Griesemert/Kreis Olpe. Die Kreisverkehrswacht möchte junge Autofahrer dazu bewegen, auf der Griesemert ein Fahrtraining zu absolvieren. Dafür gibt’s einen Gutschein.

Die Anzahl der verunglückten jungen Fahrerinnen und Fahrer ist 2021 zwar leicht gesunken, aber die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen bereitet der Polizei nach wie vor große Sorgen. „Zwölf Schwer- und 68 Leichtverletzte. So hohe Zahlen wollen wir nicht hinnehmen. Das sind immer noch viel zu viele“, betonte Jürgen Dzuballe bei einer Pressekonferenz im Verkehrssicherheitszentrum Olpe-Griesemert.

Und deshalb ist der Leiter Direktion Verkehr bei der Kreispolizeibehörde „begeistert“ vom neuesten Projekt der Kreisverkehrswacht. Die will mit einem finanziellen Anreiz junge Frauen und Männer, die gerade ihren Führerschein erworben haben, dazu bewegen, auf der Griesemert ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren. Zu den Kosten für ein „Pkw-Junge-Fahrer-Training“ mit dem eigenen Wagen in Höhe von 165 Euro steuert die Kreisverkehrswacht einen Gutschein von 100 Euro bei.

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Die Aktion startet am 1. Mai. Junge Fahrerinnen und Fahrer im Alter von 17 bis 24 Jahre mit Wohnsitz im Kreis Olpe, die ihren Führerschein bei einer heimischen Fahrschule bestanden haben, erhalten dort entsprechende Gutscheine und können sich innerhalb von zwei Monaten für ein achtstündiges Fahrsicherheitstraining im Verkehrssicherheitszentrum (VSZ) auf der Griesemert anmelden.

Verlängerung nicht ausgeschlossen

Zur Verfügung stellt die Kreisverkehrswacht zunächst einen Betrag von 10.000 Euro. Das heißt: Die Aktion endet mit der Einlösung des 100. Gutscheins. Eine Verlängerung, so Vorsitzender Andreas Zeppenfeld, ist aber nicht ausgeschlossen.

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Das Problem ist längst erkannt: Seit Jahren haben bundesweit und auch im Kreis die 17- bis 24-jährigen Verkehrsteilnehmer immer noch das höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr. „Was können wir tun, um an diese Gruppe heranzukommen?“ Diese Frage stellen sich Andreas Zeppenfeld und seine Mitstreiter von der Kreisverkehrswacht schon lange. Regelmäßige Appelle, zielgerichtete Veranstaltungen, viele Broschüren und andere Veröffentlichungen zu den Unfallgefahren im Straßenverkehr zeigen bei jungen Fahrerinnen und Fahrern nicht die erhoffte Wirkung. In der Corona-Pandemie hat die ehrenamtlich arbeitende Verkehrswacht, die sich als „eine der ältesten Bürgerinitiativen in Deutschland“ beschreibt, laut Vorsitzendem Zeppenfeld „etwas angespart“ und will mit diesem Geld einen neuen Versuch starten, Führerscheinneulingen einen „Crashkurs“ schmackhaft zu machen.

Verschiedene Ursachen für Unfälle

Selbstüberschätzung, Unerfahrenheit, fehlende Einschätzungen von Geschwindigkeit und Bremswegen, unzureichende Kenntnisse über das Fahrzeugverhalten in schwierigen Situationen, zu geringer Abstand und Ablenkung. Das sind die Hauptursachen für Unfälle mit jungen Fahrerinnen und Fahrern. „Früher wurde noch an den Autos herumgeschraubt. Die technische Affinität fehlt heute weitgehend, das Handy steht an erster Stelle“, weiß Michael Springob. Gerade das Thema Ablenkung spielt eine immer größere Rolle, berichtete der Geschäftsführer des Verkehrssicherheitszentrums.

Jung + sicher + startklar

Schriftführer Joachim Winkelmann informierte über das Programm „Jung+Sicher+Startklar“ mit praktischen Verkehrssicherheitstagen und theoretischen Unterrichtseinheiten.

Winkelmann, ausgebildeter Mediator, will nach den Osterferien mit diesem Angebot in die Schulen gehen. Auch bei diesem Programm ist der „Baustein Ablenkung“ ganz wichtig.

„Zeitdruck, laute Musik und ein voll besetztes Auto bringen Fahrer und Fahrzeuge auf der Heimfahrt nach einer gelungenen Party schnell an ihre Grenzen“, heißt es in einem Flyer des VSZ Olpe-Griesemert. Mit Spezialbrillen wird beim „Junge-Fahrer-Training“ deshalb der Einfluss von Drogen und Alkohol auf das Fahren nachgestellt. Nicht zu unterschätzen, so Springob, ist auch das veränderte Fahrverhalten von E-Autos mit ihren mehrere hundert Kilogramm schweren Batterien. „Die verhalten sich anders“, weiß der Geschäftsführer des Verkehrssicherheitszentrums. Die neue Aktion der Kreisverkehrswacht begrüßt er ausdrücklich. „Das halte ich für sehr wichtig.“ Vor der Corona-Zwangspause hätten 500 bis 700 junge Fahrerinnen und Fahrer im Zentrum in Olpe-Griesemert trainiert.