Rönkhausen. Ein Dorf in Schockstarre: Die Silvesternacht wird für die Gäste im „Rönk’ser Treff“ zum Alptraum, als ein bewaffneter Mann die Kneipe betritt.

Die Jalousien sind unten. Es brennt kein Licht. Der „Rönk’ser Treff“, eine kleine Kneipe mitten in Finnentrop-Rönkhausen, ist am Montagmittag geschlossen. Auch auf der Straße ist es ruhig. Der ein oder andere Anwohner läuft an der Kneipe vorbei, ohne jedoch stehen zu bleiben. Auch wenn es nicht so wirkt, gibt es auch zum Wochenstart nur ein beherrschendes Thema in dem kleinen Dörfchen am Rande des Kreisgebietes.

„Wir sind alle geschockt. Wir leben hier in einem so ruhigen und idyllischen Dorf, wo sich jeder kennt“, berichtet eine freundliche Bäckereiverkäuferin. Doch in der Silvesternacht ist alles anders. Um kurz vor Mitternacht, so berichten es Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Erklärung, betritt ein 51-jähriger Mann die Kneipe. Er führte ein Messer und eine laufende Kettensäge mit sich, die allerdings im Eingangsbereich ausgeht.

Abends noch mit dem Hund unterwegs

In der Gaststätte versucht der ungebetene Gast auf einen 61-jährigen Mann einzustechen, bei dem es sich um den Lebensgefährten seiner Ex-Frau handeln soll. Nach Informationen unserer Zeitung ist der 61-Jährige auch der Besitzer der Kneipe. Glücklicherweise reagieren die Gäste, die wenige Minuten später freudig ins neue Jahr starten wollen, blitzschnell und überwältigen den mit Kettensäge und Messer bewaffneten Mann. Sie halten ihn so lange fest, bis die Polizei vor Ort ist. Durch die Rangelei erleiden die Beteiligten nur oberflächliche Verletzungen.

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„Ich bin an dem Abend um 23 Uhr noch eine Runde mit meinem Hund gegangen, da lief mir niemand Verdächtiges über den Weg. Es war alles ganz ruhig“, erinnert sich die Verkäuferin, die nicht weit entfernt von der Kneipe wohnt. Dass sich dieser Vorfall, der zum Glück nicht schlimmer endet, schnell herumspricht, merken auch die Betreiber der nahe gelegenen Gastronomie „Im stillen Winkel“ – ein Restaurant mit Hotelbetrieb. „Verwandte haben uns angerufen und gefragt, was denn bei uns los ist, weil sie dachten, das wäre bei uns passiert“, berichtet Manuela Huß. Und Mann Peter ergänzt: „Bei uns kommt auch niemand mit einer Kettensäge vorbei.“ Von dem Vorfall selbst haben die Gastronomie-Betreiber laut eigener Aussage nichts mitbekommen.

Tatverdächtiger sitzt in U-Haft

Der Tatverdächtige wurde am Sonntag einem Haftrichter vorgeführt. Das bestätigt die Staatsanwaltschaft Siegen auf Anfrage unserer Zeitung. Der 51-Jährige sitzt in U-Haft, die Ermittlungen laufen. „Der Beschuldigte wurde vorgeführt, ein Haftbefehl erlassen“, sagt Staatsanwältin Tabea Schneider. „Ihm wird jetzt die Möglichkeit des rechtlichen Gehörs gewährt.“ Bislang hat sich der 51-Jährige nicht zur Tat geäußert. Gegen ihn steht der Vorwurf des versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung im Raum.

Versuche dieser Redaktion, mit dem Kneipenbesitzer in Kontakt zu treten und ihn zu dem Vorfall zu befragen, enden erfolglos. Und so wirkt der „Rönk’ser Treff“ am Montagmittag mit seinen heruntergelassenen Jalousien nicht als ein Ort, an dem in der Silvesternacht ein schlimmes Verbrechen verhindert werden konnte.