Heggen. Dass die alte Jugendherberge in Heggen abgerissen wird, ist längst beschlossene Sache. Noch keine Entscheidung gibt es über die Kapelle.
Im Frühjahr dieses Jahres besiegelten Verwaltung und Politik der Gemeinde Finnentrop gemeinsam den Abriss der alten, zuletzt als Flüchtlingsunterkunft genutzten Jugendherberge in Heggen. Auf dem rund 11.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ahauser Straße sollen Ein- und Mehrfamilienhäuser gebaut werden, möglicherweise auch spezielle Wohnformen für Senioren. „Ich denke hier zum Beispiel an seniorengerechte Wohnungen mit Tagespflege, an betreutes Wohnen oder vielleicht auch an ein Mehrgenerationenhaus“, äußert UIi Hilleke, Bauamtsleiter der Gemeinde Finnentrop, erste Gedanken. Allerdings werden erst im kommenden Jahr die Gespräche mit interessierten Planern und Investoren starten.
+++ Lesen Sie auch: Finnentroper Gemeinde I-Pads sorgen für Diskussion +++
Während der Abriss der Jugendherberge beschlossene Sache ist – im Übrigen auf dringende Empfehlung der NRW-eigenen Entwicklungsgesellschaft NRW.URBAN, die von einer Sanierung im Bestand aufgrund einer Vielzahl von strukturellen und baulichen Gründen abrät –, gibt es noch keine Entscheidung darüber, ob die unmittelbar angrenzende Kapelle stehen bleibt – oder ebenfalls der Abrissbirne zum Opfer fällt. Im Dorf selbst scheint der Wunsch nach dem Erhalt jedoch sehr begrenzt zu sein, wie eine kleine Umfrage dieser Redaktion ergab.
Keine Gottesdienste mehr
„Der Stellenwert der Kapelle, so ehrlich müssen wir sein, ist nicht der Rede wert. In den 1980er Jahren hat es hier noch Gottesdienste gegeben, danach wurden sie mehr und mehr eingestellt. Gerade mit der Schließung des Krankenhauses war die Kapelle nicht mehr relevant“, erklärt Anwohner Ralf Hesener. In Heggen gab es bis Ende der 1970er Jahre ein Krankenhaus, das nach der Schließung umgebaut und dann als Jugendherberge genutzt wurde.
+++ Auch interessant: Autofahrerin nimmt Lkw die Vorfahrt +++
Ähnlich äußerst sich auch Michael Steinberg, unter anderem 2. Vorsitzender der Schützen: „Wir sollten uns schon die Kosten-Nutzen-Frage stellen. Ja, die Kapelle ist sicherlich ganz schön und hat auch für unsere älteren Mitbürger eine Bedeutung. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die junge Generation keinerlei Bezug zu ihr hat.“ Zumal es im Umkreis von Heggen weitere Kapellen geben würde – etwa in Ahausen, Frielentrop und Altfinnentrop. „Wenn kaum noch jemand in eine Kirche geht, dann sollte man schon überlegen, ob der Erhalt einer kleinen Kapelle, die seit vielen, vielen Jahren nicht mehr zum Gottesdienst genutzt wird, sinnvoll erscheint.“
Inventar wechselt in die Festhalle
Ein bisschen klarer ist die Situation um das Mobiliar, das noch in der Jugendherberge steht – unter anderem Stühle, Tische, Betten und verschiedene Küchenteile. Mit diesen hat die Gemeinde, die die Jugendherberge im Jahr 2017 erworben hatte, die frisch renovierte Festhalle unterstützt. Geräte und Schränke wurden dem Bürgerschützenverein als Eigentümer der Halle leihweise übertragen.
Das weitere Mobiliar, das sich in einem ordentlichen Zustand befindet, soll laut Uli Hilleke in den nächsten Monaten in den Verkauf gehen. „Der Erfolg hier bleibt abzuwarten. Natürlich ist es denkbar, dass dann noch verbleibende Gegenstände zum Beispiel an interessierte heimische Vereine kostenlos abgegeben werden“, erklärt der Bauamtsleiter.