Wenden/Bad Neuenahr. Der langjährige Chef des VSV Wenden und des Tennisclubs, Heinz-Josef Niklas, lebt in Bad Neuenahr. Er hatte Glück, seine Wohnung liegt hoch genug.

Heinz-Josef Niklas ist im Wendschen als langjähriger Vorsitzender des VSV und des Tennisclubs bestens bekannt. Nach jahrzehntelangem Engagement für den heimischen Sport ist er vor zwei Jahren an die Ahr umgezogen, genauer gesagt ins eigentlich wunderschöne Bad Neuenahr. „Ich habe immer gescherzt, hier haben wir das Vorzimmer vom Himmel“, sagte Niklas im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Gegend kannte Niklas von seinen Tenniseinsätzen bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften.

Das „himmlische“ Ahrtal verwandelte sich in der Nacht zum vergangenen Donnerstag, 15. Juli, in den Vorhof der Hölle. Niklas und seine Ehefrau Rosemarie wurden von den ansteigenden Fluten wie viele andere auch fast ahnungslos überrascht, sie wohnen allerdings am Hang, etwa 50 Meter über dem Ahr-Pegel, kamen also mit dem Schrecken davon.

Kurioser Zufall: An dem Donnerstag wurde Niklas 75 Jahre alt. An Feiern war aber nicht zu denken. Stattdessen fielen in seiner Wohnung fließendes Wasser und Strom aus, und am Freitag floh er dann mit seiner Rosemarie zur Tochter, die im unweit gelegenen Bonn wohnt: „Ich musste einen Umweg über Niederzissen fahren, da unten alles gesperrt war.“

Wie Meeresrauschen

An den späten Abend des Mittwoch, 14. Juli, als die Auswirkungen des anhaltenden Starkregens die Katastrophe auslösten, kann sich der 75-Jährige genau erinnern: „Von unserem Wohnzimmer aus konnten wir zunächst einen gewaltigen Geräuschpegel des Flusses hören. Das hörte sich an wie ein Meeresrauschen.“ Aus dem Wohnzimmerfenster habe er dann auch sehen können, wie die Fluten angestiegen seien.

Im Vorfeld habe er zwar von der Warnung gehört, dass mit erheblichen Niederschlägen zu rechnen sei, von einer solchen Katastrophe sei aber nicht die Rede gewesen. Niklas: „Wegen des Regens sind wir auch nicht vor die Türe gegangen.“ Als die Flut da gewesen sei, habe er natürlich Bilder im Fernsehen gesehen, eine Vorwarnung vor so etwas habe es aber nicht gegeben.

Er habe gehört, dass beispielsweise 17 ältere Menschen aus dem unteren Geschoss eines Seniorenheimes nicht mehr hätten fliehen können und ertrunken seien.

Er selbst, so Niklas, lebe zum Glück in einer Penthousewohnung im Burgweg in Bad Neuenahr: „Der Burgweg liegt hoch genug.“ Nachdem die Ahr immer weiter gestiegen sei, seien zwei Brücken einfach weggeschwemmt worden.

Die einzigen direkten Auswirkungen der Flut hätten er und seine Frau nur durch den Ausfall von Strom und fließendem Wasser gespürt.

„Da haben wir gesagt: Was sollen wir jetzt hier, und die 13 Kilometer nach Bonn sind ja nicht soweit. Dann haben wir uns auf den Weg gemacht.“

Rückkehr erst einmal ungewiss

Einige Ausfallstraßen seien natürlich gesperrt gewesen. Bundeswehr und THW seien mit Hunderten von Einsatzkräften vor Ort gewesen.

Am nächsten Tag sei es lediglich möglich gewesen, zu Fuß näher an den Fluss zu gehen.

Von einem Tennis-Kameraden habe er wenig später ein Foto erhalten, wie es im benachbarten Bad Bodendorf aussehe, eine völlige Verwüstung.

Wann er mit seiner Frau wieder in die gemeinsame Wohnung zurückkehren könne, wann Strom und Wasser instand gesetzt seien, müsse jetzt abgewartet werden: „Ich habe im Internet recherchiert, aber wir wissen noch nicht, welche Straßen wann wieder versorgt sein werden.“ Bis der Zustand von vor der Flut hergestellt sei, das werde sicherlich einige Monate dauern: „Ich denke, wir werden uns zunächst um eine andere Wohnung kümmern, wo wir unterkommen können.“

Auch die komplette Infrastruktur sei zerstört. So etwas, so Niklas, „habe ich noch nie erlebt.“