Saalhausen. Saalhausen, der Lennestädter Luftkurort, will endlich auch Kneipp-Kurort sein. Wie die realistischen Chancen stehen? Hier mehr.
Dr. Dorothea Dietz und Clemens Lüdtke verziehen keine Miene, während sie ihre Unterarme in das kalte Wasser an der Saalhauser Kneipp-Station tauchen. Sebastian Kneipp, der fromme Wasserheiler aus Bad Wörishofen, soll in Zukunft eine tragende Rolle im Luftkurort spielen: „Wir erfüllen aus unserer Sicht jetzt endlich alle Voraussetzungen, um offizieller Kneipp-Kurort zu sein“, ist Lennestadts Tourismus-Chef Clemens Lüdtke überzeugt, dass das gelingen kann, was schon über Jahrzehnte in den Köpfen vieler Saalhauser herum geistert.
Mitgebracht hat Lüdtke die Frau, die den letzten und wohl wichtigsten Mosaikstein setzt, die Kneippkurort-Idee Realität werden zu lassen: Dr. Dorothea Dietz (59): „Ich komme eigentlich aus der Chirurgie, habe viele Jahre im Krankenhaus in Altenhundem gearbeitet und mich nach einer Zusatzausbildung zur Allgemeinmedizinerin Anfang 2020 der Hausarztpraxis meines Mannes in Saalhausen angeschlossen.“
Das war wohl der Augenblick für die Touristiker in und rund um Saalhausen, Morgenluft zu wittern. Denn alle wussten: Für den Kneipp-Kurort fehlt der Kurarzt. Oder eben die Kurärztin. „Vor gut einem Jahr stand dann plötzlich Andreas Voss in unserer Praxis, hat mich gefragt und auch ein bisschen in die Richtung gestupst“, erinnert sie sich Dorothea Dietz lächelnd zurück an die freundliche Anfrage des Saalhauser Hoteliers und Vorsitzenden des Verkehrs- und Kneippvereins Saalhausen.
Tretbecken und Barfußpfad
Clemens Lüdtke: „Wir hatten bereits 2008 mit Blick auf die Regionale 2013 die Idee, Saalhausen zum Kneipp-Kurort zu machen, aber unsere Bemühungen verliefen immer wieder im Sande.“ Und das, obwohl nicht nur der Kurpark über mehrere ansehnliche Kneipp-Stationen verfügt, darunter Tretbecken und ein Barfußpfad: „Auch unsere Hotels und Pensionen ziehen mit“, lobt Lüdtke. Mit dem Naturfreibad und den Hallenbädern in den Hotels Voss und Haus Hilmeke verfügt der Luftkurort über drei Stationen, in denen Wasseranwendungen, aber auch Entspannung und Physiotherapie eine große Rolle spielen. Ernährungswissenschaftlerin Eva Hennes, so Dorothea Dietz, sei ebenfalls fest eingebunden in das Projekt. Sogar der Kindergarten habe das Kneipp-Thema integriert.
Clemens Lüdtke setzt darauf, dass sich die Kneipp-Philosophie im Ort Stück für Stück verbreitet: „Die Kneipp-Heilkunde ist das Thema der Zukunft. Das muss gelebt werden.“
Was das im Einzelnen bedeutet, darüber kann Kneipp-Kurärztin Dorothea Dietz natürlich aufklären: Sie hat eine Zusatzausbildung zur Kurärztin hinter sich gebracht und am 17. Juli eine Prüfung vor der Ärztekammer bestanden. Dietz: „Die fünf Säulen, auf denen Kneipps Heilphilosophie beruhen, sind Wasser, Pflanzen und Kräuter, Bewegung, Ernährung und Lebensordnung.“ Letzteres soll dabei helfen, mit Anti-Stress-Strategien den eigenen Alltag zufriedener und entspannter zu gestalten. Hausärzte, so Dr. Dietz, könnten Kuren nach wie vor verschreiben, die Kassen übernähmen dann die Kosten für die medizinischen Anwendungen, Kost und Logis müssten die Patienten selbst tragen.
Jeder Kurgast in Saalhausen muss sich allerdings vor Eintritt in seine Zeit in Saalhausen bei Kurärztin Dr. Dorothea Dietz vorstellen: „Stress, Bluthochdruck, schwaches Immunsystem, die Gründe für eine Kur können vielfältig sein. Die Themen zeigen aber: Kneipp ist 200 Jahre nach seiner Geburt immer noch hochaktuell. Wer dann zu mir kommt, mit dem erarbeite ich nach gründlicher Anamnese ein entsprechendes Kur-Programm.“
Kneipp-Heilbad die nächste Stufe
1973 erhielt Saalhausen das Prädikat „Staatlich anerkannter Luftkurort“. 1991 gründeten die Saalhauser den Kneipp-Verein Lennestadt, der 1995 mit dem Verkehrsverein zum Verkehrs- und Kneippverein Saalhausen fusionierte.
Die nächsthöhere Stufe nach der Auszeichnung als Kneipp-Kurort wäre das Prädikat Kneipp-Heilbad. Dafür müsste Saalhausen unter anderem mindestens zehn Jahre unbeanstandet Kneipp-Kurort sein, Physiotherapeuten, Masseure und medizinische Bademeister vorweisen, die alle mit der Kneipp-Lehre vertraut sind.
Hochzufrieden zeigt sich natürlich der Mitinitiator Andreas Voss, der uns bei der Vorstellung des Projektes durch seine Bäder-, Sauna- und Physiotherapieabteilung führt, in die er gerade erheblich investiert hat: „Wir freuen uns sehr, mit Dorothea Dietz die Kurärztin gefunden zu haben, die wir brauchen.“
Jetzt fehlt nur noch grünes Licht der Kneipp-Kommission. Clemens Lüdtke: „Die Kneipp-Kommission der Bezirksregierung empfangen wir am Dienstag, 5. Oktober. Das Kommissionstrio wird Saalhausen und seine Kneipp-Angebote genau unter die Lupe nehmen und prüfen, ob das, was wir in unserer 12-seitigen Bewerbung alles dokumentiert haben, auch stimmt.“