Lennestadt. Natalia Volk, Hotelbesitzerin in Lennestadt, und Busunternehmerin in Kiew, evakuiert mit ihren Bussen Menschen aus dem Kriegsgebiet.
Natalia Volk und ihre Familie hatten großes Glück. Normalerweise lebt die Unternehmerin, die Anfang des Jahres das Hotel Laarmann in Lennestadt-Kirchveischede erworben hat (wir berichteten), in Kiew. Weil ihre Tochter Olga in Deutschland vor vier Wochen ein Kind zur Welt brachte, war sie mit ihrer 80-jährigen Mutter nach Deutschland gereist - und erlebte den Kriegsausbruch in Sicherheit, während in ihrer Heimat ein Krieg tobt, den kaum jemand für möglich gehalten hatte. Von Lennestadt aus versucht die Familie nun Menschen in Not zu helfen. Natalia Volk betreibt in Kiew ein großes Busunternehmen und hat sich auf Linienfahrten zwischen Deutschland und der Ukraine spezialisiert. Mit ihren Bussen versucht die Familie nun, so viele Menschen wie möglich, darunter auch viele Deutsche, aus der Ukraine zu holen und in Sicherheit zu bringen. „Wir evakuieren, solange es geht“, sagt die 57-Jährige.
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Die Lage in Kiew sei dramatisch, sagt ihre Tochter Olga (32). Freunde und Mitarbeiter, die in Kiew festsitzen, schicken täglich neue Nachrichten, auch vom Haus der Familie Volk. Der Keller des Hauses dient jetzt als Luftschutzbunker. „Kiew wird bombardiert, die Menschen sitzen in Kellern und in den U-Bahnhöfen und können nicht aus der Stadt raus“, so Olga Volk. Die Lage sei unübersichtlich und gefährlich, besonders in der Dunkelheit. Die Bomben kämen immer näher. Ein Krankenhaus für krebskranke Kinder sei komplett zerstört worden. „Wir warten auf den Anruf, dass jemand getötet wurde. Meine Mutter schläft seit Donnerstag nicht mehr“, sagt Olga Volk.
20 Busse in der Hauptstadt
Natalia Volk versucht alles, um mit ihrer Busflotte zu helfen. 20 Busse stehen noch in der ukrainischen Hauptstadt, um möglichst viele Menschen aus der Ukraine zu bringen, was täglich schwerer wird. Die Straßen aus der Stadt seien mit Autos verstopft. Viele jüngere Busfahrer haben sich zum Militärdienst gemeldet. „Unsere Fahrer sind sehr patriotisch, das ist toll“, sagt Natalia Volk. Viele Straßen und Brücken sind mittlerweile zerstört.
Dennoch ist es auch am Montag wieder gelungen, zwei Busse, voll besetzt mit Frauen, Kindern und Senioren trotz Beschusses aus Kiew heraus und über ungefährlichere Routen an die polnische oder ungarische Grenze zu bringen. An den Grenzübergängen sei noch alles ruhig, dort kämen nur noch Frauen und Kinder an. Dort müssten die Busse dann bis zu 60 Stunden warten, bis die Weiterfahrt nach Polen genehmigt werde.
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Von Deutschland aus schickt Natalia Volk ihre Busse bis Lemberg (Lwiw) und weiter ins Landesinnere, um Menschen aus der Ukraine zu evakuieren, so weit dies möglich ist. Olga und Natalia Volk hoffen, dass es nach den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zu einer Feuerpause kommt, damit sie Menschen in Sicherheit bringen können. Doch das ist ungewiss. „Es ist schrecklich, und wenn wir in der Ukraine keine Hilfe bekommen, werden viele sterben“, beschreibt Natalia Volk die reale Situation.
Hilfsaktion gestartet
Die Lage in der Ukraine wird täglich dramatischer. Die Menschen lebten am Wochenende 24 Stunden in Kellern und U-Bahnhöfen, Lebensmittel und auch Medikamente werden knapp.
Deshalb bittet Familie Volk um Sachspenden, die mit ihren Bussen in die Ukraine gebracht werden sollen, etwa Medikamente, Verbandsmaterial, Kleidung (für Kinder und Erwachsene). Diese können am Hotel Laarmann in Kirchveischede, Westfälische Straße, abgegeben werden.
Auch Geldspenden für ein Krankenhaus sind willkommen. Infos unter 0157/37554476.