Olpe. Die weltweite Aktion „One Billion Rising“ gegen Gewalt an Frauen war am Montag in Olpe ein Pflichttermin für engagierte Bürgerinnen und Bürger.

Pünktlich um 15 Uhr ließ sich die Sonne über dem Olper Marktplatz blicken, nachdem es kurz zuvor noch stark geregnet hatte. Und damit passte der Rahmen für die Aktion „One Billion Rising“, der weltweit stattfindenden Demonstration gegen Gewalt an Frauen. Seit mehreren Jahren lässt man diesen Tag auch in der Kreisstadt nicht ungenutzt verstreichen.

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So trafen sich am Montagnachmittag wieder viele Frauen und einige Männer, um ein sichtbaren Zeichen zu setzen, veranstaltet durch den Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“ und begleitet durch die Tanzklasse Olpe. Aufgrund von Corona sei es schwierig die Teilnehmeranzahl einzuschätzen, so die Veranstalterinnen. Doch die Teilnehmenden ließen sich davon nicht aufhalten. Mit zwei Metern Abstand und ausgestattet mit violett-farbenen Schutzmasken tanzten sie zu dem Lied „Break the chains“ („Die Ketten brechen“). In der deutschen Version heißt es: „Tanz, steh auf!“

Fälle von Häuslicher Gewalt nehmen zu

Damit wollen sie darauf aufmerksam machen, dass das Bundeskriminalamt im Jahr 2020 fast 147.000 gemeldete Fälle von Häuslicher Gewalt gezählt hat - 4,9 Prozent mehr als noch in 2019 – und ein gewaltfreies Leben für Frauen und Mädchen auch im Kreis Olpe keine Selbstverständlichkeit ist.

Die Veranstalterinnen berichteten, dass die acht Plätze im Frauenhaus durchweg belegt seien. Die Wege, auf denen die Frauen auf sie zukommen, seien meist unklar, berichtete Uta Weber von der Frauenberatungsstelle Olpe. Zu einem direkten Kontakt käme es durch solch eine Veranstaltung in der Öffentlichkeit nicht, doch erzeuge sie Aufmerksamkeit und „vielleicht entscheiden sich manche Frauen dadurch auf uns zuzukommen“, erklärt Weber.

Frauenhaus voll besetzt

„Schade, dass es nur acht Plätze im Frauenhaus gibt“, sagt der 26-jährige Aaron Koch, der seine Mutter Trudi (63) zu der Aktion begleitete. Er ist überzeugt, dass sich das Problem durch die Corona-Pandemie noch verstärkt habe. Häufig blieben Gewalttaten unentdeckt, da Verwandte, Nachbarn oder Bekannte, verstärkt durch die Isolation aufgrund von Corona, kaum Einblicke in familiäre Situationen bekommen würden. Zudem kommt, dass Frauen und Kinder weniger Möglichkeiten durch Homeoffice, weniger Freizeitangebot, etc. haben, sich der Situation zu entziehen. „Wenn man eine Frau ist und mitbekommt, was auf der Welt los ist und all die Brutalität sieht, da kann man nicht wegsehen“, erklärt Trudi Koch.

Finger in die Wunde legen

Waltraud Müller aus Bilstein, die zusammen mit dem Frauenarbeitskreis Lennestadt und Carola Heer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lennestadt, an der Aktion teilnahm, äußert sich zu ihren Beweggründen: „Man muss das Problem bewusst machen und den Finger immer wieder in die Wunde legen.“

Katharina (21) und Inga (19) hatten bereits durch ihre Schule, das Städtische Gymnasium Olpe, Erfahrungen mit der Aktion gemacht. „Die Barriere, hier teilzunehmen und etwas zu tun, ist hier nicht so hoch“, erzählt Inga, „auch wenn man den Tanz nicht kann, kann jeder mitmachen und die Menschen haben Spaß am Tanzen“.

Aktion seit zehn Jahren

Alle Teilnehmenden sind sich einig: Es braucht mutige Menschen mit Zivilcourage. Das Projekt erfährt und erzeugt Aufmerksamkeit. Das Projekt wurde 2012 gestartet, nachdem durch die Veröffentlichung der Vereinten Nationen bekannt wurde, dass weltweit rund jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens geschlagen oder vergewaltigt werde.

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Aus Empörung entstand diese soziale Bewegung, die im Tanz ihren Protest gegen geschlechterspezifische Gewalt deutlich machen will. Ganz bewusst wird die Aktion „One Billion Rising“ immer am 14. Februar, also am Valentinstag, durchgeführt.