Kreis Olpe. Bei einer Großübung im Waldgebiet bei Oberveischede waren 500 Einsatzkräfte im Einsatz. Die schönsten Bilder finden Sie hier.

Es war ein spektakuläres, aber nicht unrealistisches Szenario: Ein Kleinflugzeug stürzt ab und löst einen Waldbrand aus, der sich rasch ausbreitet und eine Ortschaft gefährdet. Unter diesen Vorzeichen startete am Samstag, 23. April, eine Großübung, die es in dieser Form im Kreis Olpe noch nie gab. Am Ende standen erschöpfte Helfende, viel Lob, aber auch viele neue Erkenntnisse.

Mit rund 500 Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei und verschiedenen Hilfsorganisationen des Katastrophenschutzes war die Großübung eine von langer Hand geplante Aktion. Bereits um kurz nach 8 Uhr klingelten die Melder. Im Drehbuch stand folgende Lage: Ein Waldbrand in der Nähe des Olper Entsorgungszentrums. Er gab an, Rauch im Wald oberhalb der Negertalstraße zu sehen. Die ersteintreffenden Kräfte aus Oberveischede fanden einen ziemlich verrauchten Wald vor. Kurz danach wurden weitere Feuerwehreinheiten alarmiert. In der Bevölkerung sorgte das bei einigen für große Verwunderung. Zumindest bei denjenigen, die vor ab über die Medien nichts von der Großübung mitbekommen hatten.

Flugzeug abgestürzt

Bei weiteren Erkundungen wurde ein abgestürztes Kleinflugzeug im Wald vorgefunden. Zwei Menschen konnten noch gerettet werden. Das Flugzeug ging mit einer großen Explosion plötzlich in Flammen auf und sorgte dafür, dass auch benachbarte Teile des sehr trockenen Waldbodens Feuer fingen. Starker Wind ließ das Feuer rasend schnell ausbreiten.

„Wir reden hier von einer Gesamteinsatzfläche von knapp 2500 Quadratmetern. Und das schon eine enorme Größe“, erklärte Feuerwehr-Pressesprecher Sascha Klein. Das Szenario nahm im Laufe des morgens immer mehr Fahrt auf. Durch die überörtliche Einsatzbereitschaft waren in der Summe Einheiten aus Siegen, Olpe und dem Hochsauerlandkreis beteiligt. Es wurden zahlreiche Einsatzabschnitte gebildet. An der Absturzstelle des Flugzeugs wurden zwei Schwerverletzte aufgefunden, die erst von der Feuerwehr versorgt und danach an den Rettungsdienst übergeben wurden. Zwei weitere Menschen entdeckten die Brandbekämpfer im Flugzeug. Für die kam jedoch jede Hilfe zu spät. Noch während der Löscharbeiten nahm die Kriminalpolizei ihre Ermittlungen auf.

Schwierige Wasserversorgung

Um die großen Menschen an Löschwasser an die großläufige Einsatzstelle zu bringen, wurde mit zahlreichen Tanklöschfahrzeugen im Pendelverkehr das Wasser in den Wald gefahren und in großen Abrollcontainern zwischengelagert. Sechs Landwirte halfen mit sieben gereinigten Gülle- und Wassertanks ebenfalls tatkräftig mit. Im Ortsteil Tecklinghausen galt es rund 15 Einwohner zu evakuieren.

Das Highlight der Großübung war der Einsatz eines Polizeihubschraubers der Fliegerstaffel der Polizei NRW, die extra mit einer der insgesamt sechs in NRW neuen Maschinen des Typs Airbus H 145 aus Düsseldorf gekommen waren. Mit sogenannten Bambi-Buckets, das sind faltbare Behälter mit einem Fassungsvermögen von 820 Litern, wurde Löschwasser aus dem Biggesee geholt und über der Waldbrandfläche kontrolliert abgelassen. Innerhalb weniger Minuten war der Hubschrauber „Hummel“ zur Bigge geflogen und hatte, ohne zu landen das Bambi-Buckets innerhalb von gut 15 Sekunden befüllt. Alles lief reibungslos.

Hubschrauber verschwunden

Doch plötzlich war der Hubschrauber verschwunden. Und dass, obwohl es auf der Waldbrandfläche noch kräftig rauchte. Der Grund war schnell erklärt. Die Maschine musste kurz – ein Flug dauerte rund 20 Minuten – nach Dortmund fliegen, um dort betankt zu werden. Danach ging es weiter. Bei den Einsatzkräften und natürlich auch bei zahlreichen Freizeitsportlern, die an der Bigge unterwegs waren, sorgte das mächtige Fluggerät für Staunen.

Erste Bilanz

„Es war eine herausfordernde Lage, die den Einsatzkräften alles abverlangt hat – sowohl Fachwissen als auch Flexibilität und körperlichen Einsatz“, zog Einsatzleiter Christian Hengstebeck von der Feuerwehr der Kreisstadt Olpe eine erste Bilanz. „Die neue Konzeption und die beschaffte Technik haben sich bewährt – aber nun muss es in Sachen Praxisschulungen der Einsatzkräfte im Hinblick auf Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung weitergehen.“

Sehr realitätsnah

Die Übung war so realitätsnah wie möglich angelegt: Eine eigens angefertigte Flugzeug-Attrappe war im Wald platziert, spezielle Pyrotechnik sorgte für – ungefährlichen – Rauch und Feuerschein, Darstellende spielten die Einwohnerinnen und Einwohner des zu räumenden Tecklinghausen, die nicht alle freiwillig ihre Häuser verlassen wollten, realistischer geht es wohl kaum.

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Neben den Löscharbeiten gab es unzählige weitere Aufgaben: Versorgung von Verletzten, Räumen einer Ortschaft, Einrichten von Anlaufstellen für die betroffenen Anwohner, Versorgung der Einsatzkräfte und Betroffenen, Unfallermittlung, Führung, Logistik, Verkehrslenkung, Pressearbeit und vieles mehr.

Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Zusammenspiel und der Kommunikation der Einheiten, Organisationen und Führungsebenen. „Auch das hat zufriedenstellend geklappt, wobei es immer Verbesserungspotenzial zu entdecken gibt – aber auch das ist Sinn einer Übung“, resümiert Hengstebeck.

Landrat dankt Ehrenamtlern

Beim weit überwiegenden Teil der rund 500 eingesetzten Kräfte handelte es sich um Ehrenamtliche. Eine Leistung, die auch Landrat Theo Melcher beim Besuch der Übung ausgiebig würdigte: „Wir haben hervorragende Hauptamtliche. Doch diese allein könnten eine solche Lage unmöglich beherrschen. Dazu braucht es die Unterstützung vieler hundert Menschen, die sich im Kreis Olpe in ihrer Freizeit engagieren. Dafür meinen höchsten Respekt. Sie alle, Hauptamt und Ehrenamt gemeinsam, sorgen dafür, dass wir alle uns in Notfällen auf schnelle und professionelle Hilfe verlassen können. Dank gebührt auch den Landwirten, die beim Löschwassertransport unterstützt haben, den Waldbesitzern, welche die Übung ermöglicht haben und der Hufnagel Service GmbH, die ihr Firmengelände als Bereitstellungsraum zur Verfügung gestellt hat.“

Herzlich dankte Melcher auch dem Team des Amtes für Feuerschutz und Gefahrenabwehr der Kreisstadt, dem Fachdienst Brand- und Bevölkerungsschutz/Rettungsdienst der Kreisverwaltung sowie der Kreispolizeibehörde Olpe. Das Team hatte die Übung knapp ein Jahr lang vorbereitet.

Kosten von mehr als 26.000 Euro

Eingeplant waren für die Übung im Vorfeld Kosten von mehr als 26.000 Euro. Und da immer mehr Waldflächen durch den Borkenkäfer radikal gerodet werden müssen, bietet dies neuen Nährboden für Waldbrände. Daher warnt die Feuerwehr auch weiterhin vor der erhöhten Waldbrandgefahr.

Am Ende waren die Feuerwehren aller sieben Kommunen des Kreises im Einsatz, dazu überörtliche Kräfte aus Siegen-Wittgenstein und dem Hochsauerlandkreis, Ehrenamtliche des DRK, der Malteser, der DLRG und des Technischen Hilfswerks, die Polizei NRW mit einem Hubschrauber und Kräften der Kreispolizeibehörde Olpe, der Rettungsdienst und nicht zuletzt zahlreiche Landwirte und Unternehmer.