Olpe-Lütringhausen. Warnstreik bei Thyssenkrupp in Olpe: Die Belegschaft will die angekündigte Werksschließung nicht hinnehmen und kündigt weitere Proteste an.
Wut und Enttäuschung, Angst und Frust - so sieht die Stimmungslage in der etwa 340-köpfigen Belegschaft des Thyssenkrupp-Werkes in Lütringhausen aus.
Nachdem seitens der Konzernleitung bereits im Frühjahr die Schließung des Standortes Ende 2021 bekanntgegeben worden war, hatte die IG Metall zunächst die Füße still halten müssen. Das hat sich seit am Dienstag geändert - und wird so bleiben, wenn man den Worten des Betriebsrats-Chefs Ali Atasoy Glauben schenkt, der seine Kolleginnen und Kollegen beim Warnstreik vor den Werkstoren mit einer emotionalen Rede zum Widerstand und zum Zusammenhalten aufforderte. Gemeinsame Aktionen hätten Corona und die Kurzarbeit bislang verhindert. Wirtschaftlichen Druck hätte man nicht ausüben können. Doch das sei jetzt anders. Die Produkte, Fahrwerks-Stabilisatoren für die Auto-Industrie, würden wieder nachgefragt.
Atasoy nahm kein Blatt vor den Mund: „Wir haben es nicht verbockt, haben an den Wochenenden geschuftet, sogar Feiertage geopfert.“ Und weiter: „14 Werksleiter in 19 Jahren, ‘zig Geschäftsführer, die nichts getaugt haben. Wir werden dafür kämpfen, dass die Arbeitgeber ihren Beschluss bereuen. Wir sind seit Anfang der 90er Jahre immer wieder auf die Straße gegangen. Das heute ist nur der Anfang. Lasst uns noch einmal zusammenhalten, zusammenrücken, zusammen marschieren.“
Schwierige Verhandlungen
Er könne die Ungeduld vieler Kollegen verstehen, die eine Einigung bei den Sozialplanverhandlungen herbeisehnten. Atasoy: „Wir versprechen Euch, alles Mögliche für Euch herauszuholen. Es geht um jeden Cent.“ Für schwierige Verhandlungen brauche man aber Zeit. Und Geduld. Auch den Verhandlungsführern gehe es an die Substanz.
Mit seinen Worten traf Atasoy die Gefühlslage seiner Kollegen. Wie zum Beispiel die von Peter Lippe. Der 57-jährige Olper, mit dem wir am Rande der Streikaktion reden konnten, ist seit 38 Jahren bei Thyssenkrupp in Lütringhausen: „In meinem Alter werde ich keine Arbeit mehr kriegen. Ich bin Staplerfahrer, habe auch in der Schmiede, an den Öfen und in der Kaltfertigung gearbeitet. Die Manager kriegen alle wieder einen Job. Wir müssen dafür bluten, was die verbrochen haben. Jeder Werksleiter, der hier angefangen hat, hatte seine eigene Vision. Irgendetwas läuft falsch da oben.“
Sein Kollege Christoph Nowicki aus Hagen und mit Zweitwohnung in Olpe ist schon 63. Er macht sich keine Illusionen: „Irgendwie überbrücke ich die Zeit zur Rente. Ich hatte mir immer gewünscht, bis zum Schluss hier bleiben zu können.“
Weit auseinander
Für den IG-Metall-Bevollmächtigen André Arenz ist klar: „Die Entscheidung zur Werksschließung war falsch.“ Die IG Metall werde darum kämpfen, dass es im Werk in Lütringhausen eine industrielle Nachfolgenutzung geben werde. Bei den Sozialplanverhandlungen befinde man sich „mittendrin“. Aber: „Wir liegen in unseren Forderungen noch sehr weit auseinander.“