Kreis Olpe. Wie geht es den Schützen-Fans im Kreis Olpe im zweiten Sommer ohne Feste? Der Schützen-Check liefert die Antwort – und die stimmt zuversichtlich.
Mitten im zweiten Sommer ohne Schützenfeste haben sich fast 750 Menschen im Kreis Olpe – Mitglieder und Sympathisanten aus 73 der 75 Schützenvereine – Gedanken darüber gemacht, wie es um das Schützenwesen in der Region bestellt ist. Beim Schützen-Check haben sie jeweils 20 Fragen beantwortet zur aktuellen Situation der Vereine, Bruderschaften und Gesellschaften, aber auch zu Zukunftsperspektiven. Nun liegen die Ergebnisse vor – mal überraschen sie, mal regen sie zum Nachdenken an und meist stimmen sie zuversichtlich.
Zum Auftakt unserer Berichterstattung haben wir an dieser Stelle die fünf interessantesten Thesen zusammengestellt, die sich mit den Ergebnissen des Schützen-Checks belegen lassen.
1. Schützenfest ist Heimat!
Egal wohin es die Ölper und Olper in ihrem Leben treibt: Wenn Schützenfest ist, kehren sie alle zumindest für ein Wochenende nach Hause zurück. Und das gilt nicht nur für die Kreisstadt, sondern für alle Dörfer und Städte in der Region in gleichem Maße, zeigt der Schützen-Check. 93 Prozent der Befragten vermissen das Schützenfest ganz besonders. Und für mehr als 85 Prozent der Umfrage-Teilnehmer steht ihr Verein für Heimat, der höchste Wert überhaupt – vielleicht auch, weil das Schützenfest alle Generationen umspannt.
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Im Laufe des Lebens erleben die Menschen das Festwochenende immer wieder auf andere Art und Weise. Und die Erinnerungen bleiben. „Ich bin in keinem Schützenverein, aber dennoch bin ich vor Corona jedes Jahr auf unser Schützenfest gegangen“, berichtet ein Befragter zum Beispiel. „Ich komme aus Hünsborn, das ist meine Heimat. Hier bin ich groß geworden, als Kind in den Kindergarten gegangen und später auch zu Schule. Das Schützenfest gehört für mich einfach zur Tradition und zum Dorfleben dazu.“
2. Schützenvereine müssen integrativer wirken.
Für Heimat und Zusammenhalt stehen die Schützenvereine eindeutig, daran lassen die Befragten keinen Zweifel. Doch nur 30 Prozent der Schützen-Check-Teilnehmer wählen auch den Begriff „Integrationskraft“ aus. Viele Befragte sehen den größten Reformbedarf in ihrem Verein darin, junge Menschen stärker einzubinden. „Die Bindung zu unseren Mitgliedern muss auch ohne Schützenfest aufrecht erhalten werden“, schreibt ein anderer.
Und der gesellschaftliche Wandel geht auch an den Schützenvereinen nicht spurlos vorbei: Die Mobilität hat zugenommen, viele Menschen verbringen nicht mehr ihr ganzes Leben an einem Ort, sondern ziehen viel öfter um als früher. „Es wäre super, wenn es in den Corporalschaften einfacher wäre, als Zugezogener Kontakt zu knüpfen und eingebunden zu werden“, erklärt ein Teilnehmer.
3. Auf Schützenfesten geht es um mehr als um Bier und Party.
Das Schützenfest fehlt 93 Prozent der Teilnehmer am Schützen-Check, fast drei Viertel erklären aber auch, dass ihnen persönliche Kontakte zu anderen Vereinsmitgliedern in der Corona-Zeit gefehlt haben und fehlen. Und während des Schützenfestes geht es nicht nur um den Frühschoppen und die abendliche Party, sondern mindestens genauso um die Spannung beim Vogelschießen und die stimmungsvollen Festzüge und Paraden. „Insbesondere den Jungschützen muss klar sein, dass das Schützenfest nicht nur ein ,Sauffest’ ist“, schreibt ein Befragter.
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Die Anforderungen an die Schützenvereine gehen entsprechend auch über die Organisation wilder Partys hinaus. „Mehr für die Allgemeinheit tun, Schützenfest reicht nicht aus“, fordert ein Umfrageteilnehmer. Ein anderer erinnert an den Leitspruch „Glaube – Sitte – Heimat“, der „in die Jetzt-Zeit“ übersetzt werden müsse.
4. Frauen drängen ins Schützenwesen.
Schützenvereine sind immer noch Männersäche. Zumindest auf den ersten Blick. 77 Prozent der Teilnehmer beim Schützen-Check waren Männer, aber bei der Frage nach dem Reformbedarf wird die Rolle der Frau am häufigsten genannt. Ihnen solle eine aktive Mitgliedschaft ermöglicht werden, fordern viele Schützen-Fans.
„Ohne die zahlreichen Dienste der Damen unseres Vereins würden viele Aktivitäten nicht aufrecht erhalten werden können“, schreibt einer zum Beispiel. „Es gibt keine einzige Veranstaltung des Schützenvereins, an der nicht die Frauen (vor und hinter den Kulissen) maßgeblich für den Erfolg in vielfacher Weise beitragen. Gerade auf den kleinen Dörfern kann das meiner Ansicht nach gar nicht anders funktionieren, als dass ,alle’ gleichberechtigte Mitglieder eines Dorfvereins sind. Und viele Herren, besonders die jüngeren, sehen das erfreulicherweise auch so.“
5. Schützenvereine stehen auf einem soliden Fundament.
„Wie stark hat Ihre Verbundenheit zu Ihrem Schützenverein in der Corona-Pandemie nachgelassen?“, haben wir im Schützen-Check gefragt. Fast zwei Drittel antworteten: Gar nicht. Entsprechend optimistisch blicken viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Umfrage in die Zukunft. Mehr als 60 Prozent glauben an ein Schützenfest 2022, mehr als die Hälfte an steigende Besucherzahlen und nur sechs Prozent erwarten dauerhafte Corona-Schäden für ihren Verein.
Selbst eine Pandemie, das zeigt unsere Umfrage, kann das Schützenwesen im Kreis Olpe nicht umhauen.