Attendorn. Vom ursprünglichen Fichtenbestand im Attendorner Stadtwald steht nur noch 20 Prozent – der wirtschaftliche Verlust ist enorm.

An schlechte Nachrichten in Sachen Kalamitäten, sprich Massenerkrankungen nicht nur des Fichtenbestandes, haben sich die Mitglieder des Attendorner Forstausschusses fast schon gewöhnt. Auch bei der letzten Sitzung hatte Stadtförster Willi Franke-Hameke „nichts Gutes zu berichten“. Die Situation hat sich nach den Dürrejahren durch den Borkenkäferbefall weiter verschlechtert. Schon in naher Zukunft, ist Franke-Hameke überzeugt, spielt die Fichte im Stadtwald keine große Rolle mehr.

Fichte: Enorme Verluste

Die Aussichten für die Fichte, einst der Brotbaum der heimischen Waldbesitzer, bleiben alarmierend. Vom ursprünglichen Fichtenbestand steht im Stadtwald nur noch 20 Prozent. Auch das sind laut Förster Willi Franke-Hameke „angegriffene Flächen“, die wohl verloren gehen. Denn der Borkenkäfer frisst weiter und vernichtet Holz, das noch bis zu 30 Jahre hätte wachsen können. Bis zum Jahresende werden im Stadtwald 20.000 Festmeter Holz geschlagen. Den wirtschaftlichen Verlust für die Stadt bezeichnete Franke-Hameke als „enorm“, dabei haben die Holzpreise zwischenzeitlich wieder angezogen. Amtsleiter Ludger Gabriel bezifferte die Buchverluste für die Hansestadt zuletzt auf 600.000 bis 800.000 Euro.

Schnelle Wiederaufforstung

Um zu retten, was noch zu retten ist, startet die Hansestadt auf einer begrenzen Fläche die Wiederaufforstung (wir berichteten). Dafür stehen im aktuellen Haushalt 50.000 Euro zur Verfügung. Bei einer Baumschule hat die Stadt Attendorn bereits 15.500 Pflanzen bestellt, darunter Traubeneichen, Winterlinden und Hainbuchen. Auf die im Waldbaukonzept der Fachfirma „Schmitz Waldwirtschaft“ vorgesehenen Rotbuchen und Ebereschen wird verzichtet, Nadelbäume wie Douglasien sollen dazukommen. Die neu gepflanzten Bäume werden mit einem Spezialmittel bestrichen, um sie vor Wildverbiss zu schützen.

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Für Josef Belke (CDU) ist das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Die Aufforstung ist zu zögerlich, wir verlieren zu viel Zeit“, kritisierte der Milstenauer und stimmte wie alle CDU-Vertreter im Forstausschuss gegen den Wirtschaftsplan. Sein Namensvetter und Parteifreund Stefan Belke pflichtete ihm bei. „Wir müssen massiv und schneller anpflanzen“, hatte er auch das knappe und teure Saatgut im Blick. Die Empfehlung des Haushaltsplans 2022 an den Stadtrat lehnte die CDU ebenfalls ab, wurde aber von den anderen Fraktionen überstimmt.

Schlechte Wege

Für Ulrich Keine, sachkundiger Bürger im Forstausschuss für die CDU und Jäger, kam das Thema „Bejagung“ zu kurz. Das soll in der nächsten Sitzung nachgeholt werden. Uli Bock (SPD) wollte von der Verwaltung wissen, wann die „extrem kaputtgefahrenen Wirtschaftswege“ im Stadtwald wieder repariert werden. Stadtförster Willi Franke-Hameke bat noch um etwas Geduld, „bis sich die Situation entschärft hat“. „Voreilig“ mit der Instandsetzung der durch die schweren Geräte ramponierten Wege zu beginnen, ist nach seiner Ansicht „weggeschmissenes Geld“. Der Ausschussvorsitzende Bernd Strotkemper (SPD) erinnerte an die Funktion des Waldes für die Naherholung. Die Wanderwege dürften nicht in breite Schotterbahnen verwandelt werden.

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Für Martin Plückebaum, den langjährigen Umweltbeauftragten, war es die letzte Forstausschuss-Sitzung. Plückebaum geht in Ruhestand und wurde von den Ausschussmitgliedern gebührend verabschiedet.