Kreis Olpe. Aktuell sei man personaltechnisch an der Grenze des Beherrschbaren, heißt es im St.-Martinus-Hospital Olpe. Wie geht das ab dem 20. März weiter?

Es klingt wie ein „Freedom Day“ nach zwei Jahren Corona-Pandemie: Mit dem Frühlingsanfang am 20. März wird der dritte und letzte Öffnungsschritt umgesetzt. Alle weitreichenden Einschränkungen des gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens sollen dann zurückgenommen werden. Sogenannte Basisschutzmaßnahmen, wie die Maskenpflicht in Innenräumen, sollen aber weiterhin gelten. Gleichzeitig ist die Zahl der Covid-Patienten auf den Normalstationen im Kreis Olpe zuletzt gestiegen. Wie bewerten Beschäftigte im Krankenhaus die Lockerungen?

Kein „Freedom Day“

Von einem „Freedom Day“ möchte Tobias Quast, Pflegedirektor am St.-Martinus-Hospital Olpe, nicht sprechen. Denn: „In den Institutionen selbst wird so gut wie gar nicht gelockert. Es gibt immer noch eine regelmäßige FFP2-Masken- und Testpflicht für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch wenn sie dreifach geimpft sind.“ Die Corona-Maßnahmen, die entfallen sollen, greifen vor allem im privaten Rahmen. Wovon das Personal außerhalb des Krankenhauses natürlich auch betroffen ist.

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„Unsere Mitarbeiter haben im Grunde drei Rollen: Als Privatperson – in diesem Kontext ist es richtig und wichtig zu lockern; als Ausübende der Profession – in dieser Rolle schaut man eher skeptisch auf die steigenden Fallzahlen; und als Teil der Organisation – da ist die Entwicklung schwer einzuschätzen, wie man mit Isolation und Quarantäne bei zunehmenden Infektionen umgeht.“

Infektionszahlen nicht mehr so hohe Aussagekraft

Von rund 1800 Beschäftigten bei der Katholischen Hospitalgesellschaft befänden sich derzeit etwa 50 in Isolation aufgrund einer Corona-Infektion. Dass der Anteil nach dem 20. März steigen wird, ist wahrscheinlich.

Gleichzeitig hätten die reinen Infektionszahlen nicht mehr eine so hohe Aussagekraft wie in den ersten Wellen, meint Quast. „Über 50 Prozent der Patienten sind unerwartet positiv. Darunter sind zum Teil Personen, die wegen eines Autounfalls ins Krankenhaus gekommen sind und bei einer routinegemäßen Testung plötzlich positiv waren.“

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Wenn außerhalb des Krankenhauses gelockert werde, werden die Menschen nicht zwangsweise kränker, ist Quast überzeugt. Aber die allgemeine Viruslast steigt. Und dadurch die Gefahr, dass diese auch wieder in die Einrichtungen getragen wird. „Mit Isolationen der Patienten, aber auch der Mitarbeiter kommt auf die Pflegeeinrichtungen und Kliniken ein deutlicher Mehraufwand zu.“

Arbeitsquarantäne als eine Option

Aktuell sei man personaltechnisch an der Grenze des Beherrschbaren. Wenn das System Krankenhaus mit den steigenden Infektionszahlen und den damit verbundenen Isolationsvorschriften zu kollabieren droht, gebe es – neben den von Bund und Ländern angedachten, wieder schärferen Corona-Maßnahmen – zwei Möglichkeiten: planbare Leistungen zurückfahren oder eine Arbeitsquarantäne etablieren. „Darauf mussten wir bislang zum Glück noch nicht zurückgreifen. Diese Maßnahme muss im Vorfeld auch mit der zuständigen Gesundheitsbehörde abgestimmt werden“, erklärt Quast. In diesem Fall dürfte ein positiv getesteter Mitarbeiter weiterhin auf einer ausgewiesenen Corona-Station arbeiten, müsste sich außerhalb davon aber in häusliche Isolation begeben. Im Kontakt mit einem Covid-Patienten werde außerdem immer unter Vollschutz gearbeitet: Kittel, Handschuhe, FFP2-Maske, Visier.

Auch in der Helios-Klinik in Attendorn ist man auf einen Anstieg stationär behandlungsbedürftiger Covid-Patienten sowie quarantänebedingter Ausfälle im ärztlichen und pflegerischen Dienst vorbereitet. „Aktuell ist die personelle Situation in unserem Haus gut kompensiert“, sagt Pressesprecherin Melissa Bäcker. „Vor allem dem großen Zusammenhalt im Kollegium ist es zu verdanken, dass es bislang selbst bei kurzfristigen Ausfällen nicht zu Einschränkungen von Versorgungsangeboten gekommen ist.“ Ob die geplanten Lockerungen zum richtigen Zeitpunkt kommen? Das könne niemand mit Sicherheit sagen.