Olpe/Lütringhausen. Bei Thyssen Krupp in Lütringhausen gehen endgültig die Lichter aus. Es gibt zwei Kaufinteressenten für das Firmengelände.

Bewegende Worte, aber auch harte Fakten und einige Hoffnungsschimmer bestimmten am Mittwoch Nachmittag die Szenerie im Thyssen-Krupp-Werk in Olpe, wo die letzten Stabilisatoren für die Autoindustrie produziert wurden. Ende des Monats ist bekanntlich unwiederbringlich Schluss. Rund 330 Mitarbeiter sind betroffen.

Zwei Bewerber haben Interesse

Der letzte Werkleiter und Interims-Manager des Werkes, Thomas Waldenmaier, hatte während der „Abschieds-Pressekonferenz“ im Beisein von Landrat Theo Melcher, Bürgermeister Peter Weber, IG Metall-Chef André Arenz und im Biesein des Betriebsratsvorsitzenden Ali Atasoy auch Positives zu vermelden: „Es gibt zwei Bewerber, die großes Interesse haben, das Werk zu kaufen.“ Ende des Jahres wolle Thyssen Krupp nach dem Abbau der Maschinen Hallen und Gelände übergeben. Zahlreiche der insgesamt 330 Beschäftigten hätten mittlerweile eine Arbeit in anderen Unternehmen gefunden oder seien im Konzern an anderen Standorten untergekommen. Etwa 95 Mitarbeiter würden in die Transfergesellschaft wechseln. Die Über-57-Jährigen, fügte Olpes IG Metall-Chef Andrè Arenz hinzu, würden sozialverträglich „in die Rente begleitet“.

Waldenmaier lobte zum Abschied die Arbeitseinstellung seiner Leute: „Alle haben trotz der Situation mitgezogen, seit Oktober 2020 noch 1,9 Millionen Stabilisatoren produziert.“

Emotionale und bewegende Worte fand Betriebsratsvorsitzender Ali Atasoy, der nicht nur seine Traurigkeit in Worte fasste, sondern auch seine Wut auf das Konzern-Management: „Es tut mir immer noch in der Seele weh, dass hier jetzt Schluss ist. Seitdem ich 16 bin, arbeite ich hier, der Betrieb ist seit fast 20 Jahren mein einziger Arbeitgeber. Jetzt muss ich Abschied nehmen von Leuten, von denen ich viel gelernt habe. Ein solch familiäres Arbeitsklima wie hier ist einzigartig, man konnte zusammen streiten, zusammen lachen. Wir haben immer unsere Arbeit gemacht. Viele von uns sind in der zweiten oder dritten Generation hier vertreten.“

Managementfehler

Da helfe es auch nicht, dass selbst die Konzernspitze einräume, dass Managementfehler der Hauptgrund für die jetzige Schließung sei. Atasoy: „Seit 2001 ist Thomas Waldenmaier Werkleiter Nummer 14. 25 Geschäftsführer haben sich seitdem hier präsentiert.“ Immer mit neuen Ideen, neuen Konzepten und nicht eingelösten Versprechen.

Abschieds-Pressekonferenz bei Thyssen Krupp in Lütringhausen: (von links) André Arenz (IG Metall), Bürgermeister Peter Weber, Werksleiter Thomas Waldenmaier, Betriebsratsvorsitzender Ali Atasoy und Landrat Theo Melcher.
Abschieds-Pressekonferenz bei Thyssen Krupp in Lütringhausen: (von links) André Arenz (IG Metall), Bürgermeister Peter Weber, Werksleiter Thomas Waldenmaier, Betriebsratsvorsitzender Ali Atasoy und Landrat Theo Melcher. © WP | Josef Schmidt

Auch in der Stimme von IG Metall-Chef Arenz klang Zorn mit: „Trotz aller Zugeständnisse der Arbeitnehmer ist jetzt Schluss. Das hätte nicht sein müssen. Was hier passiert ist, löst bei mir eine gehörige Portion Wut aus.“

Lediglich der letzte Kampf für die Arbeitnehmer in Sachen Sozialplan sei erfolgreich gewesen.

Landrat Theo Melcher erinnerte an die lange Tradition der Metallverarbeitung in Lütringhausen: „Hier im Sauerland liegt die Wiege der Metallindustrie von Nordrhein Westfalen.“ Schon Ende des 16. Jahrhunderts sei ein Lütringhauser Hammerwerk dokumentiert.

Melcher zeigte sich überzeugt, dass die Geschichte des Werkes eine andere Entwicklung genommen hätte, wenn es sich um einen für das Sauerland typischen familiengeführten Mittelständler gehandelt hätte.

Hoffen auf Nachnutzer

Diese Überzeugung teilt auch Olpes Bürgermeister Peter Weber: „Es ist ein großer Unterschied, ob ein Unternehmen von einer Familie geführt wird oder ob es zu einem Großkonzern gehört.“

Er sei bekanntlich in Lütringhausen und damit im Angesicht des Metallwerkes aufgewachsen: „Viele Bekannte und Freunde haben hier gearbeitet. Jetzt hoffen wir auf eine vernünftige Nachnutzung.“