Kreis Olpe. Der Bau des neuen Bürgerzentrums am Attendorner Bahnhof wird immer teurer. Von mehr als sechs Millionen Euro ist die Rede. Kein Einzelfall.

Bauherren müssen dieser Tage ein dickes Fell haben. Weil die Nachfrage insgesamt nach Stahl, Holz und anderen Materialien stark angewachsen ist, sind auch die Preise in die Höhe gejagt. Lieferengpässe und volle Auftragsbücher bei den Handwerkern tun ihr Übriges. Das merkt jeder Privatmann, der zuhause handwerkelt, aber auch Unternehmen, Organisationen oder Kommunen, die für viel Geld neu bauen – und jetzt noch tiefer in die Tasche greifen müssen. Das zeigen Beispiele aus dem Kreis Olpe.

Bürgerzentrum in Attendorn

Als hätte es in den vergangenen Jahren nicht schon genug Gesprächsstoff um die Kosten eines neuen Bürgerzentrums in Attendorn (Alter Bahnhof) gegeben, so wird die Stadt auch die zwischenzeitlich anvisierten 5,3 Millionen Euro nicht einhalten können. Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) sprach kürzlich von nicht weniger als 20 Prozent Baukostensteigerung – eine Zahl, die Gebäudemanager Ludger Gabriel auf Anfrage bestätigt. Im schlimmsten Fall frisst das Großprojekt am Attendorner Bahnhof 6,3 Millionen Euro.

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„Wir hoffen aber noch, dass wir mit der Hälfte der Kostensteigerung aus dem Projekt kommen“, erklärt Gabriel wohlwissend, dass der Stadt als Bauherr die Hände gebunden sind. Vor allem im Bereich der Haustechnik hätten die Preise am stärksten angezogen, so der Gebäudemanager. In dem neuen Gebäude entsteht ein Bürgerzentrum samt Gruppenräumen und Veranstaltungssaal, das Jugendzentrum wird hier einziehen und eine Gaststätte findet ihren Platz. Geplante Eröffnung ist Mitte nächsten Jahres.

Wohnungsbau in Olpe

Andreas Zimmermann, Bauplaner aus Olpe, der unter anderem das Wohnungsbau-Großprojekt in der Günsestraße geplant hat, bestätigt die spürbaren Preisaufschläge. Der Preis für Konstruktionsvollholz sei in diesem Jahr zwischenzeitlich explodiert: „Wir kamen von einem Niveau, das bei etwa 400 Euro pro Kubikmeter lag. Das stieg auf über 1.000 Euro, hat sich mittlerweile aber wieder etwas beruhigt, auf rund 600 Euro.“ Ein Trend, der fast alle Gewerke betreffe.

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Rüdiger Koch von Koch Baupartner aus Olpe bläst ins gleiche Horn: „Die Situation ist für viele in der Baubranche extrem schwierig.“ Insbesondere Bautechniken, bei denen der Holzanteil hoch sei, seien durch die starken Holzpreise extrem unter Druck geraten. Selbst, wenn der Holzpreis wieder auf 600 Euro pro Kubikmeter gefallen sei, seien das immer noch 50 Prozent mehr als vom Ausgangspreis von 400 Euro: „Und den Preis hatten wir nahezu stabil über sieben bis acht Jahre hinweg.“ Kosten für durchschnittliche Einfamilienhäuser seien innerhalb eines Jahres um 10 bis 15 Prozent nach oben geschnellt.

Die Haustechnik sei betroffen, Kunststoff-Fenster nebst Rolladen-Kästen, Dämm-Material für die Dachdecker, Steine, Stahl, Beton, die Reihe sei beliebig fortzuführen. In manchen Bereichen schlage zunächst die Industrie drei Prozent drauf, der Handel noch mal zwei Prozent: „Der Glaspreis ist in diesem Jahr dreimal erhöht worden.“ Und das alles in einer Branche, in der nicht zuletzt Privatleute häufig große Schwierigkeiten hätten, Handwerker zu bekommen. Und die Handwerksbetriebe hätten wiederum Schwierigkeiten, inmitten des Auftragsbooms Auszubildende und Fachkräfte zu finden.