Kreis Olpe. Ab dem 30. Juni muss der Arbeitgeber kein Home-Office mehr anbieten. Denn die Bundesnotbremse endet. Wie reagieren Arbeitgeber im Kreis Olpe?

Am 30. Juni endet die Homeoffice-Pflicht. Diese ist Teil des Infektionsschutzgesetzes, das als „Bundesnotbremse“ bekannt ist. Testpflicht, Hygienepläne, Maskenpflicht am Arbeitsplatz werden vorerst wohl bleiben – Homeoffice muss der Arbeitgeber ab Juli aber nicht mehr anbieten. Doch wie reagieren Unternehmen im Kreis Olpe darauf? Unsere Zeitung hat sich umgehört.

Kreisverwaltung möchte auch in Zukunft Home-Office anbieten

Von den etwa 400 Mitarbeitern der Kreisverwaltung, die einen PC-Arbeitsplatz haben, arbeiten aktuell rund 170 Beschäftigte im Homeoffice. Das sah Anfang 2021 noch anders aus: Da waren es gerade mal 70. Entsprechende Endgeräte konnten damals nicht schnell genug geliefert werden. „Es ist nach wie vor schwierig, die Hardware zu bekommen. Und wenn sie da ist, dann wird sie auch sofort an die Mitarbeiter ausgeteilt“, erklärt Hans-Werner Voß, Pressesprecher des Kreises Olpe. Homeoffice werde auch nach der Pandemie Bestand haben. „Auch, wenn es nach dem 30. Juni keine Homeoffice-Pflicht mehr geben wird, möchten wir das ganz offensiv weiter betreiben. Es hat sich in vielen Bereichen einfach bewehrt“, so Voß weiter.

Eine konkrete Richtlinie – zum Beispiel, dass Arbeitnehmer an zwei Tagen pro Woche von zuhause aus arbeiten können – gebe es bei der Kreisverwaltung nicht. Das solle individuell und in der jeweiligen Abteilung untereinander geregelt werden. „Wir möchten denjenigen, bei denen Homeoffice machbar ist, entgegenkommen."

Verstärktes Home-Office kann ein Einsparpotenzial bedeuten

Uli Berghof, Bürgermeister der Stadt Drolshagen, erklärte, er sei schon vor Corona ein Befürworter von Home-Office gewesen: „Das war das einzig Positive, dass wir Corona abgewinnen können.“ Im Zuge der Home-Office-Pflicht seien 20 Laptops angeschafft und eine Umfrage gestartet worden, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu dem Thema grundsätzlich stünden: „Eine große Anzahl der Beschäftigten haben erklärt, das in Zukunft nutzen zu wollen, zumindest an einzelnen Tagen in der Woche.“ Die ersten Laptops seien vorwiegend Müttern mit Kindern zur Verfügung gestellt worden.

Es sei jetzt perspektivisch geplant, sukzessive Laptops für alle Verwaltungs-Beschäftigten anzuschaffen, aber, so Berghof: „Selbst auf die 20 ersten Geräte mussten wir monatelang warten, da es Lieferengpässe gab.“ Auch mit Blick auf die dringlichen baulichen Investitionen für das Rathaus könne verstärktes Home-Office ein Einsparpotenzial bedeuten, weil dann nicht mehr jedem Mitarbeiter ein eigenes Büro zur Verfügung gestellt werden müsse.

80 Prozent der Sparkassen-Mitarbeiter wurden ins Home-Office geschickt

In der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem wurden bereits im Januar des vergangenen Jahres die Notfallpläne angepasst. 80 Prozent der Mitarbeiter wurden kurzfristig ins Homeoffice geschickt. „Mehr war nicht umsetzbar“, sagt Vorstandsvorsitzender Heinz-Jörg Reichmann. „Das oberste Postulat war, Schutz der Mitarbeiter und Schutz der Kunden. Und Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes.“ Die Erfahrungen aus der Corona-Krise werden genutzt. Während es früher eine Homeoffice-Quote von 15 Prozent gab, wurden bereits im vergangenen Sommer die Dienstvereinbarung zum Homeoffice erweitert. Nun hat jeder einen Anspruch auf zwei Homeoffice-Tage in der Woche. „Wir sind flexibler geworden“, sagt Reichmann. „Wir wollen auch künftig unseren Mitarbeitenden vermehrt die Möglichkeit geben, von zuhause aus zu arbeiten.“

Arndt G. Kirchhoff von der Kirchhoff-Gruppe erinnerte im Gespräch mit unserer Redaktion daran, dass es im Unternehmen schon weit vor Corona eine Betriebsvereinbarung für mobiles Arbeiten gegeben habe: „Das kann Arbeiten von Zuhause sein, aber auch von einer Autobahnraststätte oder in einem Hotel oder Café. Das ist bei uns gängige Praxis.“ Während Corona habe man das verschärfen müssen, da die Leute zu Hause hätten bleiben müssen, bei denen es praktikabel gewesen sei. Kirchhoff: „Dem haben wir uns natürlich gefügt, genauso, wie wir getestet haben und jetzt auch impfen.“

Warum das Home-Office auch Schattenseiten hat

Kirchhoff räumte auch ein, dass es negative Folgen gegeben habe, wenn die Leute zu Hause mit kleinen Kindern hätten arbeiten müssen: „Das ist eine besondere Belastung. Aber grundsätzlich merken wir, dass manche Mitarbeiter darunter leiden, wenn sie weniger soziale Kontakte haben. Arbeit ist ein wesentlicher Teil des sozialen Lebens.“ Das habe die Pandemie und Home-Office besonders deutlich gemacht. Was ab dem 1. Juli wieder durchsetzbar sei, seien Präsenz-Konferenzen, wenn sie der Arbeitgeber für notwendig halte. Das sei jetzt noch verboten. Inwieweit sich Homeoffice nach Corona ausdehne, bleibe abzuwarten. Wenn Mitarbeiter in Köln oder anderen Städten wohnten, sei es schon Usus gewesen, dass die ein oder zwei Tage dort geblieben seien.

>>> ZWEIMAL WÖCHENTLICH EINEN CORONA-TEST ANBIETEN

  • Nach Angaben des Arbeitsministeriums wird aktuell über Regeln am Arbeitsplatz nach der Homeoffice-Pflicht beraten. Dabei geht es um grundlegende Vorgaben am Arbeitsplatz wie die Kontaktreduzierung, die Testangebotspflicht und die Verpflichtung zu Hygienekonzepten.
  • Laut Entwurf der neuen Arbeitsschutzverordnung müssen Firmen demnach auch künftig Mitarbeitern in Betrieben zweimal wöchentlich einen Corona-Test anbieten.