Kreis Olpe. Das neue 9-Euro-Ticket wird vermutlich am Freitag vom Bundesrat beschlossen. Doch wird dieses Ticket im ÖPNV-Diaspora „Ländlicher Raum“ genutzt?

Einige klatschen Beifall, andere schütteln den Kopf. Das „9-Euro-Ticket“, das der Bundesrat am Freitag voraussichtlich beschließen wird, bleibt umstritten. Wer profitiert und für wen ist das Ticket eine Nullnummer? Die Redaktion hat genauer hingeschaut.

Auf den ersten Blick ist das 9-Euro-Ticket durchaus interessant, wann bekommt man in diesen Zeiten noch etwas geschenkt. Ab Montag, 23. Mai, kann jeder das „Ticket“ für die Monate Juni, Juli und August zum Preis von 9 Euro je Monat kaufen – im Kreis Olpe in allen Bussen und wo es Fahrscheine gibt. Gültig ist das Ticket deutschlandweit in allen Verkehrsverbünden. „Jeder, der möchte, kann mit diesem Angebot für umgerechnet nur 30 Cent am Tag in ganz Deutschland mobil sein“, wirbt die VWS. Das ist nicht ganz richtig. Das Ticket gilt nicht im Fernverkehr, also nicht im IC, EC oder ICE.

Interessant für Berufspendler

Immerhin: Wer seinen Nahverkehrsbereich nicht verlässt, kann ordentlich sparen. Beispiel: Wer im normalen Westfalen-Tarif von Altenhundem nach Kreuztal fährt, zahlt pro Fahrt 5,50 Euro oder hin und zurück mit Tageskarte 9,50 Euro, also soviel, wie das 9-Euro-Ticket für einen ganzen Monat kostet, hat die DB-Agentur in Altenhundem ausgerechnet. Interessant ist das Angebot für Berufspendler, die sparen drei Monate lang richtig. Denn eine Monatskarte (Altenhundem-Kreuztal) kostet 123,60 Euro, für Azubis 63 Euro.

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Übrigens: Inhaber von Abo-Verträgen im Nahverkehr (Monatskarten, Azubi-Abo oder 60plus-Abo), bei denen das Geld regelmäßig abgebucht wird, müssen nichts machen. „Bei ihnen wird in den drei Monaten automatisch nur 9 Euro pro Monat eingezogen“, sagt Rita Korte von der DB-Agentur. Diese Kunden benötigten auch keine separaten Fahrscheine. Wer in den Sommerferien eine Städtereise zum Beispiel nach Düsseldorf macht, zahlt also bis Düsseldorf zwar den normalen Tarif, kann aber dort mit dem 9-Euro-Ticket die ganze Stadt ungehemmt abgrasen.

Bleibt es ein Wunschtraum?

„Wir begrüßen die Einführung des 9-Euro-Tickets ausdrücklich. Es bietet sich den Kunden die einmalige Chance, den vorhandenen Nahverkehr in unserer Region ausgiebig zu testen. Gerade diese Kunden wollen wir mit unserem Verkehrsangebot überzeugen und ihnen im Sinne der Verkehrswende eine echte Alternative zum Auto aufzeigen“, ermuntert VWS-Geschäftsführer Jörg Mühlhaus zum Kauf des 9-Euro-Tickets.

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Das mit der „echten Alternative“ wird in der ÖPNV-Diaspora „Ländlicher Raum“ wohl ein Wunschtraum bleiben. Denn bei den meisten werden weder Linienangebot noch Taktung passen, so wie bei Karina Nitz aus Olpe: „Der öffentliche Nahverkehr hilft mir einfach nicht“, sagt die Frau aus Olpe, die in einer Edelstahlgießerei in Radevormwald arbeitet. „Es gibt keine direkte Bus- und Bahnanbindung. Ich müsste drei Stunden Fahrzeit hinnehmen und vermutlich nachts um 1 Uhr aufstehen, um pünktlich zur Arbeit zu kommen“, so die Olperin. Da helfe auch ein 9-Euro-Ticket nicht. Und noch etwas komme bei ihr hinzu: Ehrenamtlich ist die Olperin in einer Rettungshundestaffel aktiv und habe regelmäßige Einsätze an Orten, wo sie mit Bus und Bahn – und den Hunden – kaum hinkomme.

Nitz: „Von Olpe kommt man mit dem Zug einfach schlecht weg und muss häufig umsteigen. Das ist für viele Berufstätige einfach ungünstig“, spricht sie wohl vielen ÖPNV-Nutzern aus der Seele. So wird das gut gemeinte Ziel des Tickets, bei hohen Energiepreisen eine günstige Mobilitätsalternative anbieten zu können, für die meisten Bürgerinnen und Bürger im Kreis Olpe verfehlt. Leider.