Berlinghausen/Gerlingen. Max Klesen aus Wenden ist der beste Tischler-Azubi im Kammerbezirk. Jetzt tritt er im Landeswettbewerb an. Die Lehrmeister Wigger freuen sich.

Max Klesen stupst das Mittelteil des Sideboards nur ganz sachte an, und schon schwebt es zur Seite, um einen Teil des Innenlebens sichtbar zu machen: „Das ist so ähnlich konstruiert wie eine Schiebetür“, lächelt er mit einem Anflug von Stolz auf das, was er dort geschaffen hat. Und das völlig zu Recht, denn der junge Mann aus Gerlingen ist mit seinem Gesellenstück und seinen Prüfungsleistungen – ausnahmslos mit der Note sehr gut – bester Auszubildender auf Innungsebene und dann auch noch Bester im Kammerbezirk des Regierungsbezirks Arnsberg geworden.

Grund zum Strahlen hat natürlich nicht nur der frischgebackene 19-jährige Tischler-Geselle aus Gerlingen, sondern auch sein Ausbildungsbetrieb. Das ist die Tischlerwerkstätte Andreas Wigger mit Sitz in Drolshagen-Berlinghausen. Ein Familienbetrieb sozusagen „vom Scheitel bis zur Sohle“ oder besser gesagt „vom Hobel bis zur Säge“. Seniorchef Andreas Wigger, ganz nebenbei noch stellv. Bürgermeister von Drolshagen, führt den Betrieb in der 3. Generation: Schon Großvater und Vater waren Experten in Sachen Holz, und die 4. Generation sitzt an diesem Vormittag auch schon am Tisch: Christian Wigger (28) hat ebenfalls seit sieben Jahren seinen Meisterbrief in der Tasche. Mehr Tischler- und Schreinerblut geht wohl kaum noch.

Die richtigen Lehrmeister

Familiär belastet ist aber auch Max Klesen, der auf die Frage, wie er mal auf die Idee gekommen sei, das Tischlerhandwerk zu erlernen, keine Sekunde überlegen muss: „Mein Vater war schon Tischler und mein Großvater auch.“

Schnörkelloses Design: Das Gesellenstück von Max Klesen aus Gerlingen.
Schnörkelloses Design: Das Gesellenstück von Max Klesen aus Gerlingen. © WP | Privat

Dass der junge Mann bei Andreas Wigger und seinem Sohn Christian genau die richtigen Lehrmeister und den richtigen Betrieb fand, sorgte dann dafür, dass aus dem Talent auch ein erstklassiger Geselle werden konnte. Andreas Wigger: „Auszubildende haben bei uns natürlich den Vorteil, mit vielen Techniken vertraut zu werden, weil wir ausschließlich Möbel nach individuellen Kundenwünschen anfertigen. Jedes Stück ist nach Fertigstellung ein Unikat.“ Da sei es kein Zufall, dass der Großteil der Wigger-Azubis meist mit sehr guten Noten bei ihren Gesellenprüfungen abschnitten: „Aber ein Innungs- und Kammerbester ist auch bei uns nicht alltäglich“, freut sich Seniorchef Andreas Wigger über seinen Jahrgangsbesten. Junge Frauen als Lehrlinge sind im Tischlerhandwerk übrigens eher eine Seltenheit: „In meiner Berufsschulklasse mit elf Azubis war nur eine Frau dabei“, klärt Max auf.

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Bis Max Klesen seine Erfolge feiern durfte, musste er erst einmal Bestnoten abliefern: Sehr gut hieß es in Praxis und Theorie, im Fach „Arbeitsprobe“ baute er eine Eichhörnchen-Futterstation, die den Innungsprüfern ebenso gut gefiel wie denen auf Kammerebene. Und das galt vor allem für das Gesellenstück.

100 Stunden Arbeit

In etwa 100 Stunden Arbeit, nach gut dreimonatiger Entwurfs- und Planungszeit, entstand ein Möbelstück aus Eichenholz mit Weißlack und rot lackiertem Glas im Innenleben, mit schnörkellosem Design. Ein Sideboard mit Bar-Charakter, das die Prüfer vermutlich auch durch die fantasievolle Funktion für sich gewann. Denn neben der tadellosen Verarbeitung sind es vor allem die beweglichen Teile und die dahinter zum Vorschein kommenden Überraschungen, die dann auf den zweiten Blick erstaunen.

Ein Barmöbelstück mit ,hochgeistigem' Innenleben.
Ein Barmöbelstück mit ,hochgeistigem' Innenleben. © WP | Privat

Für ein Video hatten die Wiggers das Bar-Möbelstück dann auch gleich mit Spirituosen bestückt. Und wenn die Prüfer auf Landesebene ebenso vom hängenden Sideboard überzeugt sein werden, dürfte sich das Tischler-Trio aus Berlinghausen sicherlich mehr als einen Drink genehmigen. Danach bleibt Max genügend Zeit und Muße, sich auf den Landeswettbewerb vorzubereiten. Dort muss er sich mit Konkurrenz aus sieben Kammerbezirken messen. „Der Termin für die Prüfung steht noch nicht fest, ich rechne mit November“, glaubt Andreas Wigger.

Eine Belohnung hat der Gerlinger jetzt schon in der Tasche: ein Stipendium für eine Fortbildung. Das kann er gut einsetzen, denn das nächste berufliche Ziel hat er schon im Visier: „Den Meister machen.“