Kreis Olpe. Für die deutliche Anhebung der Preise werden jedoch nicht die stark gestiegenen Kraftstoffkosten angeführt, sondern ein anderer Grund.
Das Taxifahren im Kreis Olpe steht vor einer so wohl noch nie dagewesenen Kostensteigerung. Schier explodierende Kraftstoffpreise betreffen den Großteil aller Taxiunternehmen, auch die, die schon mit elektrisch angetriebenen Taxis unterwegs sind, wurde durch den Ukraine-Krieg doch auch der Strom teurer. Vor allem aber die von der Bundesregierung avisierte Steigerung des Mindestlohns macht der „Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs“ (VSPV) mit Sitz in Dortmund für einen Antrag an den Kreis verantwortlich, die Taxi-Tarife stark anzuheben. VSPV-Geschäftsführer Sascha Waltemate schreibt an den Kreis, die neue Bundesregierung plane eine Anhebung des Mindestlohns über den von der zuständigen Kommission hinaus, und bereits dieser sei „angesichts der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung aus der Zeit gefallen“. Die geplante Anhebung auf 12 Euro entspreche einer Steigerung um 14,8 Prozent. Verbunden mit den steigenden Energiekosten ergebe sich somit ein deutlich höherer Anhebungsbedarf als die ursprünglich beantragten 5 Prozent – und zwar, korrespondierend zum Zeitpunkt der Mindestlohnerhöhung, um 18 Prozent. Ein halbes Jahr später sollen weitere 4,8 Prozent draufgeschlagen werden, sodass kumuliert eine Anhebung zum 1. Oktober um 23,7 Prozent erfolgen. Die Ursache sieht Waltemate in Berlin: „Der Mindestlohn wirkt sich enorm auf die Preisbildung im Gewerbe aus. Seine unsystematische Erhöhung kommt angesichts der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auch zur Unzeit. Er ist bundespolitisch so gewollt, die damit (und den ebenso bundespolitisch gewollt steigenden Energiepreisen) einhergehenden Preissteigerungen sind es somit auch.“
Am Montag wird der Kreisausschuss über diesen Antrag beraten, da das Taxifahren Teil des öffentlichen Personennahverkehrs ist und somit der Kreis es ist, der die Tarife festlegt. Zurzeit gelten Tarife, die zuletzt zum 1. August 2019 angehoben wurden.
Pro Kilometer 50 Cent mehr
Durch die Anhebung soll der Grundpreis am Tag von 3,10 auf 3,85 Euro steigen, der Grundpreis in der Nacht von 4 auf 4,95 Euro - ein Plus von rund 23,5 Prozent. Bei Zielfahrten am Tag werden dem Vorschlag der Kreisverwaltung zufolge künftig 2,60 Euro statt 2,10 Euro pro Kilometer berechnet, nachts 2,70 Euro statt 2,20 Euro. Die Wartegebühr pro Stunde steigt von 32 auf 39,60 Euro.
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Übrigens ist das Taxifahren im Kreis Olpe teurer sein als im Kreis Siegen-Wittgenstein: Dort soll der Grundpreis ab 1. August 15 Cent niedriger als in Olpe, Zielfahrten pro Kilometer um 10 Cent günstiger sein.
Dieselpreis kletterte um 76 Prozent
Die Olper Kreisverwaltung hat zum Antrag des Verbands Stellung bezogen: „Aufgrund der dargestellten extremen Preissteigerungen sind die beantragten Tariferhöhungen angemessen. Der Antrag des Verbandes wurde bereits im Januar 2022 bei einem Dieselpreis von ca. 1,60 Euro und damit vor der erfolgten massiven Erhöhung des Dieselpreises auf zurzeit ca. 2,20 Euro gestellt.“ Seit der bis dato letzten Tariferhöhung bis Januar 2022 seien die Dieselpreise um 27,3 Prozent und bis heute um 76 Prozent gestiegen. Auch unter Berücksichtigung des steigenden Mindestlohns sei es „nachvollziehbar, dass eine schnelle und deutliche Erhöhung des Taxentarifs zur Sicherung der örtlichen Betriebe des privaten Straßenpersonenverkehrs unumgänglich ist. Die mit den aktuellen Kraftstoffpreissteigerungen verbundenen Belastungen können auch nicht hinreichend durch das bundesseitig beschlossene Energie-Entlastungspaket II aufgefangenwerden, da dieses lediglich vorübergehende Wirkung entfaltet. Daher soll der Taxentarif bereits zum 01.08.2022 und in lediglich einem Schritt angepasst werden.“ Dies sei mit dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Siegen-Wittgenstein abgestimmt, wo ebenfalls zum 1. August eine vergleichbare Anhebung erfolgen soll.
Eine noch frühere Anpassung der Tarife sei nicht möglich, da sämtliche Fahrpreisanzeiger der Taxis vom Landesbetrieb Mess- und Eichwesen NRW umgestellt und neu geeicht werden müssten. „Aufgrund der dabei entstehenden Kosten und sonstigen Aufwände ist auch eine mehrstufige Anpassung der Taxentarife nicht zielführend.“