Kreis Olpe. Einige Firmen zahlen Prämien, um zum Impfen zu motivieren. Im Kreis Olpe gibt’s das bislang nicht. Warum das unethisch und unsolidarisch wäre.
Seit einigen Wochen gerät die Impfkampagne ins Stocken. Zwar sind knapp 70 Prozent der Menschen im Kreis Olpe nach Angaben der Kassen Ärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) bereits durchgeimpft. Doch diese Impfquote reicht nach den Berechnungen des RKI nicht aus, um eine Herdenimmunität zu erreichen, vor allem im Hinblick auf die Delta-Variante. Nach Ansicht des RKI müssten dafür mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und mindestens 90 Prozent der Über-60-Jährigen geimpft sein. Demnach müssten bisherige Impfverweigerer überzeugt werden. Doch wie kann das gelingen? Einige Arbeitgeber, darunter Edeka Nord, versuchen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Prämien oder Sonderurlaub zu locken. Wäre das auch für den Kreis Olpe denkbar?
IHK fürchtet mit der Impfprämie eine Spaltung in der Belegschaft
Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen-Wittgenstein und Olpe, sieht das kritisch. „Ich hätte dafür kein Verständnis. Der Staat zahlt ja auch keine Impfprämien. Mit welchem Argument sollten Firmen das dann machen?“ Tatsächlich seien ihm auch keine Unternehmen in der Region bekannt, die derartige Anreize setzen würden. Seiner Ansicht nach berge eine derartige Umsetzung Konfliktpotenzial, weil es zu einer Spaltung in der Belegschaft führen könnte. „Es kann nicht die Lösung sein, dass man diejenigen schlechter stellt als diejenigen, die möglichst lange warten und dafür belohnt werden. Der Solidargedanke wird dadurch ad absurdum geführt“, so Gräbener.
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Gleichzeitig sieht der IHK-Hauptgeschäftsführer ein Problem darin, dass nicht alle mit dem Impfangebot erreicht werden könnten. Dass die Herdenimmunität mit stagnierendem Impftempo in weiter Ferne zu sein scheint. „Ich bin der Meinung, dass jede Spritze hilft. Und deswegen ist es auch so wichtig, dass der Staat versucht, in sozialen Brennpunkten die Impfbereitschaft zu erhöhen, indem mobile Impfteams unterwegs sind.“ Aufklären und Anbieten statt Locken und Zahlen.
Niederschwellige Angebote haben auch einige große Unternehmen, zum Beispiel Mubea oder Viega, gemacht, indem sie eine Impfstraße auf ihrem Gelände eingerichtet haben. „Sie haben viel Geld investiert, um so dafür zu sorgen, dass die Impfquote im Betrieb möglichst hoch ist“, betont Gräbener. Diese Ressourcen und Kapazitäten hatte der Großteil der regionalen Firmen jedoch nicht. Jetzt allerdings mit einem Bonus zu locken, sei falsch. „Es führt zur Ungleichbehandlung. Zumal es nicht Aufgabe des Unternehmens ist, eine möglichst hohe Impfquote zu erreichen. Gleichzeitig hätte ich ein Problem damit, wenn man denjenigen Unternehmen, die sich dafür entschieden haben keine Impfprämie zu zahlen, Vorhaltungen machen würde.“
Klinik hat ethische Bedenken
Auch im Krankenhaus, wo vulnerable Personengruppen zusammenkommen, waren Impfanreize in Form von Prämien, Urlaub und Co. nie ein Thema, wie Sarah Scholz-Klapp, Pressesprecherin der Katholischen Hospitalgesellschaft betont. Zumal das Personal bereits im Februar 2021 weitestgehend durchgeimpft war, also zu einem Zeitpunkt, zu dem derartige Überlegungen in der Öffentlichkeit noch keine Rolle spielten. „Wenn wir die Impfung jetzt belohnen würden für die Mitarbeiter, die noch nicht geimpft sind, könnte das für Unmut sorgen bei all denjenigen, die sich bereits im Frühjahr haben impfen lassen“, so Scholz-Klapp. Ethisch sei das schwierig. Und werde deswegen auch in Zukunft nicht umgesetzt.