Schreibershof. Olga Rogalsky hat deutsche, russische und ukrainische Wurzeln. Nach Kriegsausbruch organisierte die Schreibershoferin spontan eine Hilfsaktion.

Für Olga Rogalsky war eines sofort klar, nachdem der Krieg in der Ukraine ausgebrochen war: „Wir müssen helfen.“ Die 33-Jährige ist im russischen Stepnoe nahe der Wolga geboren und kam als sechsjähriges Mädchen mit ihrer Familie nach Deutschland. Aber sie hat nicht nur russische und deutsche Wurzeln, sondern auch ukrainische: „Meine Mutter ist Deutsche, mein Großvater Ukrainer.“ Und dort habe sie auch noch Verwandte in der westlich gelegenen Region Winnyzja. Und: „Meine Cousine Tatjana ist Tierärztin in Kiew. Sie hat am Donnerstag sofort alles stehen und liegen lassen, hat noch Geld abgehoben, so weit das möglich war, und ist zu meinem Großvater aufs Land geflohen.“ Die Stadt in der Region Winnyzja heißt Ladyzhin. Das ist eine kleine Stadt im Westen der Ukraine, noch rund 100 Kilometer vom Zentrum Winnyzjas entfernt. Bis dort sei der Krieg noch nicht vorgedrungen. Der Großvater wolle seine Heimatstadt jedenfalls keineswegs verlassen: „Es ist ein sehr ländliches Gebiet.“

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Die junge Frau hat aber nicht nur Verwandte in der Ukraine, sondern auch noch Bekannte in ihrem Geburtsort Stepnoe an der Wolga.

Für sie ist das Geschehen also zwar weit weg, was die Kilometer zwischen Schreibershof und der osteuropäischen Region angeht, aber gefühlsmäßig ganz nah: „Es geht nicht um Ukrainer oder Russen, sondern um die Menschen wie Du und Ich. Diese Leute können nichts für verrückt gewordene Regierungen.“ In der Ukraine würden jetzt Männer von 18 bis 60 eingezogen, die „noch nie eine Waffe in der Hand gehalten haben.“ Wenn die in Kriegshandlungen gerieten, bedeute das für sie das Todesurteil, fürchtet die 33-Jährige.

Spontan habe sie Ende vergangener Woche über Whatsapp-Gruppen und Facebook zu Spenden aufgerufen: „Wir wollen den Geflüchteten vor allem Matratzen, Decken, Bettwäsche und Kissen an die polnisch-ukrainische Grenze bringen lassen.“ In Windeseile seien die von ihr gewünschten Sachen bei ihr abgegeben worden.

Zwei Sprinter schnell gefüllt

Als wir Olga Rogalsky am Montag Abend vor ihrem Wohnhaus in Schreibershof treffen, sind zwei Sprinter schon bis unters Dach vollgepackt: „Mein Schwiegervater ist selbstständig und hat die beiden Sprinter zur Verfügung gestellt.“ Von Schreibershof würden die Sachen zunächst nach Meinerzhagen transportiert, geordnet und auf Lkw’s umgeladen. Von dort beginne die Tour am Donnerstag in Richtung polnische Grenze. Über eine Strecke von etwa 1500 Kilometern. Wie lange die Fahrt dauern werde, könne nur geschätzt werden: „So etwa 15 bis 20 Stunden“, sagt die Schreibershoferin.

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In Meinerzhagen engagiere sich ihr Schwiegervater, ebenfalls mit russischen Wurzeln, in der evangelisch- freikirchlichen Gemeinde, die bei den Hilfstransporten helfen würden.

Olga Rogalsky lebt seit 1994 in Deutschland und sagt, sie denke oft an die Flüchtlinge und würde auch zwei Ukrainer bei sich in ihrem Wohnhaus in Schreibershof aufnehmen, wenn es denn möglich wäre.

Nächster Transport geplant

Nach der überwältigenden Spendenbereitschaft hat Olga Rogalsky bereits die nächsten Hilfstransporte geplant: „Dieses Mal benötigen wir haltbare Lebensmittel, die in den Flüchtlingsankünften offenbar knapp werden.“ Noch stehe aber nicht fest, wann es losgehen könne: „Ich werde wieder einen Aufruf über Whatsapp und Facebook starten und genau mitteilen, welche Sachen wir benötigen.“ Solange sollten die Spender bitte warten.