Kreis Olpe. Viele Corona-Fälle gab es zuletzt an der Gesamtschule Wenden. Weil auch im Winter gelüftet werden muss, ziehen manche Schüler Skiunterwäsche an.

Gut ein Viertel der derzeitigen Corona-Fälle im Kreis Olpe lassen sich im schulischen Bereich verordnen. Wie die Kreisverwaltung auf Nachfrage mitteilt, befinden sich unter den aktuell 512 Infizierten (Stand: 6. Dezember) 123 Schülerinnen und Schüler sowie sieben Lehrkräfte. An insgesamt 37 Schulen seien Schülerinnen und Schüler positiv auf das Coronavirus getestet worden, so Stefanie Gerlach, Pressesprecherin des Kreises.

Regelmäßige Testungen sollen Infektionsketten frühzeitig unterbrechen, die wieder eingeführte Maskenpflicht und das Stoßlüften in den Klassenzimmern soll die Aerosolübertragung erschweren. Das Lüften bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist zwar weder für Schüler noch Lehrer angenehm, scheint aber an den Schulen im Kreis Olpe alternativlos zu sein.

Häufung von Fällen

Eine Häufung von Infektionsfällen ist aktuell an der Gesamtschule Wenden zu verzeichnen. Laut Gesundheitsamt des Kreises Olpe waren dort Ende der vergangenen Woche 27 Schulkinder von einer Corona-Infektion betroffen, weitere 34 Kinder befanden sich als Kontaktpersonen in Quarantäne. Die Behauptung, dass die Gesamtschule Wenden ein Corona-Hotspot sei, weist Schulleiterin Julia Cruz-Fernandez aber entschieden zurück: „Das verneine ich ausdrücklich. Es ist durch regelmäßige Testung gekommen und scheint im Moment wieder abzuebben.“

Fakt sei, dass zwei Lehrer und etwa 20 Schülerinnen und Schüler an Corona infiziert seien: „Es handelt sich um eine untere und eine höhere Klasse. Das ist aus dem privaten Umfeld der Kinder hereingetragen worden. Der Unterrichtsbetrieb ist aber in keinster Weise von Corona eingeschränkt. Es sind auch keine Klassen geschlossen.“

„Die Kinder sind entsprechend warm angezogen“, sagt Julia Cruz Fernandez zum regelmäßigen Stoßlüften. Kindern und Eltern spricht sie ein großes Lob für ihre Geduld und ihr Verständnis bei allen Maßnahmen in der Pandemiezeit aus: „Sie tragen es mit Fassung und Haltung. Hut ab.“

Alle 15 Minuten

Am Gymnasium Maria Königin in Altenhundem wird laut Schulleiter Jan Fabian Borys spätestens alle 15 Minuten stoßgelüftet. Im Sommer sei das kein Problem gewesen, im Winter sei es dadurch aber oft ganz schön kalt im Klassenraum. „Man muss leider sagen, dass sich die Schüler im zweiten Pandemie-Winter professionalisiert haben. Viele sitzen dann mit Handschuhen, Mütze und dicker Jacke da“, sagt Borys. Manche Schülerinnen und Schüler gehen bei Minusgraden sogar noch einen Schritt weiter, wie zum Beispiel Finnja Grebe (15) aus der Einführungsstufe: „Wenn es so kalt ist, ziehe ich mir morgens auch mal Skiunterwäsche an, damit ich nicht so friere.“ Laut Schulleiter Borys gebe es derzeit zwar einen erhöhten Krankenstand, der sei jedoch im Spätherbst und Winter normal und könne nicht unbedingt auf das Stoßlüften zurückgeführt werden.

Bald soll am Gymnasium Maria Königin eine Art Pilotprojekt starten. „Wir haben eine Musterklasse, die in den nächsten Tagen mit Abluftventilatoren ausgestattet wird. Die sorgen dafür, dass die verbrauchte Atemluft in der Höhe abgesogen wird und frische Luft durch die gekippten Fenster hereinkommt“, erklärt Borys. Die Idee dazu kommt vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, das die Wirksamkeit verschiedener Lösungsansätze zur infektionsschutzgerechten Lüftung untersucht hat.

Das Ergebnis: Die Kombination aus Quelllüftung und verteilter Abluftabsaugung sei besonders wirksam gegen Viren, die sich per Aerosolübertragung verbreiten. „Allerdings müssen wir uns davon erstmal selbst überzeugen, ob das, was in der Theorie empfohlen wird, auch praktikabel für den Klassenraum ist“, meint Borys. Wenn sich die Ventilatoren bewährt hätten, könne man darüber nachdenken, dass sie in den Jahrgangsstufen 5 und 6 zum Einsatz kämen.

Erkältungssymptome

Anders als Borys führt Judith Baum, Leiterin des Grundschulverbundes Lennetal (Standorte in Finnentrop, Bamenohl und Rönkhausen), den erhöhten Krankenstand auf das ständige Lüften zurück. Aktuell seien es fünf Lehrer, die mit Erkältungssymptomen nicht arbeiten können. „Es ist fürchterlich kalt, die Lehrer und die Kinder frieren. Dadurch, dass alle Klassenräume offen stehen und wir alle 20 Minuten lüften, zieht es richtig. Das ist wirklich schlimm.“ Vor allem wisse sie nicht, wie sie die Kinder aufteilen soll, wenn immer mehr Lehrkräfte ausfallen, so Baum.

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An der Sekundarschule Olpe/Drolshagen habe man derzeit keinerlei Kenntnis von positiven Corona-Fällen. Das bestätigt Angeliki Thanou, Schulsekretärin am Standort Drolshagen, auf Nachfrage der Redaktion. „Das war aber nicht immer so“, fügt sie hinzu. Großartige Veränderungen bringe die nun wiedergekehrte Maskenpflicht zudem nicht mit sich. „90 Prozent der Kinder haben sowieso weiter freiwillig die Maske getragen, in der kurzen Phase, wo man sie ablegen konnte“, sagt Thanou. Auch mit dem Lüften gebe es in der Sekundarschule aktuell keine Probleme. „Es gibt immer Kinder, denen zu warm oder zu kalt ist.“