Kreis Olpe. Intensivmediziner des St.-Martinus-Hospitals Olpe behandeln auch Patienten mit Impfdurchbrüchen. Warum die Impfung dennoch überlebenswichtig ist.

Die Inzidenz im Kreis Olpe schießt immer weiter in die Höhe. Trotzdem ist die Hospitalisierungsrate – aktuell müssen kreisweit elf Covid-19-Patienten stationär behandelt werden – deutlich niedriger als noch zu Beginn der Pandemie. Das sei mit dem Impffortschritt zu erklären, so Chefarzt Dr. Frank van Buuren, der zusammen mit Dr. Matthias Danz die Intensivstation im St.-Martinus-Hospital in Olpe leitet.

Hohe Inzidenz im Kreis Olpe, aber weniger Belastung in den Krankenhäusern

„Persönlich interpretiere ich die geringe Belastung des Krankenhauswesens als großen Impf-Erfolg für unseren Kreis“, meint auch Dr. Matthias Danz. „Ich gehe weiterhin davon aus, dass trotz hoher Inzidenz die Belastung für das Gesundheitssystem in unserer Region niedrig bleiben wird.“ Und trotzdem: Ein schwerer Verlauf ist auch bei vollständiger Impfung möglich, wenngleich auch selten.

„Aktuell haben wir einen Patienten auf der Intensivstation, der kurz vor der Intubation steht. Dieser Patient ist zwar vollständig geimpft, ist aber vorbelastet durch eine Autoimmunkrankheit“, erklärt Dr. Frank van Buuren. Eine Booster-Impfung habe er noch nicht erhalten. „Generell habe ich hier noch keine Patienten erlebt, die nach einer Booster-Impfung einen Impfdurchbruch hatten“, so van Buuren. Dazu gebe es bislang aber auch noch nicht genügend Menschen, die eine Drittimpfung erhalten haben, um daraus belastbare Daten ableiten zu können.

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Tumorerkrankungen oder Immunsuppressionen können einen schweren Covid-19-Verlauf trotz vollständiger Impfung begünstigen. Aber: Was wäre gewesen, wenn sich diese Patienten überhaupt nicht hätten impfen lassen, weil ihnen eh ein schwerer Verlauf droht? Van Buuren: „ Man kann es nicht sicher sagen, aber: Viele hätten dann nicht überlebt.“ Die anderen Patienten, die derzeit stationär behandelt werden, sind allesamt ungeimpft.

Angst vor einer Verschlechterung des Pflegenotstandes

Vor allem in der ersten Corona-Welle waren die Pflegerinnen und Pfleger extrem gefordert, viele mussten ihre Belastungsgrenze überschreiten. Der Druck und das Arbeitspensum ist wieder weniger geworden, aber: „Vor etwa acht Wochen haben sich ein paar Pflegerinnen und Pfleger hausintern versetzen lassen. Da hatten wir kurzzeitig einen Pflege-Engpass. Zum Glück haben wir das mittlerweile wieder in den Griff bekommen“, sagt van Buuren.

Daten der Agentur für Arbeit belegen, dass in der ersten Welle 2020 mehr als 9000 Beschäftigte in Deutschland ihren Dienst quittiert haben; laut einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) vom April 2021 gaben rund ein Drittel der Pflegekräfte an, dass sie nach dem Corona-Stress über einen Job-Wechsel nachdenken. „Das ist schrecklich. Wenn jetzt noch mal so eine Welle kommen sollte, dann würden wir das gar nicht mehr hinbekommen“, befürchtet van Buuren.

>>> RKI VERÖFFENTLICHT WÖCHENTLICH IMPFDURCHBRÜCHE

  • Das RKI definiert einen Impfdurchbruch mit einer durch einen PCR-Test bestätigten Corona-Infektion, bei der die Person Symptome entwickelt, zum Beispiel Halsschmerzen oder Fieber.
  • Vollständig geimpfte Personen, die zwar ein positives PCR-Testergebnis, jedoch keine Symptome entwickelt haben, gelten nicht als Impfdurchbrüche.
  • Laut dem aktuellesten RKI-Wochenbericht (Stand: 27. Oktober), in dem Impfdurchbrüche veröffentlicht werden, liegt die Quote der Impfdurchbrüche bei den Über-60-Jährigen bei 16,1 Prozent, in der Kalenderwoche 39 bis 42 bei 58,9 Prozent.
  • Auch die Hospitalisierungsrate ist in dieser Altersgruppe am höchsten: 11 Prozent der Personen mit Impfdurchbrüchen mussten stationär im Krankenhaus behandelt werden, 9 Prozent lagen auf der Intensivstation.
  • Der Anteil der Impfdurchbrüche an verstorbenen Covid-19-Fällen liegt in dieser Altersgruppe bei 9,8 Prozent. Bei der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre liegt sie bei 0,8 Prozent.