Drolshagen. Die Stadt Drolshagen sucht händeringend Wohnraum für Geflüchtete, findet aber keinen. Jetzt soll kurzfristig ein Wohncontainer Abhilfe schaffen.
Mehrere Jahre spielte das Thema Unterbringung von geflüchteten Menschen eine untergeordnete Rolle in der politischen Diskussion, auch in der kommunalpolitischen. Zumindest in der Stadt Drolshagen geriet es vor einigen Wochen wieder in den Blickpunkt, als es um den Neubau einer Wohnunterkunft In der Wünne ging (wir berichteten). Da der Bau dieser Unterkunft nicht zeitnah umgesetzt werden kann, gibt es jetzt einen neuen Vorschlag: Eine Zwischenlösung in Form einer Mini-Containeranlage auf dem Festplatz Lohmühle.
Stadt bittet um Zustimmung
Die Stadtverwaltung hat den Ratsvertretern einen Plan vorgelegt und bittet im nächsten Sitzungsblock um Zustimmung. Im Infopapier für die Sitzungen spricht die Verwaltung von einem „akut bestehenden Bedarf“, der überbrückt werden müsse. Der Plan ist, eine Wohncontaineranlage für 15 bis 20 Personen auf dem Gelände des Festplatzes Lohmühle errichten zu lassen, um ihn anschließend anzumieten. Die Anmietung soll auf zwei Jahre befristet sein. Dass das Thema offenbar drängt, zeigt die Formulierung: „Der Bürgermeister wird beauftragt, (...) alle notwendigen Maßnahmen (...) für eine zügige Inbetriebnahme zu ergreifen.“
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Nach den zwei geplanten Jahren könnten die Übergangscontainer noch einmal drei weitere Jahre genutzt werden, falls ein Bedarf bestehe. Länger aber nicht: „Weitere Verlängerungen kommen nicht in Betracht“, schreibt die Stadt, „da Miet-Wohncontaineranlagen in der Regel nach den Bestimmungen des zum 1. November 2020 eingeführten Gebäudeenergiegesetzes lediglich befristet genehmigungsfähig sind. Eine gebäudeenergetische Ertüchtigung für eine langfristige Nutzung ist technisch aufwendig und wirtschaftlich nicht sinnvoll.“
Kapazitäten ausgeschöpft
Hintergrund der städtischen Strategie: Die vorhandenen Kapazitäten in den Übergangswohnheimen für Flüchtlinge und Asylbewerber in Bleche (Alte Schule und ehemaliges Jugendhaus) und im alten Wohncontainer In der Wünne seien „nahezu vollständig erschöpft.“ Das gelte auch für die von der Stadt auf dem privaten Wohnungsmarkt angemieteten Wohnungen.
Fehlschläge, so der Bürgermeister, seien die Bemühungen der Stadt gewesen, auf dem privaten Wohnungsmarkt fündig zu werden. Der öffentliche Aufruf an die Bürger, freien Wohnraum zu melden und das Einschalten von Maklern habe bis dato keinen Erfolg gezeigt. Berghof auf Anfrage unserer Redaktion: „Für uns geht es darum, schnell eine vorübergehende Lösung zu finden, wir können nicht auf den Neubau in der Wünne warten.“
Sozialamtsleiter Gerhard Lütticke untermauert das mit Zahlen: „Im Dezember sind elf Menschen zu uns gekommen, im Januar bereits vier, diese und nächste Woche kommt jeweils ein weiterer Geflüchteter hinzu, und für Februar sind bereits drei angekündigt.“ Ganz aktuell erwarte die Stadt noch die familiäre Zusammenführung eines Geflüchteten mit seiner Frau und fünf Kindern. Aktuell habe die Stadt rund 140 Geflüchtete untergebracht.
Fazit des Bürgermeisters: „Die Notwendigkeit, weiteren Wohnraum zu schaffen, muss unter Würdigung der Gesamtumstände als unumgänglich bezeichnet werden.“
Drei Alternativen
Drei alternative Flächen auf dem Festplatz Lohmühle werden von der Stadt zur Diskussion gestellt. Die durchschnittlichen jährlichen Kosten für den neuen Wohncontainer belaufen sich auf rund 70.000 Euro.
Darin enthalten seien auch die einmaligen Kosten unter anderem für die Planung, die Baugenehmigung, das Errichten des Untergrundes mit Fundamenten und der Anschluss an das Ver- und Entsorgungsnetz.