Kreis Olpe. Die Spritpreise bleiben hoch, Berufspendler merken es besonders. Über den täglichen Wahnsinn an den Tankstellen im Kreis Olpe.

Des Volkes Seele kocht weiter an den Tanksäulen im Kreis Olpe. „Jeder, der hier reinkommt, meint, er müsste einen dummen Spruch lassen, es macht keinen Spaß mehr“, sagt Dieter Wurm, Tankstellen-Inhaber aus Altenhundem genervt. Ebenso wenig Spaß haben die mehr als 38.000 Berufspendler im Kreis Olpe, die aufs Auto angewiesen sind.

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So wie Mona Kuss aus Bad Neuenahr. Die 29-Jährige arbeitet im Finanzsektor der Firma Tracto Technik und pendelt ein bis zwei Mal pro Woche nach Lennestadt, jedes Mal 320 bis 350 Kilometer je nach Route. „Zwei Mal die Woche hin und her zu fahren, das vermeide ich aktuell schon wegen der hohen Preise.“ Pendler fahren Diesel, weil es billiger ist, oder besser: war. „Im Moment ist der Effekt ja genau anders rum“, so Mona Kuss. Sie fragt sich, wer von den hohen Preisen profitiert, außer Staat und Mineralölkonzernen. „Wenn das irgendwie der Ukraine helfen würde, dann bin ich dabei, aber in den Nachbarländern sind die Preise nicht so hoch. An dieser Stelle ärgere ich mich schon.“ Auch darüber, dass die Regierung bei der Ölversorgung so blauäugig agiert habe.

Die Spritpreise am Mittwochnachmittag in Lennestadt, alle Sorten satt über 2 Euro. 
Die Spritpreise am Mittwochnachmittag in Lennestadt, alle Sorten satt über 2 Euro.  © Volker Eberts

Kaum zu glauben, aber viele Autofahrer glauben wirklich, dass sich die Tankstellen jetzt die Taschen voll machen. „Meine Frau wurde schon gefragt, ob wir unseren Privat-Jet schon bestellt haben, das muss man sich mal vorstellen. Was wir hier verdienen, das ist Schmerzensgeld“, sagt Dieter Wurm.

Tanknadel bewegt sich nicht

Mitunter spielen sich an den Tankstellen surreale bis lustige Szenen ab. Eine Dame, so Wurm, habe für zehn Euro getankt. „Die hat gemeint, ihre Tanknadel im Auto wäre kaputt, weil die sich bei vier Litern gar nicht bewegt hat.“

Mona Kuss nimmt den Staat in die Pflicht. „Ich denke, es sind viele Menschen auf ihr Auto angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.“ Auch ihr tue es weh, wenn sie nach dem Volltanken 160 Euro an der Tankstelle zahlen müsse. „Dann verzichte ich auf etwas anderes. Aber es gibt Familien, die jeden Cent umdrehen müssen und nicht woanders sparen können. Da muss was passieren.“ Einen Tank-Rabatt, den der Bundesfinanzminister ins Spiel gebracht hat, fände sie gut.

So sieht es auch auch Eva Calvo aus Plettenberg, Personalreferentin bei Bals Elektrotechnik in Kirchhundem-Albaum. Fünf mal 80, also 400 Kilometer spult sie jede Woche mit ihrem Diesel ab. Letzten Sonntag habe der bei 2,39 Euro gestanden, „da kommen einem schon fast die Tränen.“ Ein Tank-Rabatt wäre ein schneller und unbürokratischer Weg, der sofort Wirkung zeigen würde, sagt die 45-Jährige. „Ich finde das einen guten Ansatz“, sagt Eva Calvo. Auf jeden Fall müsse der Staat jetzt eingreifen und vor allem die Geringverdiener dürften nicht im Stich gelassen werden.

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Mona Kuss ist skeptisch, wie es weitergehen wird. Manuel Vormweg, Lehrer am Gymnasium Maria Königin, der jeden Tag 40 Kilometer zur Schule fährt, befürchtet, dass die Spritpreise weiterhin hoch bleiben werden. „Auch, wenn der Krieg in der Ukraine hoffentlich bald endet, werden die Sanktionen noch länger anhalten“, erläutert Vormweg. Er gehe davon aus, dass die psychologisch wichtige 2-Euro-Marke längerfristig halten wird.