Olpe. Ursula Böhmer-Luke arbeitet ehrenamtlich im Kinder- und Jugendhospiz in Olpe. Sie kümmert sich auch um die sterbenskranke 17-jährige Sarina.

Sonnenstrahlen scheinen durch die großzügigen Glasfenster und erhellen den Raum. Auf den ersten Blick wirkt alles friedlich und ruhig. An den Wänden hängen Bilder von zahlreichen, lachenden Kindern, denen der Spaß förmlich anzusehen ist. Dennoch ist es für jede Familie ein trauriger Anlass, mit dem eigenen Kind ins Kinder- und Jugendhospiz nach Olpe zu kommen.

Rund 300 Familien kommen pro Jahr hierher, um nicht nur ihren Kindern eine schöne Zeit – so gut es geht – zu bieten, sondern auch, um ein wenig zu sich selbst zurückzufinden und diese harte und schwierige Situation verarbeiten zu können. Und trotz des tragischen und traurigen Anlasses steht eins in dem Kinder- und Jugendhospiz im Vordergrund: das Lachen und das Leben. Daher stammt auch das Motto: Leben, Lachen, Trauern, Sterben. Denn vom ersten bis zum letzten Aspekt können Familien und Angehörige ihre Kinder hier begleiten.

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Immer mit an der Seite: die festen Mitarbeiter sowie die Ehrenamtlichen. Eine dieser ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen ist die 50-jährige Ursula Böhmer-Luke. Meist kommt sie für zwei Schichten pro Monat in das Hospiz, pflegt und spielt mit den Kindern, kümmert sich einfach. Für sie ist es eine Herzensangelegenheit. Seit sechs Jahren ist die 50-Jährige in der Olper Einrichtung aktiv und weiß umso mehr, dass es nicht immer einfach ist. Vieles geht einem nahe. Auch sie musste lernen, nicht alles so nah an sich heranzulassen. Denn auch auf Ursula Böhmer-Luke wartet nach dem Tag im Hospiz noch der ganz normale Alltag zuhause. Dennoch würde sie sich immer wieder für das Ehrenamt entscheiden. „Es gibt nichts Schöneres, als wenn einem die Kinder ein Lächeln schenken. Das tut einfach gut“, sagt sie.

Balthasar Olpe: Die Kinder und Jugendlichen sterben zu früh

Die zweifache Mama aus Dünschede kümmert sich auch um die 17-jährige Sarina. Sarina leidet an einer Hirnschädigung und war bereits im September 2009 das erste Mal zu Gast im Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe. „Jedes Kind, das hierher kommt, muss viel zu früh sterben“, sagt Rebecca Kranz, die in der Einrichtung für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Und gerade aus dem Grund versuche man die restliche Zeit, die den Kindern und Jugendlichen noch bleibt, so schön wie nur möglich zu gestalten.

Und dabei helfen eben auch die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie Ursula Böhmer-Luke. Als sie damals davon gehört hatte, musste sie nicht lange überlegen und hat sich umgehend beworben. „Ich bin selbst Mutter von zwei, glücklichweise gesunden, Kindern. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist“, sagt sie. Dafür sei die zweifache Mama sehr dankbar.

Zunächst stand eine Qualifizierung zum Kinder- und Jugendhospizhelfer auf dem Programm. Diese praxisbegleitende Ausbildung umfasst 80 bis 90 Stunden, erklärt Rebecca Kranz. Für Ursula Böhmer-Luke war zwar von Beginn an und auch während der Ausbildungsphase klar, dass sie sich dieser Aufgabe stellen möchte; doch es komme auch immer wieder vor, dass Menschen die Qualifizierung nicht zu Ende bringen können. „Manche schaffen das emotional dann einfach nicht“, sagt Kranz. Und auch das sei völlig in Ordnung. Denn einfach ist diese ehrenamtliche Arbeit keinesfalls. Das weiß auch die 50-Jährige, die seit sechs Jahren im Hospiz mithilft.

Ehrenamtlerin aus Attendorn

„Mir war von Anfang an bewusst, dass es auch schwierige Situationen geben wird“, sagt die Ehrenamtlerin. Doch überwiegend verlasse sie ihren „Einsatz-Tag“ im Kinder- und Jugendhospiz mit einem guten Gefühl. „Das Lachen steht hier einfach im Vordergrund. Aber natürlich gibt es auch traurige Momente.“ Ursula Böhmer-Luke erinnert sich vor allem an zwei Situationen. In einer hat sie ein Kind noch bis in die frühen Morgenstunden betreut und im nächsten Moment ist es verstorben. Ein anderes Kind, um das sie sich gekümmert hat, habe sie nur eine Woche nicht gesehen. Und genau in dieser Woche ist auch das Kind seiner Krankheit erlegen. „Diese Situationen haben mich schon belastet“, erinnert sich die Frau aus Dünschede. Doch mit der Zeit lerne man, nicht alles extrem nah an sich ran zu lassen. Und genau das sei enorm wichtig.

Wenn der Arbeitstag im Hospiz für die 50-Jährige endet, lässt sie auf der Rückfahrt meist noch das Radio aus. „Dann bin ich oft noch nachdenklich“, sagt sie. Doch dieses besondere Ehrenamt gibt ihr viel. „Es braucht einfach nur so wenig, um die Kinder glücklich zu machen“, sagt sie und streichelt der todkranken Sarina dabei übers Gesicht. Es ist förmlich zu spüren, mit wie viel Herzblut und Gefühl Ursula Böhmer-Luke sich um die Kinder kümmert. Beim Spielen, Spazieren, Nahrung geben oder einfach nur beim Handhalten.

Corona-Zeit sehr schwierig

Im nächsten Moment schneit ein Clown herein. „Hallo Sarina“, ruft er. Nun heißt es Spiel und Spaß für all die Kinder, die derzeit im Hospiz zu Gast sind. Ursula Böhmer-Luke schiebt Sarina mit ihrem Rollstuhl in Richtung Gemeinschaftsraum. Dort finden, zumindest außerhalb von Corona, meist viele Veranstaltungen statt. „Die Corona-Zeit war schon hart“, erinnert sich auch Rebecca Kranz. Früher, vor der Pandemie, haben sich viele Eltern, Angehörige und Geschwister ausgetauscht, zusammen Zeit im Gemeinschaftsraum verbracht. Nun gibt es zwar Lockerungen, doch anders ist es nach wie vor. „Viele Familien sind aufgrund der Krankheiten ihrer Kinder auch ängstlich. Und auch mit der Maske ist es für manche Kinder schwierig“, weiß Rebecca Kranz. Dennoch versuche man in Form von anderen Aktionen wie Videos oder Briefen, verschiedenen Spielen im Freien sowie Ausflügen für ein bisschen Abwechslung zu sorgen. Man möchte so nicht nur den sterbenskranken Kindern, sondern auch den Familien ermöglichen, für einige Zeit dem sonst so traurigen Alltag zu entkommen.