Finnentrop/Siegen. Hat ein Mann aus Finnentrop im Mai 2019 eine Frau vergewaltigt? Polizistinnen glauben ihr. Niemand könne die pure Angst so schauspielern.
Die junge Frau ist noch heute völlig außer sich, will vom Angeklagten Ende Mai 2029 vergewaltigt worden sein. Für ihn war sie eine neue Beziehung und hat sich freiwillig auf sexuelle Handlungen eingelassen. Das ist der Hintergrund des Geschehens, das seit dem 13. Juli vor dem Siegener Landgericht verhandelt wird. Am zweiten Prozesstag werden Polizisten und Bekannte des mutmaßlichen Täters gehört. Ein eindeutiges Bild hat sich aus den gegenteiligen Aussagen bisher nicht wirklich ergeben.
Das Opfer sei bei den Vernehmungen nach dem Vorfall kaum ansprechbar gewesen, wie mehrere Polizistinnen berichten. Selbst männliche Stimmen oder Silhouetten hätten bereits für Zusammenbrüche gesorgt, wird mehrfach berichtet.
Polizistinnen von Glaubhaftigkeit überzeugt
Verteidiger Marcel Tomczak hält den Polizeibeamtinnen vor, dass die Zeugin an keiner Stelle entschieden Nein gesagt habe. Einmal sei sie sogar zitiert worden, so getan zu haben, als sei alles in Ordnung. Ob das nicht bei seinem Mandanten den Eindruck gemacht habe könnte, die 20 Jahre jüngere Frau dulde sein Verhalten? Die Befragten jedoch zeigten sich von der Glaubhaftigkeit der Frau überzeugt. Niemand könne die pure Angst so schauspielern, meint eine der Polizistinnen.
+++ Hochwasser in Lennestadt: Autos von Feuerwehrleuten zerstört +++
Die Frau habe lange den Namen des Angeklagten verschwiegen, aus Angst um ihre Kinder und sich selbst. Er sei ein netter Mensch gewesen, unter Drogen aber vollständig verändert und aggressiv. Er habe an jenem Tag Drogen genommen und es „geil gefunden, wie sie sich gewehrt hat“. Sie sei „eine Zeitlang überzeugt gewesen, seine Wohnung nicht mehr lebend zu verlassen“.
Dass es gewisse Zweifel beim Gericht gibt, zeigt sich an den bohrenden Nachfragen der Vorsitzenden. Die dem Verteidiger aber ebenso eine Aussage der Frau vorhält, wo sie sehr deutlich „Ich möchte das nicht“ zu dem Mann gesagt haben wolle. Umgekehrt rätselt Richterin Elfriede Dreisbach, warum die Zeugin mehrfach angegeben hat, der Angeklagte und seine Berührungen seien ihr unangenehm gewesen, trotzdem aber mit ihm geschrieben hat und mehrfach bei ihm war.
Nachbarin will nichts Verdächtiges gehört haben
„Er ist ein guter Typ. Ein guter Freund. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so etwas gemacht hat“, sagt ein 32-Jähriger, der den mutmaßlichen Täter seit seiner Kindheit kennt. Der Freund habe ihm von einer neuen Beziehung erzählt. „Ich habe sie an dem Abend zum ersten Mal gesehen“, berichtet der Attendorner weiter. Die beiden hätten mit ihm und einem Bekannten im Garten gesessen, sich geküsst und umarmt, „wie ein normales Paar“. Besonderes sei ihm nicht aufgefallen.
Und dann gibt es noch eine Nachbarin des Angeklagten, die direkt über ihm wohnt. Sie will zur Tatzeit eine Frauenstimme in der Wohnung gehört haben, fröhlich lachend und freundlich. Geräusche von Küssen, „das hört man ja“. Schreie oder Hinweise auf einen Kampf hat sie nicht wahrgenommen. Der Mann sei sehr freundlich und hilfsbereit, habe ihr einige Zeit vorher von seiner neuen Freundin erzählt. Als sie die Stimme hörte, „habe ich mich gefreut, dass sie wohl bei ihm ist“. Auch ein angebliches Würgen hätte sie hören müssen, betont die Zeugin: „Ich höre alles, sogar das Fallen einer Perle!“
Das Verfahren wird am 2. August fortgesetzt.