Lennestadt. Sie machen den gleichen Job wie ihre Kolleginnen in Olpe, aber einen Corona-Bonus bekommen die Reinigungskräfte im St. Josefs-Hospital nicht.

Es sind nicht nur Ärzte und Pflegekräfte, die in Heimen und Krankenhäusern einen tollen Job machen, besonders in der Coronakrise. Das Gleiche gilt für die Reinigungskräfte, die unter erschwerten Bedingungen und hohen Anforderungen helfen, das System aufrechtzuerhalten. Das hat der Gesetzgeber erkannt und zahlt mittlerweile auch an die Frauen und Männer, die alles hygienisch sauber und in Ordnung halten, einen sogenannten steuerfreien Corona-Bonus. Aber nicht an alle. Mitarbeitende von Fremdfirmen gehen komplett leer aus. „Die Politik hat uns im Stich gelassen“, sagt Silke Drees, eine der Betroffenen.

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Die Meggenerin arbeitet für ein Reinigungsunternehmen aus Oberhausen und ist Teamleiterin für die 27 Reinigungskräfte im St. Josefs-Hospital in Altenhundem. Seit 17 Jahren sorgt die Firma dort für Sauberkeit in allen Räumen und auf allen Fluren. „Wir machen die komplette Stations- und OP-Reinigung. Wir reinigen auch alle Isolationszimmer und Nebenbereiche, wir sind gruppenweise den gesamten Tag im Krankenhaus tätig“, erklärt Silke Drees.

Genau wie ihre Kolleginnen und Kollegen im „Schwesternkrankenhaus“ in Olpe, dem St. Martinus-Hospital. Doch diese sind direkt beim Träger des Krankenhauses, der Katholische Hospitalgesellschaft Südwestfalen gGmbH, angestellt. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Die Olper Reinigungskräfte bekommen die Sonderzahlung, die in Altenhundem gehen leer aus.

Die Bundesregierung hatte im April 450 Millionen Euro für weitere Prämien für besonders belastete Beschäftigte in Krankenhäusern zur Verfügung gestellt, für das Pflegepersonal und im Gegensatz zur ersten Prämienzahlung im Herbst nun auch für die Reinigungskräfte, aber eben nur die eigenen Angestellten.

„Unsere Mitarbeiterinnen fühlen sich natürlich ungerecht behandelt“, sagt Silke Drees. Einige drohten gar mit Streik. Sie hat mittlerweile das Land NRW angeschrieben und an einer Online-Petition „Sonderzahlung für Reinigungskräfte“ teilgenommen, „aber es passiert nichts und es ist traurig, dass sich das niemand annimmt“, so die 52-Jährige.

Die Katholische Hospitalgesellschaft selber sieht sich nicht in Lage, die Ungleichbehandlung der Reinigungskräfte in ihren Kliniken zu befrieden. „Die Reinigungskräfte haben in der Coronakrise eine hervorragende und wichtige Arbeit zur Bekämpfung der Pandemie geleistet. Eine Anerkennung zum Beispiel in Form des Corona-Bonus wäre daher sehr zu begrüßen. Die für die Katholische Hospitalgesellschaft Südwestfalen (KHS) tätigen Reinigungskräfte sind jedoch keine Angestellten unseres Unternehmens, sondern bei einem externen Dienstleister beschäftigt, in dessen Verantwortungsbereich eine solche Bonusregelung fiele. Daher hat die KHS bei diesem Thema keine Gestaltungsmöglichkeiten. Als gemeinnützige Gesellschaft ist es der KHS zudem auch aus rechtlichen Gründen nicht erlaubt, z.B. Corona-Boni an Mitarbeitende externer Firmen zu zahlen“, teilte Geschäftsführer Dr. Gereon Blum mit. Das Reinigungsunternehmen, das das St. Josefs-Hospital reinigt, sehe sich selber nicht in der Lage, eine Prämie zu zahlen, so Sike Drees.

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Jürgen Weiskirch, Bezirksgeschäftsführer der Dienstleistungswerkschaft ver.di in Südwestfalen, kann den Ärger der Betroffenen gut nachvollziehen. Das Problem basiere auf einer Verkettung langjähriger Umstände. Seit den 90er Jahren seien mit dem Segen der Politik Abteilungen ausgegliedert worden, um Tarifbindungen und -erhöhungen zu umgehen. „So ist unsere unsoziale Marktwirtschaft“, sagt Weiskirch. Eine Lösung wäre, wenn die Hospitalgesellschaft die „Fremdarbeiter“ wieder insourcen würde, doch damit sei nicht zu rechnen. Deshalb bestehe kaum Hoffnung, dass sich was ändern werde.

Die „Ungerechtigkeit“ nagt auch am Selbstwertgefühl der Beschäftigten. In der Pandemie sei sehr oft den Krankenschwestern und Pflegern öffentlich gedankt worden, „aber nie hat jemand uns Reinigungskräfte mal erwähnt“, so Silke Drees. Überhaupt leide der Beruf an seinem schlechten Image: „Eigentlich will das keiner mehr machen.“