Olpe. In den Sommermonaten sind wieder viele Menschen mit ihren Segelbooten auf dem Biggesee unterwegs. Doch wie teuer ist das Hobby eigentlich?

Das Segel zittert leicht im Wind. Markus Eisenburger muss wenden. „Klar zur Wende“, ruft er, um seine Gäste auf seinem Boot zu warnen, dass gleich das Segel umschlägt. Ein Teil der Reling neigt sich den Wellen zu. Das Boot befindet sich in Schräglage. „Wir können nicht kentern“, beruhigt Markus Eisenburger, während er zügig über den Biggesee steuert. Im Zick-Zack-Kurs gegen den Wind. Vorbei an den Ufern, an denen Menschen mit ihren Paddel-Booten für ein Picknick angelegt haben. Vorbei an den anderen Segelyachten, auf denen Paare oder Familien der Sonne entgegenlächeln. Doch was kostet das Hobby eigentlich?

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Markus Eisenburger ist 57 Jahre alt und leidenschaftlicher Segler. Schon seit seiner Jugend. Einst ist er durch eine Seglerfamilie zum Wassersportverein Biggesee gekommen – und hat dem Verein die Treue gehalten, auch während seiner 10 jährigen beruflichen Abwesenheit in Berlin. „Gesegelt habe ich immer, ob während des Studiums in Freiburg auf dem Schluchsee oder später auf dem Berliner Wannsee“. Heute besitzt er eine „Dehler 22“. Die Zahl steht für die Länge in Fuß. Also ein knapp 6,60 Meter langes Boot – gebraucht für knapp 14.000 Euro inklusive Anhänger. Der Anwalt aus Olpe betont aber, dass Segeln kein Luxus-Hobby ist. Es gibt deutlich günstigere Boote, die Kosten im Jahr sind nicht unerheblich, aber auch nicht überdimensional – und Kosten und Nutzen sind im Verhältnis zu sehen. „Ich gehe jede freie Minute segeln, es gibt nichts Schöneres im Sommer“, sagt er. „Und wir hier in Olpe haben den Vorteil, dass der See direkt vor der Haustür liegt, leicht auch mit dem Fahrrad erreichbar. Zudem ist der Sport etwas für die ganze Familie, schließlich kann man in herrlichem Wasser auch schwimmen gehen und im Verein wird Geselligkeit groß geschrieben. Das Gelände bietet einen Grillplatz für den abendlichen Austausch von Seemannsgarn und einen Spielplatz für Kinder.“

Von vielen Generationen genutzt

Aber was sind das nun für Kosten, die im Jahr anfallen? Zunächst einmal geht es um den Segelschein. Der liegt heute zwischen 200 und 250 Euro. Die Ausbildung wird im Verein organisiert – mit allen gängigen Segelscheinen. Der Jahresbeitrag für den Verein ist unterschiedlich – und liegt für Familien bei etwa 300 Euro. Ein Betrag, der sich unter den Familien-Mitgliedern aufteilen lässt. Genau wie die Kosten für Unterhalt und Pflege. Dazu gehört eine ordentliche Politur mit Wetterschutz und der Unterwasseranstrich sollte alle paar Jahre erneuert werden. „Viele Boote auf unserem See werden von mehreren Generationen genutzt“, sagt Peter Enders, Vorsitzender des Wassersportvereines Biggesee. „Die Omas und Opas freuen sich, wenn auch die junge Familie mit den Kindern das Familienschiff nutzt.“

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Dann geht es um den Liegeplatz am Steg. Die Kosten sind ab 150 Euro zu kalkulieren. Darüber hinaus berechnet der Ruhrverband – als Inhaber der Talsperre – eine Jahreslizenz von etwa 100 Euro. Und einen Zuschlag in Höhe von 70 Euro bei Motornutzung. Nicht zuletzt für das Anlegen am Steg zahlt sich ein Motor aus. „Es empfiehlt sich, für 60 Euro im Jahr eine Haftpflichtversicherung abzuschließen“, ergänzt Peter Enders, der selbst eine Dehler 22 mit seinem Sohn und seiner Familie am Biggesee nutzt. „Somit addieren sich die laufenden Beiträge und Gebühren auf etwa 600 bis 700 Euro pro Jahr. Sicherlich ein überschaubarer Betrag, wenn man bedenkt, wie viel Freude in der Natur und in Gesellschaft das Segeln einer ganzen Familie machen kann.“

Viele starten mit gebrauchtem Boot

Die Anschaffungskosten sind sehr unterschiedlich. Eine offene Jolle ist ab etwa 3000 Euro auf dem Markt zu finden. Familien bevorzugen aber häufiger ein Kajütboot, das vor dem Wetter schützt und auch einen gewissen Komfort und Sicherheit bietet, erklärt der Vorsitzende. Viele Segler starten mit einem gebrauchten Boot. Wie zum Beispiel eine „Varianta 65“ für 4000 bis 7000 Euro mit Anhänger. Das Boot von Mark Peterseim – ein schnelles Ragattaschiff Typ Dyas – hat gebraucht knapp 6000 Euro gekostet – und ist jetzt 20 Jahre alt. So wie viele andere Boote in den Häfen des Biggesees, einige sind sogar noch älter und nach wie vor in einem sehr guten Zustand. „Schmal und schnell“, sagt der 47-jährige Maschinenbautechniker aus Olpe und Mitglied im Wassersportverein Biggesee über sein Boot. „Das Element Wasser in Kombination mit Wind und Adrenalin, das macht das Segeln für mich aus.“ Damals hat sein Vater das Boot an den Steg gelegt. Jetzt nutze er es zusammen mit seinen Geschwistern und Nichten und Neffen – und zwar so häufig wie möglich. „Mindestens zweimal die Woche“, sagt er.

Neue Kajütboote gibt es ab 18.000 Euro. Durch Importe aus Polen ist der Preis in den vergangenen Jahren ziemlich stabil geblieben, sagt Peter Enders. „Nach oben gibt es natürlich keine Grenzen“, erklärt er. „Das ist wie beim Auto oder Wohnwagen. Der eine ist mit einem Golf zufrieden, der andere möchte gern einen großen BMW fahren.“

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Und so gibt es auch einige Raritäten auf dem Biggesee. So wie das Boot von Otmar Schneider. Der 81-Jährige ist einer der ältesten Segler im Verein. Er nutzt heute die sonnigen Abendstunden, um die Segel seines holländischen Bootes „BM“ zu hissen. Zusammen mit seiner Enkelin Lotte. Das ganze Schiff ist aus Holz, glitzert mit den Wellen des Biggesees um die Wette.

Im Jahr 1964 gegründet

Der Wassersportverein Biggesee e. V. hat sich im Jahr 1964 gegründet – also noch bevor der Biggesee 1965 aufgestaut wurde. „Damals konnte man sich noch nicht vorstellen, dass auf der großen Talsperre in unserer Heimat heute etwa 600 Segelboote Wassersport betreiben“, so Peter Enders, der seit 2001 den Vorsitz inne hat. Der Verein hat aktuell rund 260 Mitglieder, darunter 150 aktive Segler und um die 60 Junioren und Jugendliche. „Die Vereine haben über viele Jahre Ausbildungskurse angeboten und über die Jugendgruppen konnten viele Kinder und Jugendliche den Einstieg finden“, sagt Peter Enders. Am See haben sich fünf Segelvereine an drei Steganlagen etabliert. Das sind neben dem Wassersportverein Biggesee (WSVB), der Yachtclub Lister am Biggesee (YCL), der Yacht- und Ruderclub Attendorn (YRCA), der Yachtclub Siegerland (YCS) und der Aggertaler Segelclub (ASC).