Milstenau. Der Hof Belke in Milstenau startet gemeinsam mit den Grundschulen in Attendorn ein besonderes Projekt. Worum es der Familie genau geht.

Nicht nur in den Großstädten haben viele Menschen den Kontakt zur Landwirtschaft verloren. Auch auf dem Land wissen Kinder oft nicht mehr, woher das Essen kommt und wie das Leben auf einem Bauernhof aussieht. Das soll sich für die Grundschüler der Stadt Attendorn ändern. Ab August 2022 werden alle Zweitklässler auf dem Hof Belke in Milstenau ein ganzes Jahr lang einmal im Monat die etwas andere Schulbank drücken, die Tiere des Hofes versorgen, in der Hofküche sowie im Garten und auf dem Feld mitarbeiten und dabei die Landwirtschaft und ihre Erzeugnisse kennenlernen und wertschätzen.

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Möglich macht das eine vom Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Attendorn unterstützte Bildungspartnerschaft zwischen den Grundschulen der Hansestadt und der 2021 gegründeten gemeinnützigen Hof Belke UG. „Uns geht es nicht darum, den Kindern die moderne Landwirtschaft beizubringen. Sie sollen sehen und selber erfahren, wo die Lebensmittel herkommen“, betonte Wilhelm Belke bei der offiziellen Vorstellung des Projektes. Belke und seine Ehefrau Claudia, die neben der Land- und Forstwirtschaft als Sozialarbeiter und Grundschullehrerin mit umwelt- und waldpädagogischen Zusatzqualifikationen arbeiten, haben auf ihrem „kleinen Betrieb mit einer Vielzahl an Tieren und Betriebszweigen“ das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt gestellt.

Vom Aussterben bedrohte Tierarten untergebracht

Gehalten werden auf dem Hof in Milstenau, auf dem seit 2004 eine Außenwohngruppe des Josefshauses Olpe (GFO) untergebracht ist, auch vom Aussterben bedrohte Tierarten. Bei der gemeinsamen Arbeit und im Kontakt mit den Hühnern, Schafen, Gänsen, Pferden, Schweinen oder Hunden sollen die Kinder den Hofalltag kennenlernen, Probleme am besten zusammen und solidarisch lösen. „Wir müssen unsere Kinder stark machen“, ist Claudia Belke ganz wichtig. Fast zur Bestätigung gackerten in diesem Moment im Hintergrund die Hühner im Stall.

Bürgermeister Christian Pospischil überreicht der kommissarischen Rektorin Siegrid Sundermann von der Gemeinschaftsgrundschule Ennest das offizielle Schild für die neue Bildungspartnerschaft
Bürgermeister Christian Pospischil überreicht der kommissarischen Rektorin Siegrid Sundermann von der Gemeinschaftsgrundschule Ennest das offizielle Schild für die neue Bildungspartnerschaft © martin droste

Die Erwachsenen waren bei der Vorstellung des Projektes zwar unter sich. Nur Peter, der jüngste Sohn der Belkes, verfolgte den offiziellen Teil mit den Reden. Dabei gab es von allen Seiten großes Lob für die neue Bildungspartnerschaft und die Arbeit auf dem Hof Belke. Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil, als Ennester „nicht weit vom Hof“ zu Hause, sieht in diesem „wertvollen Projekt“ auf dem Bauernhof in Milstenau mit seiner „großen Vielfalt auf kleinem Raum“ eine große Chance, dass „Kinder zu verantwortungsbewussten Erwachsenen werden“.

Bürgermeister überreicht Schilder

Als offizielles Zeichen für die Bildungspartnerschaft mit den Grundschulen überreichte Pospischil entsprechende Schilder an die Vertreterinnen der Gemeinschaftsgrundschule Ennest, Gemeinschaftsgrundschule Attandarra, Sonnenschule Attendorn/Neu-Listernohl und Kath. Grundschule Marienschule Helden. „Man sieht ein konkretes Ergebnis“, freute sich auch Michael Richard.

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Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes war gerne auf den Hof Belke gekommen und nannte die neue Bildungspartnerschaft eine „tolle Geschichte“. „Sofort begeistert“ war auch Schulamtsdirektorin Britta Halbe, als sie zum ersten Mal von diesem Projekt erfuhr. „Kinder haben hier ganz viele Chancen.“

Lebensmittel sähen, Tiere streicheln

Einmal im Monat arbeiten die Zweitklässler der Attendorner Grundschulen ab dem Schuljahr 2022/23 auf dem Hof Belke in den verschiedensten Bereichen. Sie sähen Lebensmittel, pflegen, ernten, verarbeiten und probieren, versorgen und streicheln die Tiere, planen und probieren eigene Projekte aus oder arbeiten als Reporter für ihre Schul-Homepage. Die Stadt sorgt für die Hin- und Rückfahrt der Schüler der 2. Klassen mit Bussen.

„Gut, dass die Kinder mal rauskommen“, sagte Elternvertreter Robert Schmidt von der Sonnenschule und unterstrich die „Idee der Nachhaltigkeit“. Für Claudia Belke ist neben dem Kennenlernen des Hofalltages und der Beantwortung der Frage, wo die Wurst herkommt, der „globale Blick“ wichtig. In ihrer Präsentation heißt es: „Eine der größten Herausforderungen für die Land- und Forstwirtschaft (…) ist der Klimawandel. Ein großes Anliegen in der Arbeit (…) auf dem Hof Belke ist es, diese Veränderung und ihre Auswirkungen (…) offensichtlich zu machen, Gespräche anzuregen und Raum für forschendes Handeln sowie kreative Ideen der Kinder in eine nachhaltige Richtung zu bieten.“