Olpe/Wenden. Dario Hans ist Förster im Forstbetriebsbezirkes Olpe-Wenden. Wenn er durch den Wald geht, hat er ein offenes Auge. Was er dort wohl entdeckt?

Es ist ein trostloses Bild. Baumstümpfe reihen sich aneinander. So weit das Auge reicht. Auf dem Boden liegen Äste. Die Reste der Fichten, die einst die Fläche inmitten des Forstbetriebsbezirkes Olpe-Wenden besiedelt haben. Nun herrscht dort der Kahlschlag. „Natürlich tut das weh, sowas zu sehen“, sagt Dario Hans. Der zuständige Förster hebt etwas Rinde vom Boden auf. Mit dem Finger fährt er das Fraßbild des Borkenkäfers ab. Eine abgestorbene Larve hat sich in den Bohrgängen des Schädlings verfangen. Doch zwischen den Trümmern eines einst gesunden Fichtenbestandes lugen kleine Jungbäume hervor – die ersten Spuren für den Wald von morgen.

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In der Ferne ist die A4 zu sehen. Das Rauschen der Autos ertönt ganz leise. Am Rand der Kahlschlagfläche sind die gefällten Bäume aufgereiht. Sie alle müssen noch vermessen werden. Ein Teil geht nach Asien. „Da hinten die Fichten, die sind auch befallen“, sagt Dario Hans und deutet auf einige braune Baumkronen. „Wir schlagen derzeit kein Holz, das nicht vom Borkenkäfer geschädigt ist.“ Es ist der Buchdrucker, der den hiesigen Förstern die meisten Sorgen bereitet. Kleine Schädlinge, die sich in geschwächten Fichten breitmachen. Fichten, die aufgrund der Dürre in den vergangenen Jahren gelitten haben. Sie hinterlassen ein verheerendes Bild. So wie hier im Forstbetriebsbezirk Olpe-Wenden. „Das hält uns Förster und die Waldbesitzer auf Trab“, sagt Dario Hans.

Bestand wird genaustens erfasst

Dario Hans ist 35 Jahre alt und wohnt in Olpe. Gebürtig stammt er aus Witten an der Ruhr, ist verheiratet und hat zwei kleine Töchter. Sein Studium der Forstwirtschaft hat er in Göttingen absolviert. Danach hat er zunächst in Mecklenburg-Vorpommern bei der Bundesforstverwaltung gearbeitet. Seit 2014 ist er nun beim Forstamt Olpe. Angefangen hat er als Forstinspektoranwärter, seit November 2015 ist er Revierförster. Zunächst war er für das Revier Biggesee zuständig, seit März 2017 nun für den Forstbetriebsbezirk Olpe-Wenden – insgesamt 1900 Hektar. „Ich war bestimmt noch nicht in jeder Ecke meines Reviers“, sagt er. „Aber ich kenne mich hier aus, eine Karte brauche ich nicht.“

Sein Tag beginnt in der Regel gegen 6.30 Uhr. Zunächst im Büro. Hier gibt es einige Dokumentationsarbeiten zu erledigen. Immerhin muss jeder Bestand genaustens erfasst werden, um Maßnahmen zu planen. Danach geht es in den Wald. Mindestens drei Stunden verbringt er dort. „Ich habe mich schon seit der Jugend für Natur und Wälder interessiert“, erzählt er. „Die Entscheidung, einen grünen Beruf zu wählen, war da naheliegend. Mir war es wichtig, keinen reinen Bürojob zu haben, sondern draußen in der Natur zu sein.“

Es ist die Ruhe, die Idylle, die Dario Hans in seinem Beruf immer wieder aufs Neue fasziniert. Aber nicht nur. Es geht um Verantwortung. Für Flora und Fauna. Für den Klimaschutz – für alle Generationen, die auch in den nächsten Jahrzehnten von und mit dem Wald leben. „Das ist das Spannende daran“, erklärt der zweifache Vater. „Wir gestalten die Zukunft des Waldes.“

Ziel ist der Mischwald

Zukunft – das hat auch die Kahlfläche im Forstbetriebsbezirk Olpe-Wenden, wo der Borkenkäfer gewütet hat. Auch, wenn es noch nicht so aussieht. Aber ein paar Schritte weiter steht die Hoffnung. In Form von gesunden Mutterbäumen. Bäume, die ihre Samen fallen lassen, aus denen neues Leben wächst. „Kahle Flächen müssen wieder bewaldet werden“, sagt Dario Hans. „Entweder wird aktiv aufgeforstet oder es stellt sich von allein eine Verjüngung ein.“ Letzteres ist wünschenswert. Nicht nur, weil es den Geldbeutel der Waldbesitzer schont. Auch sind Bäume, die aus den Samen der Mutterbäume wachen, widerstandsfähiger. „Man muss aber auch schauen, was von allein nachkommt“, erklärt der Förster. „Wir wollen ja nicht nur Fichte, Mischwald ist das Ziel.“

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Wie gut das funktionieren kann, zeigt eine Fläche ein paar Meter weiter. Dort hat 2007 Orkan Kyrill getobt – und ein Bild der Zerstörung hinterlassen. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Denn die Natur holt sich zurück, was Natur genommen hat. Mittlerweile haben Eiche, Ahorn, Kiefer, Lärche und Fichte den Bestand wieder verdichtet. Ein junger, durchmischter Wald. So wie es sein soll. „Man muss den Flächen auch die Chance geben, sich selbst zu entwickeln und hoffen, dass es funktioniert“, sagt Dario Hans.

Hoffnung – davon gibt es genug im Wald. Sei es in Form des kleinen Bachlaufes, der sich durch das Forstbetriebsbezirk Olpe-Wenden zieht. Endlich wieder gefüllt. Nach Jahren der Dürre. Sei es in Form von Totholz, in dem Insekten ein neues Zuhause finden. Und an dem der Specht seine Freude hat. Sei es in Form von kleinen „Waldhelfern“. Wie der Eichelhäher. Ein Vogel, der im Herbst Eicheln, Bucheckern sowie Haselnüsse sammelt und als Wintervorrat versteckt – und vielleicht vergisst. Und sei es in Form von Jungbäumen, die nach und nach aus dem Boden sprießen – und selbst kahlen Flächen wieder Leben schenken.