Olpe. Drei Männer haben Anzeigen wegen Warenbetruges erstattet. Sie sollen hohe Summen für Whisky-Fässer bezahlt haben, die es gar nicht gab.
Am vierten Verhandlungstag berichtete der wegen Steuerhinterziehung vor der Großen Strafkammer am Landgericht Arnsberg angeklagte ehemalige Olper Schützenkönig über sein neues Leben als Whisky-Experte, das er bis zu seiner Verhaftung am 21. Juni 2021 in der Schweiz geführt hatte. „Ich interessiere mich seit vielen Jahren für Whisky. Ich bin in der Szene gut vernetzt“, hatte er dem Gericht am 6. April erzählt. Er sei für eine große Spirituosen-Firma im Außendienst tätig gewesen, habe Schulungen für Gastronomie und Hotels gemacht und sei sogar mit einer Reisegruppe zu einer Brennerei-Führung in Schottland gefahren. Am 28. April soll das Urteil gegen den Olper wegen Steuerhinterziehung gesprochen werden. Doch dem in der JVA Hamm inhaftierten Ex-König droht weiteres Ungemach. Wieder soll es um Betrügereien gehen – dieses Mal in der Whisky-Szene.
Ein Mann aus Wiesbaden, der namentlich nicht in Erscheinung treten will, hat sich bei unserer Redaktion gemeldet. Er sowie zwei andere Männer (einer ebenfalls aus Wiesbaden, der andere aus Leipzig) haben bei der Kripo Wiesbaden Strafanzeige gegen den Olper gestellt. „Er hat sich in der Whisky-Szene mit einigen Leuten angefreundet und das Vertrauen erschlichen. Er hat uns Fass-Beteiligungen angeboten“, sagt der Mann aus Wiesbaden. Dabei geht es um angebliche Whisky-Fässer in England und Schottland: „Er hat uns glaubhaft vermittelt, dass er Zugang zu diesen Fässern hat und uns Beteiligungen verkauft. Er hat gesagt, er würde das vermarkten und in Umlauf bringen.“
Ermittlungsverfahren in Hessen
Dabei habe er bei jedem der drei Männer betont, dass er das nur ihm exclusiv verkaufe. Laut dem Wiesbadener funktioniert das so: „Die Leute kaufen ein Whisky-Fass bei einer schottischen Brennerei oder einem Zwischenhändler. Man lässt das Fass dann noch da liegen und später zieht man das auf Flaschen, die man dann importiert und verkauft. Das ist ein richtiges Business.“ Dies habe der Olper ihm glaubhaft und schmackhaft gemacht, so der Wiesbadener. Er habe dem Ex-König 12.000 Euro bezahlt, die anderen Männer 12.000 und 10.000 Euro.
Sie seien stutzig geworden, als sie nichts mehr von den Fässern hörten. „Wir haben gesagt: Schick uns doch mal die Fass-Zertifikate. Er hat immer gesagt, er bringe die beim nächsten Mal mit. Er hat dann behauptet, er müsse aus steuerlichen Gründen in die Schweiz, hat das aber immer kleingeredet. Wir wussten monatelang nicht, wo der steckt.“ Schließlich forschten die drei Männer selber nach. Das Ergebnis für die Whisky-Experten war ernüchternd: Die vom Ex-König verkauften Fässer existieren gar nicht.
Auf Anfrage bestätigte Polizeihauptkommissarin Michaela Plock von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Westhessen, dass im Dezember 2021 bei der Kripo Wiesbaden eine schriftliche Anzeige wegen Warenbetruges erstattet worden ist: „Es sollen Anteile für Whisky-Fässer angeboten worden sein. Die drei Geschädigten sollen Geld überwiesen, aber nichts erhalten haben.“ Es gebe ein Ermittlungsverfahren beim Betrugskommissariat der Kripo Wiesbaden.
Den Olper habe er bei der Leserreise eines Whisky-Magazins im Jahr 2018 kennengelernt, so der Wiesbadener: „Er war charmant, hat ein vereinnahmendes Wesen und die ganze Gruppe unterhalten. Wir haben uns dann immer wieder mal getroffen. Er war der Dreh- und Angelpunkt, das kann der unheimlich gut, Leute für sich zu gewinnen.“ Der Wiesbadener schüttelt den Kopf: „Gerade in der Whisky-Szene hätte er die Möglichkeit gehabt, sich etwas Seriöses aufzubauen, aber er hat auch da verbrannte Erde hinterlassen.“ Und: „Wo es aufhört, wenn man Leute, die man als Freunde bezeichnet, über den Tisch zieht.“
Bundesweit unterwegs
Der Wiesbadener hatte sogar einen Vertrag aufgesetzt und sich diesen vom Olper unterschreiben lassen. Der geprellte Mann macht sich aber nichts vor: „Ich rechne nicht damit, dass ich meine Kohle noch mal wieder sehe.“ Er glaubt, dass es noch weitere solcher Betrügereien gibt: „Der war bundesweit unterwegs. Ich könnte mir vorstellen, dass das noch weitere Kreise zieht. Ich weiß auch noch von einem vierten Mann aus Süddeutschland, der hat aber noch keine Anzeige erstattet.“
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Am vergangenen Wochenende besuchte der Wiesbadener die Whisky-Messe in Limburg. Auch dort seien die Machenschaften des Olpers Thema gewesen. „Wir haben gesagt: Wir halten die Füße nicht still und zeigen den an. Wir werden dafür sorgen, dass er sich in der Szene nicht mehr blicken lassen darf, wenn er irgendwann aus dem Bau ist.“