur die Zulassung für Privatpatienten liegt bislang vor. Am Pfingstwochenende gab es endlich eine gute Nachricht. Wenn alles glatt geht, soll das Gesundheitscamp im früheren Josef-Gockeln-Haus voraussichtlich Anfang Juli starten.

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Die letzten Wochen haben an den Nerven von Investor, Betreiber und Beschäftigten gezerrt. „Man kann uns nicht bestärken, zig Millionen Euro zu investieren, das Konzept zu pushen und dann im Nachgang nicht zulassen“, sagt Stephan Boehme, Vorstand der Stranger + Friends Real Estate AG, der die Immobilie gehört, in Richtung des Verbands der Ersatzkassen (VDEK). Alle Anträge bei den Versorgungsträgern seien schon vor vielen Monaten gestellt worden. Denn jeder Monat ohne Betrieb kostet viel Geld. Das Unternehmen hat der Betreibergesellschaft für die Übergangsphase eine mietfreie Zeit eingeräumt und subventioniert nun die monatlichen Personalkosten in Höhe von 175.000 Euro.

Brief an Lauterbach-Ministerium

Auf allen Kanälen, bis ins Lauterbach´sche Gesundheitsministerium hinein, versuchen Investor und Betreiber seit Wochen die Zulassungsprozesse zu beschleunigen. Die rund 30 Mitarbeitenden schrieben sogar einen persönlichen Brief an die Deutsche Rentenversicherung, den wichtigsten Vertragspartner des Camps. Am Freitag gab es endlich entscheidende Fortschritte. In persönlichen Gesprächen mit der Deutschen Rentenversicherung in Münster konnten offene Fragen geklärt werden. Eike Steppe, Geschäftsführer des Gesundheitscamps, ist erleichtert: „Wir gehen jetzt davon aus, dass in den nächsten sieben bis 14 Tagen die Visite vor Ort erfolgen wird und dann zeitnah die vertraglichen Vereinbarungen unterzeichnet werden.“ Da die Deutsche Rentenversicherung bei der weitaus größten Zahl der zu erwartenden Patienten als Versorgungs- bzw. Kostenträger fungiere, dürfe dann einer baldigen Öffnung nichts mehr im Wege stehen.

Das Sportfeld des Gesundheitscamps in Rahrbach im früheren Josef-Gockeln-Haus (KAB Heim).
Das Sportfeld des Gesundheitscamps in Rahrbach im früheren Josef-Gockeln-Haus (KAB Heim). © Unbekannt | Volker Eberts

Kein Personal für Prüfung

Die Zulassung durch den Verband der Ersatzkassen (VDEK) ist dagegen immer noch nicht in Sicht. „Dem Verband liegen alle Unterlagen vor, aber wir erhalten nur vertröstende Antworten“, so Steppe. Angeblich habe der Verband aufgrund Personalmangels keine Ärzte zur Verfügung, die die Klinik prüfen und abnehmen können. „Wir kommen gar nicht erst in den Prüfungsmodus rein - und das seit Monaten. Und wir wissen nicht, wie lange es noch dauert“, so Steppe.

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Investor Stephan Boehme hat einen Verdacht: „Wir greifen alte, bestehende Strukturen an, das passt denen nicht.“ Dabei sei das Klinik-Konzept intensiv von Fachleuten geprüft worden. „Der Kreis Olpe hat seine Genehmigung binnen 90 Tagen erteilt und der VDEK verlangt nach zehn Monaten noch Geduld. Das ist unglaublich“, so Boehme.

Das Gesundheitscamp in Rahrbach im früheren Josef-Gockeln-Haus (KAB Heim). Das Team wartet auf die ersten Patienten. 
Das Gesundheitscamp in Rahrbach im früheren Josef-Gockeln-Haus (KAB Heim). Das Team wartet auf die ersten Patienten.  © Volker Eberts | Volker Eberts

Laut Betreiber erfüllt das „Gesundheitscamp Kirchhundem“ sämtliche Struktur-, Konzept- und Prozessqualitätskriterien der Spitzenverbände der Krankenkassen, des Bundesgesundheitsministeriums und der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA), die zur Zertifizierung als stationäre Therapieeinrichtung erforderlich sind.

Nachhaltige Gewichtsreduktion

Ziel des Therapiekonzepts ist eine nachhaltige Gewichtsreduktion und -normalisierung bei Kindern und Jugendlichen. Ein Team von ausgebildeten Therapeuten und Fachkräften aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Bewegungstherapie, Ernährungswissenschaft, Pädagogik und besonders ausgebildeten Adipositastrainern betreut die Patienten.

In die Behandlung fließen physische, psychische und soziale Aspekte ein. Im Gesundheitscamp kochen die Kinder mit bekannten TV-Köchen, sollen so für gesunde Ernährung sensibilisiert werden. Sport zusammen mit bekannten Fußballspielern, Handballern und Basketballern soll die Freude an Bewegung wecken bzw. steigern.